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Einführung der Urteilsbildung in Klasse 8

Lehrervorlage

I. Aufgabenstellung

Zwei 16-Jährige werden wegen einer Kleinigkeit aus einem Jugendtreff hinausgeworfen. In der Nacht kehren sie angetrunken dorthin zurück, klettern auf ein Gerüst für Renovierungsarbeiten, steigen in ein Fenster ein und zünden alte Möbel im Keller eines Hauses an. Anwohner rufen die Feuerwehr, die das entstandene Feuer löscht. Es entsteht ein Gesamtschaden von 75 000€.

Ein Jugendgericht verurteilt die Jugendlichen wegen Einbruchs und Brandstiftung zu je 30 Sozialstunden.

„[…] milde Urteile sind ein Schlag ins Gesicht für Opfer und Rechtsstaat, findet Jugendrichter Andreas Müller und fordert deswegen […] härtere Jugendstrafen zur Abschreckung.“

(bearbeitet nach: http://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/interview-richter-andreas-mueller-100.html, 09.01.2016)

Bewerte Müllers Forderung nach härteren Jugendstrafen.

II.Wie kannst du bei einer Bewertungsaufgabe vorgehen?

Vorgegebene Schlüsselfragen (Anleitung)

Formulierungshilfen (Vorstrukturierung)

Einleitung

  • Um welche Aussage, welchen Vorschlag oder welche Maßnahme geht es?
  • Wer hat bspw. die Aussage gemacht?
  • Welche Begriffe sind in der Aufgabenstellung zu klären?
  • Wie könnte die Aussage, der Vorschlag oder die Maßnahme umgesetzt werden?

Schritt 1: Klärung der Aufgabenstellung

  • Forderung nach härteren Jugendstrafen
  • Jugendrichter Andreas Müller
  • „Jugendstrafen“: Jugendliche werden andersbestraft als Erwachsene. Im Vordergrund steht bei der Strafzumessung der Erziehungsgedanke. Jugendliche sollen dazu erzogen werden, möglichst ein straffreies Leben zu führen.
  • „Abschreckung“: Die Abschreckung soll der Prävention dienen (Spezial- und Generalprävention). Mit der Strafe können noch weitere Zwecke verfolgt werden wie z.B. Vergeltung oder Täter- Opfer-Ausgleich.
  • Es könnten z.B. schneller Zuchtmittel oder Jugendstrafen verhängt werden.

Hauptteil/Sachurteil

  • Welches Ziel könnte. die Maßnahme haben?
  • Würden härtere Jugendstrafen Jugendliche von Straftaten abschrecken (Effektivität)?
    Ergebnis 1
    und/oder

Schritt 3: Formulierung von Teilurteilen

  • Ziele könnten in Orientierung an die im Unterricht behandelten Zwecke von

Strafe sein …

  • Die Wahrscheinlichkeit/Plausibilität der Wirkung der jeweiligen Jugendstrafe auf Jugendliche/jugendliche Täter könnte dadurch aufgezeigt werden: Was sind die Ursachen von Jugendkriminalität
  • Würden härtere Jugendstrafen Täter von weiteren Straftaten abschrecken (Effektivität)?
    Ergebnis 2
  • Ist die härtere Strafe im Verhältnis zur Tat aus der Sicht des Täters angemessen (Gerechtigkeit)?
    Ergebnis 3
  • Ist die härtere Strafe im Verhältnis zur Tat aus der Sicht der Gesellschaft/Allgemeinheit angemessen (Gerechtigkeit)?
    Ergebnis 4
  • Sind härtere Strafen im Verhältnis zur Tat aus Sicht der Opfer angemessen (Gerechtigkeit)?
    Ergebnis 5

(Entwicklungs- und Sozialisations- theorie)?
Gibt es Zahlen, die einen Zusammenhang zwischen der jeweiligen Art der Jugendstrafe und einem Rückgang der Jugendkriminalität belegen?

  • Inwiefern kann der Täter für die Tat verantwortlich gemacht werden?
  • Warum werden Jugendliche kriminell (Entwicklungs- und Sozialisationstheorie)?
  • Steht die Strafe in einem angemessenen Verhältnis zum Schaden?
  • Wird die Gesellschaft mittels der Strafe vor weiteren Straftaten geschützt?
  • Was ist ein angemessener Ausgleich für die Tat? Vergeltung oder Täter-Opfer- Ausgleich?

Schluss/Werturteil

  • Wie bewertest du ausgehend von den betroffenen Personengruppen/Akteuren Müllers Forderung (Zustimmung/Ablehnung)?
  • Wie begründest du unter Berücksichtigung deiner Teilergebnisse 1-5 deine Wertung?

Schritt 4: Formulierung eines Gesamturteils

Zum Beispiel:
Es mag zwar sein, dass die Opfer und die
Gesellschaft härtere Jugendstrafen für gerecht erachtet, jedoch ist die Effektivität der Maßnahme stark anzuzweifeln. Gerade im jugendlichen Alter macht man sich über die Folgen seiner Taten wenig Gedanken (Entwicklungstheorie), weswegen härtere Strafen ihr Ziel verfehlen (Effektivität). Eine Maßnahme, die ihr Ziel sehr wahrscheinlich verfehlt, aber ein diffuses Gerechtigkeits empfinden befriedigen soll, lehne ich ab.

 

Vorlagen zu ausgewählten pbKs: Herunterladen [pdf][628 KB]

 

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