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Kompetenzaufbau résumé

Die Aufgabe, ein résumé zu verfassen, verlangt genaues Textverständnis, bei dem zwischen relevanten und weniger relevanten Informationen unterschieden wird und bei dem aus mehreren Detailinformationen gegebenenfalls Schlussfolgerungen in Bezug auf eine allgemeinere Aussage gezogen werden müssen, die nicht explizit im Text stehen. Zusammenfassungen narrativer Texte wie einzelner Kapitel des Jugendromans von Mikaël Ollivier zu schreiben, die für den unkundigen Leser den Inhalt nachvollziehbar wiedergeben, ist für Schülerinnen und Schüler am Ende der 8. Klasse nicht leicht. Sie kennen die Inhaltsangabe in der Regel aus dem Fach Deutsch, wo im Gymnasium in der 7. und/oder 8. Klasse die Textsorte eingeführt und geübt wird. Die Schwierigkeit besteht neben dem Umstand, dass ein fremdsprachlicher Text vorliegt, der sich ihnen nicht so schnell zu erschließen scheint wie eine deutsche Textgrundlage, dass die Lernenden Ortswechsel und Zeitangaben berücksichtigen und den Handlungsfortschritt kurz fassen müssen. Sind Dialoge im Text enthalten, muss deren Fragestellung und Ergebnis auf den Punkt gebracht werden, welche oft nicht wörtlich im Text stehen. Die Schülerinnen und Schüler müssen hier eine Abstraktionsleistung vollbringen und Schlussfolgerungen aus dem Dialogverlauf ziehen. Werden im Text zusätzlich Überlegungen, Hypothesen und Fragen des Erzählers zur Situation entfaltet, ist eine Zusammenfassung für einen Lernenden, der gerade dabei ist, das GeR-Niveau A2 zu erreichen, besonders schwer oder eine Überforderung. Aus diesem Grund eignen sich nicht alle Kapitel des Jugendromans Frères de sang zur Einführung und zum Üben eines résumé und auch nicht für eine Lernerfolgskontrolle.

Bevor ein Kapitel für ein résumé ausgewählt wird, muss dessen Eignung dahingehend geprüft werden, ob die Schülerinnen und Schüler über die sprachlichen Mittel verfügen, um eine angemessene Kurzfassung zu formulieren. Der Bildungsplan 2016 verlangt nicht, dass die Schülerinnen und Schüler prinzipiell ohne Hilfestellungen Zusammenfassungen zu verfassen in der Lage sind1. Entspricht die Textgrundlage den oben genannten Erfordernissen, ist es möglich, den Lernenden Hilfestellungen zu geben, beispielsweise um ihnen das Strukturieren oder das Abstrahieren an einzelnen Stellen zu erleichtern.

In Frères de sang folgt auf die Einführung der Personen sowie die Entfaltung des Falles und der Personenkonstellation eine Reihe von Kapiteln (8, 9, 11), die keine umfangreichen Dialoge, aber explizite Orts- und Zeitangaben enthalten und deren Handlung wenig komplex ist. Diese Kapitel eignen sich zur Einführung und zum Üben des résumé. In dem folgenden Vorschlag wird in zwei Schritten auf drei Niveaus an das selbstständige Verfassen einer Inhaltsangabe herangeführt2. Darauf folgen Vorschläge für Kapitel unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, die als Grundlagen für weitere Zusammenfassungen gewählt werden können.

Chapitre 8

  • Bewusstsein schaffen für:
  • die zeitliche Abfolge der Ereignisse
  • die Bedeutung von Ortsangaben
    • relevante und weniger relevante Handlungselemente
    • Textkohärenz
  • Einführung in die Textgliederung anhand einer Strukturübersicht

Die Schülerinnen und Schüler lesen das 8. Kapitel und erhalten Fdt 10, auf dem das Kapitel bereits in Sinnabschnitte untergliedert ist. In jedem dieser Abschnitte vollzieht sich ein neuer Handlungsschritt, an dem gegebenenfalls neue Personen beteiligt sind und bei dem sich auch ein Ortswechsel vollziehen kann. Die Fragen zu den einzelnen Abschnitten sollen die Aufmerksamkeit der Lernenden auf diese Angaben und wechselnden Bedingungen richten. In zwei Fällen ist das zentrale Element der Handlung bzw. des Handlungsfortschritts bereits formuliert. In einem ersten Schritt unterstreichen die Schülerinnen und Schüler im Text die relevanten Informationen und übertragen sie in die Gliederung.

Ein Vorschlag für die Auswertung: Beim Vergleich der Schülerlösungen könnte darauf geachtet werden, dass jeweils die knappste und dichteste Formulierung als Ergebnis festgehalten wird. Auf diese Weise kann exemplarisch die Frage diskutiert werden, an welchen Stellen Details besser in einer allgemeineren Formulierung aufgehen bzw. zwischen relevanten und weniger relevanten Informationen unterschieden werden muss. Bereits beim ersten Abschnitt stellt sich zum Beispiel die Frage, ob die Englischlehrerin und einzelne Klassenkameraden, deren Verhalten sich von dem der Mehrzahl der Schüler und Lehrer unterscheidet, eigens erwähnt werden müssen. Stattdessen könnte man knapper formulieren: Presque tout le monde regarde Martin avec horreur.

In einem weiteren Schritt können die Schülerinnen und Schüler verschiedene Schülerlösungen (Fdt 11) mit dem gemeinsamen Ergebnis und der Anleitung auf der fiche d’écriture « Faire le portrait » vergleichen und beurteilen, an welchen Stellen diese mehr oder weniger gelungen sind. Ferner könnten die Lernenden die Konnektoren und Bindewörter markieren, welche in den Beispiellösungen gebraucht werden. Dabei ist davon auszugehen, dass bei allen drei Beispielen die Textgrundlage richtig verstanden wurde. Ziel ist nur, dass die Schüler die Vorgehensweise (Art und Weise des Bündelns, Konnektorengebrauch), die Vollständigkeit und die Abfolge der Informationen in den résumés betrachten. Es handelt sich bei Fdt 11 um Texte einer 8. Klasse, die im 4. Quartal des Schuljahrs 2014/15 verfasst wurden. Die sprachlichen Fehler wurden für die Arbeitsblätter korrigiert. Die gleichen Schülerlösungen finden sich in unkorrigiertem und anonymisiertem Zustand auf dem zweiten Teil des Arbeitsblattes. Diese haben mehr den Zweck, dem Unterrichtenden einen Eindruck von dem zu verschaffen, was Schülerinnen und Schüler des sehr guten bis befriedigenden Leistungsbereichs auf dem GeR-Niveau A2 zu erbringen vermögen, und sollten vor einer Vervielfältigung entfernt werden.

Differenzierungsmöglichkeit: Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler könnten zwei der vorgeschlagenen Texte prüfen, leistungsschwächere in der gleichen Zeit nur einen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Auswahl der Texte davon abhängig zu machen, welche Stellen und Aspekte vorher im Detail besprochen wurden.

Chapitre 9

  • Einüben der Textgliederung
  • Übung: selbstständiges Verfassen eines résumé

Die Schülerinnen und Schüler bekommen nach der Lektüre den Auftrag, das Kapitel 9 in vier bis fünf Sinnabschnitte zu unterteilen und sich an den Angaben bzw. Fragen zu orientieren, die auf Fdt 11 gestellt werden, um Zeitpunkt, Ort, Personen und Handlung(sfortschritt) eines Absatzes festzustellen.  Leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler können ein bereits vorstrukturiertes Blatt erhalten, in das zwei Aspekte eingetragen sind, deren Formulierung diesen Lernenden schwerer fallen dürfte, weil sie, um zu verstehen, Informationen verschiedener weiter auseinanderliegender Textstellen gedanklich verknüpfen müssen. Alle Schülerinnen und Schüler unterstreichen die Textstellen, die relevante Aussagen enthalten.

Ein zweiter Schritt widmet sich der Einleitung. Diese Einführung in einen Text – insbesondere die treffende Angabe des zentralen Handlungsfortschritts in einem Auszug aus einem Kriminalroman - fällt Schülerinnen und Schülern in der 8. Klasse auch im Deutschen nicht leicht. Insofern liegt es nahe, ihnen eine Reihe einfacher „Textchunks“ vorzulegen, die sie sich aneignen und die sie an die jeweilige Textgrundlage anpassen, wenn sie ein neues résumé formulieren. Auf Fdt 13 werden vier verschiedene Beispiele vorgeschlagen, die sprachlich geeignet sind, die aber hinsichtlich des Themas bzw. des zentralen inhaltlichen Aspekts mehr oder weniger gelungen sind. Diesen Unterschied gilt es herauszuarbeiten. Des Zeitaufwands wegen ist es durchaus denkbar, dass die Begründung für die auszusondernden Beispiele A und D auf Deutsch erfolgt. Gegebenenfalls können für die Einleitungen A und D Verbesserungen formuliert werden, so dass der Lerngruppe schließlich vier Beispiele für treffende Einleitungen vorliegen. An dieser Stelle spätestens sollte die fiche d’écriture « Résumer un texte » eingeführt und die bisher erarbeiteten Strukturhinweise (quand?, où?, qui?, quoi?) damit abgeglichen werden.

Als dritten Schritt verfassen die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Erarbeiteten ein eigenes résumé. Will man ihnen ein Beispiel für eine gelungene Inhaltsangabe vorlegen, kann das Beispiel B aus Fdt 4 aus dem Kontext des portrait-Schreibens herausgelöst werden und zu diesem Zweck eingesetzt werden.

Chapitres 10-13

  • zunehmend selbstständiges Leseverstehen, auch ohne die Stütze von geschlossenen und halboffenen Aufgaben
  • selbstständiges Verfassen eines résumé

Die vier Kapitel 10-133 stellen die einzelnen Schritte der Fahndung dar, die Martin unterstützt durch seine Großmutter unternimmt: Durch verschiedene Schlüsse und Maßnahmen kommen die beiden auf die Spur des Täters.  Hinsichtlich der Charaktere oder eines Tatmotivs liefern diese Kapitel keine Aufschlüsse. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler vor allem die Ergebnisse der Untersuchung verstehen müssen. Als Grundlage eines résumé in Klasse 8 eignen sich aber nur das 11. und das 13. Kapitel, weil Kapitel 10 und 12 verhältnismäßig lange Dialoge und Überlegungen Martins enthalten, die einen abstrahierenderen Zugriff bzw. eine größere Variabilität im Ausdrucksvermögen erfordern, als sie die Lernenden bis dahin in der Regel erworben haben. Aus diesem Grund wird im Rahmen dieser Unterrichtseinheit ein Aufgabenvorschlag gemacht, mit dessen geschlossenen Aufgaben der zentrale Inhalt der Kapitel 10 und 11 erarbeitet werden kann (Fdt 14). Wenn das grundlegende Verständnis der Kapitel so gesichert ist, können die Schülerinnen und Schüler mit den erworbenen Analysemethoden und der fiche d’écriture selbstständig ein résumé des Kapitels 11 verfassen. Der Evaluationsbogen in Fdt 16 kann zur gegenseitigen Evaluation (inhaltliche Vollständigkeit, ausgewählte sprachliche Aspekte) oder für eine Rückmeldung des Unterrichtenden an die Schülerinnen und Schüler genutzt werden. Das Kapitel 13 ist aufgrund seines sehr deutlichen dreischrittigen Aufbaus, bei dem zunächst der Verdacht gegen zwei Gartenarbeiter ausgeräumt und Loïc Lascan als Hauptverdächtiger deutlich wird, noch einfacher zusammenzufassen. Setzt man dieses Kapitel für eine Lernerfolgskontrolle an, ist es wegen seiner einfachen Struktur nahe liegend, auf vorangehende Aufgaben zur Sicherung des Leseverstehens von Kapitel 12 und 13 zu verzichten. Darüber hinaus eignen sich für eine Lernerfolgskontrolle die Kapitel 16 und 19. Letzteres ist die anspruchsvollste der hier vorgeschlagenen Textgrundlagen, weil die Schülerinnen und Schüler aus zwei verschiedenen Textpassagen und nicht ausdrücklichen Angaben erschließen müssen, dass ein Polizist ermordet wurde.

 

1 vgl. Bildungsplan 2016 Französisch als zweite Fremdsprache 3.1.3.5 Schreiben Teilkompetenz 4, 3.1.4 Text- und Medienkompetenz Teilkompetenz 2.

2 Mit den einzelnen Schritten wird der Aufbau der Teilkompetenzen 2, 3, 6 und 7 des Leseverstehens (3.1.3.2) sowie die Teilkompetenzen 4 und 9 des Schreibens (3.1.3.5) im Bildungsplan 2016 Französisch als zweite Fremdsprache gefördert bzw. vollzogen.

3 Im Kapitel zur Integration grammatischer Strukturen, deren Erwerb in den Lehrwerkseinheiten an das Ende der 8. Klasse gesetzt wird, wird ein Vorschlag zur Einführung und Übung von être en train de faire qc und venir de faire qc gemacht. Mit diesen Strukturen kann im Rahmen eines résumé die zeitliche Abfolge von Handlungen verdeutlicht werden.

 

 

Fiches de travail

 

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