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M11: Tran­si­ti­ons­for­schung - Was Resi­li­enz- und Bio­gra­fie­kon­zep­te ver­bin­det


    Ar­beits­auf­trag:

  1. Lies den nach­fol­gen­den Text.
  2. Er­klä­re mit Hilfe von Bei­spie­len, was Tran­si­tio­nen sind und be­schrei­be mit ei­ge­nen Wor­ten, was die Tran­si­ti­ons­for­schung un­ter­sucht.
  3. Be­schrei­be, wes­halb die Be­trach­tung von Tran­si­tio­nen hilf­reich sein kann um so­ge­nann­te Resi­li­enz­fak­to­ren in Bio­gra­fi­en auf­zu­de­cken.

    „Und jedem An­fang wohnt ein Zau­ber inne, der uns be­schützt und der uns hilft zu leben.“
    Her­mann Hesse


Als Über­gän­ge bzw. Tran­si­tio­nen wer­den zeit­lich be­grenz­te oft kri­sen­haft er­leb­te Pha­sen oder Er­eig­nis­se in der Ent­wick­lung von Men­schen be­zeich­net. Mar­kan­te Er­eig­nis­se, zwi­schen den ein­zel­nen Ent­wick­lungs­pha­sen eines Men­schen, wie z. B. der Ein­tritt eines Kin­des in den Kin­de­gar­ten, der Ein­tritt in die Schu­le, Hei­rat, Ge­burt eines ei­ge­nen Kin­des, sind oft mit be­son­de­ren Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den, denn in­ner­halb eines Tran­sis­ti­ons­pro­zes­ses, gilt es so­wohl Chan­cen als auch Be­las­tun­gen zu be­wäl­ti­gen, des­halb ste­hen sie im For­schungs­fo­cus der Tran­si­ti­ons­for­schung.

In der Tran­si­ti­ons­for­schung wird davon aus­ge­gan­gen, dass die po­si­ti­ven und ne­ga­ti­ven Ein­flüs­se auf eine Le­bens­ge­schich­te in einem ge­gen­sätz­li­chen (dia­lek­ti­schem) Zu­sam­men­hang ste­hen. 1 Vor­an­ge­gan­ge­ne Er­fah­run­gen neh­men, laut der Tran­si­ti­ons­for­schung, dar­auf Ein­fluss, wie sich ein Mensch in Zu­kunft ver­hal­ten wird. Trans­ak­tio­na­le Mo­del­le be­trach­ten somit das mensch­li­che Ver­hal­ten nicht ein­fach als In­ter­ak­ti­on zwi­schen Genen und Um­welt, son­dern be­schrei­ben es viel­mehr als ein Zu­sam­men­spiel zwi­schen Genen, Um­welt und der Ver­hal­tensent­wick­lung bis zum ge­gen­wär­ti­gen Zeit­punkt. 2

An die­sem Mo­dell kann kri­ti­siert wer­den, dass Ri­si­ko und Un­ter­stüt­zungs­quel­len in­ner­halb eines Le­bens­laufs nicht ein­deu­tig iso­liert wer­den kön­nen und die in­ter­ak­ti­ve Di­men­si­on der Ein­flüs­se ver­kannt wird. Wird die­sem Zu­sam­men­spiel mehr Be­ach­tung ge­schenkt, weil sie sich oh­ne­hin ge­gen­sei­tig be­ein­flus­sen und teil­wei­se wech­sel­sei­tig ver­stär­ken, aber auch um­keh­ren oder auf­he­ben kön­nen, so könn­ten in­halt­li­che Ein­flüs­se, die im Rah­men von Er­zie­hungs und So­zia­li­sa­ti­ons­pro­zes­sen zur Aus­prä­gung von Resi­li­enz oder aber Vul­nera­bi­li­tät (stress­ver­ur­sa­chend und krank ma­chend sind) bei­tra­gen, ge­nau­er be­ach­tet wer­den.

Tho­mas Ga­bri­el 3 ver­tritt die An­sicht, dass diese Kom­ple­xi­tät im Rah­men der For­schung an­ge­mes­sen re­du­ziert wer­den kann, indem eine Kon­zen­tra­ti­on auf Über­gän­ge (Tran­si­tio­nen) zwi­schen den Le­bens­ab­schnit­ten und Le­bens­kon­tex­ten zur Ana­ly­se resi­li­en­ter Be­wäl­ti­gungs­mus­ter statt­fin­det. Er schlägt aus die­sem Grund For­schungs­an­sät­ze vor, „die im Kern qua­li­ta­tiv an­ge­legt sind und in Fall­stu­di­en die Ent­wick­lungs­über­gän­ge resi­li­en­ter Pro­ban­ten re­kon­stru­ie­ren, um so gleich­sam die ent­schei­den­den „Ent­wick­lungs­li­ni­en“ und „Über­gän­ge“ in Bio­gra­fi­en zu ent­de­cken“. 4 Seine Idee ori­en­tiert sich an der Kon­zen­tra­ti­on auf bio­gra­fi­sche Über­gän­ge am Kon­zept der Tran­si­ti­ons­for­schung.

Der An­satz Tran­si­ti­ons­for­schung fo­kus­siert das dy­na­misch re­la­tio­na­le Über­gangs­ge­sche­hen im Rah­men von Bio­gra­fi­en. „Resi­li­enz­for­schung könn­te damit den in­halt­li­chen und struk­tu­rel­len Di­men­sio­nen von Er­zie­hungs und So­zia­li­sa­ti­ons­pro­zes­sen ge­recht wer­den, die für die Ent­wick­lung von in­di­vi­du­el­len, ge­ne­ra­ti­ons­spe­zi­fi­schen oder auch in­ter­ge­ne­ra­ti­ven Be­wäl­ti­gungs­for­men jun­ger Men­schen Re­le­vanz be­sit­zen“.5 Nach Ga­bri­el kann durch Bio­gra­fie­ar­beit Per­so­nen Zu­gang zu vor­han­de­nen Resi­li­enz­fak­to­ren er­schlos­sen wer­den. Sei­ner Idee zu­fol­ge, wird über die Bio­gra­fie­ar­beit eine me­tho­di­sche Lücke im For­schungs­feld der Resi­li­enz ge­schlos­sen.

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1 Ga­bri­el T.: Resi­li­enz – Kri­tik & Per­spek­ti­ven. In: Zeit­schrift für Päd­ago­gik, 51. Jahr­gang 2005, Heft 2, S. 212.
2 Pe­ter­mann F., Nie­bank K., Schei­ten­hau­er H. (Hrsg.): Ri­si­ken in der früh­kind­li­chen Ent­wick­lung – Ent­wick­lungs­pa­tho­lo­gie der ers­ten Le­bens­jah­re, (Ho­g­re­fe) Göt­tin­gen, Bern, To­ron­to, Se­at­tle 2000, S. 52.
3 Ga­bri­el T.: Resi­li­enz – Kri­tik & Per­spek­ti­ven. In: Zeit­schrift für Päd­ago­gik – 51. Jahr­gang 2005 Heft 2, S. 212.
4 Vgl. Wel­zer H.: Tran­si­tio­nen. Zur So­zi­al­psy­cho­lo­gie bio­lo­gi­scher Wand­lungs­pro­zes­se, edit­ti­on dis­kord, Tü­bin­gen, 1993, S. 22 25.
5 Ga­bri­el T.: Resi­li­enz – Kri­tik & Per­spek­ti­ven. In: Zeit­schrift für Päd­ago­gik, 51. Jahr­gang 2005, Heft 2, S. 212.


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Wei­ter zu

M12: Grup­pen­ar­beit zum Thema Über­ge­wicht