Kompetenzaufgabe / Lernaufgabe zum Interkulturellen Lernen: Québec
Vorschläge für eine aufgabenorientierte Unterrichtseinheit zum Thema Francophonie
Unterrichtsreihen zum Thema Francophonie im Referenzbereich A2 sind häufig dadurch gekennzeichnet, dass sie in erster Linie Faktenwissen vermitteln, wobei die Kompetenzbereiche Lesen und Schreiben im Zentrum stehen. Dem Anspruch, die interkulturelle Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern, der den Erläuterungen zum Bildungswert der modernen Fremdsprachen im Bildungsplan 2016 zu entnehmen ist, wird kaum Rechnung getragen, und das Potential in Hinblick auf die prozessbezogenen Kompetenzen der Sprachbewusstheit und der Sprachlernkompetenz wenig genutzt.
Der vorliegende Vorschlag einer aufgabenorientierten Einheit zeigt Möglichkeiten auf, die Aktivität der Schülerinnen und Schüler zu fördern, sie zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit einer anderen Kultur anzuregen und gleichzeitig ihre Medienkompetenz zu schulen.
Dem Lernstand im Bereich A2 wird durch den inhaltlichen Fokus auf Montréal/Québec Rechnung getragen: In der Regel liegen Vorkenntnisse vor. Außerdem sind die Stadt und die Provinz deutschen Lernern aufgrund der kulturellen Nähe vergleichsweise zugänglich. Schließlich besteht, anders als bei frankophonen Ländern z.B. in Afrika, weniger die Gefahr, dass problematische Themen nur oberflächlich behandelt werden können und somit ein einseitiges, beschönigendes Bild vermittelt wird. Eine weitere didaktische Reduktion erfolgt durch das Ausklammern von authentisch gesprochenem Québécois, um die Schüler vor Misserfolgen zu bewahren.
Zwei Schwerpunkte zielen darauf ab, den Schülerinnen und Schülern realistische Eindrücke von Montréal und Québec zu vermitteln und es ihnen zu ermöglichen, diese mit ihrer eigenen Erfahrungswelt in Verbindung zu setzen:
Zum einen lernen sie Möglichkeiten kennen, die das Internet bietet, um virtuell fremde Gegenden zu bereisen, indem sie für Kurzreferate zum Beispiel Straßenkreuzungen auf google earth ansehen, authentische Supermarktprospekte studieren oder ein Rezept nachkochen oder -backen und von ihren Erfahrungen berichten. Die Mitschüler werden darin geschult, einer Gruppe und (kriteriengestützt) einzelnen Mitschülerinnen und Mitschüler Rückmeldung zu geben.
Zum anderen dient ein ausführliches Interview mit zwei Jugendlichen, die in einem Vorort von Montréal aufwachsen, als Brücke zwischen den Kulturkreisen. Die Eltern von Emily (16 Jahre) und Johann (14 Jahre) sind vor gut zehn Jahren von Deutschland nach Kanada ausgewandert, beide Jugendliche kennen auch Deutschland gut und berichten ehrlich und ungezwungen aus ihrem Leben.
Die Arbeit an den sprachlichen Mitteln wird kontextbezogen eingebunden (Redemittel zum Feedback, Adverbien, Ortsadverb y, vivre).
Den Rahmen für die Einheit bietet die Aufgabe, die gewonnenen Eindrücke in einer PREZI-Präsentation darzustellen. PREZI ist im angelsächsischen Bereich, aber auch in Québec das gängige Medium für Präsentationen in Schule und Universität. Die Auswahl der besten Präsentation erfolgt in zwei Phasen: Eine Vorrunde findet in Kleingruppen statt, wobei die Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen anwenden sollen, die sie im Rahmen der Kurzpräsentationen erworben haben; schließlich treten die Gewinner der Vorrunde gegeneinander an.
Dabei fließen die im Rahmen der Kurzreferate erworbenen Kompetenzen (insb. interkulturelle kommunikative Kompetenz, monologisches und dialogisches Sprechen sowie Medienbildung) ein und werden gefestigt.
Viele der vorliegenden Materialien eignen sich dafür, die Medienbildung im Französischunterricht zu fördern. In der Vorbereitung der Kurzreferate erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Selbstständigkeit im Umgang mit dem Internet. Ihre begründete Auswahl von Materialien stellt im Ansatz schon eine Form der Medienkritik dar. Der mediengestütze Vortrag als Teil der Medienbildung wird ausgiebig geschult und mit PREZI lernen die Schülerinnen und Schüler ein neues mediales Hilfsmittel kennen. Der Beitrag zur Medienbildung kann zwar weitgehend implizit erfolgen, die vorgeschlagenen diagnostischen Maßnahmen zum Einstieg sowie zum Abschluss der Kompetenzaufgabe ermöglichen es aber darüber hinaus, die Schülerinnen und Schülern zur Reflexion über ihre eigenen Erfahrungen und Einstellungen anzuregen und ihnen die Kompetenzzuwächse auch im Bereich der Medienbildung vor Augen zu führen.
Sollten die technischen Voraussetzungen an der Schule eine sinnvolle Arbeit an den PREZI-Präsentationen nicht erlauben, könnte eine alternative Kompetenzaufgabe darin bestehen, dass Schülergruppen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie Québec und Montréal als geeignetes Ziel für einen Auslandsaufenthalt oder Schüleraustausch halten. Bei dieser Alternative spielt zwar der Aspekt der Medienbildung eine weniger bedeutsame Rolle, sie führt aber gleichermaßen die verschiedenen Inhalte des Unterrichtsvorschlags zusammen und generiert sprachliche und interaktionale Prozesse.
Die Materialien und Unterrichtsideen lassen sich mit der Lehrbucharbeit verknüpfen. So können je nach Zeit und Interessenlage die Unité 3 von A plus! 3 oder die Unité 5 von Découvertes 3 (série jaune) ergänzt und/oder ersetzt werden.
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