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Vorbemerkungen zur 1. Unterrichtssequenz

1. Unterrichtssequenz (8 DS)

Die erste Unterrichtssequenz verwendet (wie die folgenden Sequenzen auch) konkrete Schülerfragen als maßgeblichen Orientierungsrahmen für didaktisierende Fragestellungen im Unterricht, ohne diese Schülerfragen einfach „im Maßstab 1:1“ zu übernehmen. Die Fokussierung auf den Umgang mit Diversität wird dabei an vier unterschiedlichen Aspekten konkretisiert. Damit soll auch deutlich werden, dass und wie sich die Pluralitäts- und Diversitätsthematik nicht nur als theoretisches Konstrukt, sondern in konkreten Lebensvollzügen zeigt.

(1) Der im engeren Sinne politische Bereich wird berührt, indem anhand einer Fernsehansprache (Wort zum Sonntag) von Pfrin. Ilka Sobottke (B1.1) der Frage nachgegangen wird, wie man als interreligiös sensible christliche Religionsgemeinschaft auf weltanschaulich motivierten Terror gegen Muslime reagiert; das steile religionstheologische Implikat entsprechender Alternativen liefert die Schülerfrage: Haben unterschiedliche Religionen unterschiedliche Götter? Oder sind Religionen nur verschiedene Zugänge zu dem einen Gott? Die nötige sachlich-politische Vorinformation zur Auseinandersetzung mit radikaler Islamophobie liefert ein ausführlicher Zeitungsbericht (B1.2), die entscheidende zuspitzend-provokative Fragestellung („Was nützt eigentlich interreligiös sensible Friedfertigkeit angesichts terroristischer Brutalität?“) eine Zusammenstellung.

(2) Die (immer wieder) von Schülerseite befragte und/oder angemahnte Spannung von „Wissenschaft und Religion“ wird in einem zweistufigen Durchgang bearbeitet. Im Zentrum steht dabei zunächst die Frage, welche Defizite die Fokussierung auf eine rein naturwissenschaftliche Perspektive auf Welt und Natur. B1.3 bietet dabei an erster Stelle die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dem ingenieurwissenschaftlichen Purismus von Max Frischs Romanhelden Walter Faber; die Gegenposition wird ebenfalls in B1.3 durch ein Statement Norbert Blüms zur nicht austauschbaren Wirklichkeitssicht von Lyrik repräsentiert. Alternativ oder additiv wird mit dem Hinweis auf den Wise-Guys-Song „Romanze“ eine (u.U. erneute) Befassung mit der „Hymne“ auf das (im konkreten Falle des Liedes leider im Antagonismus stecken gebliebene) komplementäre Weltverhältnis vorgeschlagen. Die vertiefenden Arbeitsaufgaben zu Psalm 104 (B1.4) zielen ähnlich wie die Aufgaben in B1.3 auf die notwendige Bemühung um die Gewinnung komplementärer Weltsichten; der Zusammenhang von lyrischer Sprache und biblischem Schöpfungslob bildet dabei den theologischen Topos. Wer mit seiner Lerngruppe in dieser Hinsicht an einer komplexeren Problemperspektive arbeiten möchte, findet in B1.5 ein aktuelles Gegenbeispiel zu Blüms These, wonach Gedichte in keinem Fall von künstlicher Intelligenz geschrieben werden können: Geschildert wird hier der Fall eines Gedichte verfassenden Schreibroboters.

(3) Der dritte Bereich für den anstrengenden Umgang mit Diversität findet sich in der Frage, wie man angesichts des medizinischen Fortschritts mit behinderten Menschen umgehen soll. Die bis in die aktuelle Pränataldiagnostik hineinreichende Fragestellung wird an entsprechenden Dokumenten diskutiert, die in signifikantem zeitlichem Abstand voneinander entstanden sind. B1.6 bietet eine fast poetisch geschriebene Bejahung eines Trisomie-21-Kindes durch seine Mutter aus dem Jahre 1987. Das in B1.7 dokumentierte Interview mit einer Psychologin in der Schwangerenberatung zeigt dagegen das neue Dilemma auf: Schon vorgeburtlich kann Trisomie 21 festgestellt werden und zwar auch mit der Perspekitve einer möglichen Abtreibung. Wie soll man sich in dem neu entstandenen Spannungsfeld entscheiden? B1.8 – B1.10 bieten Verfahrenswege und Positionsbeschreibungen an, mit denen im Unterricht an den Perspektiven möglicher ethischer Entscheidungsfindungen gearbeitet werden kann; im Blick sind dabei (in Entsprechung zum Bildungsplan) utilitaristische, deontologische und christliche Grundperspektiven. B1.11 bietet Vorschläge für entsprechende Fragestellungen zur Bearbeitung des Materials.

(4) Der Umgang mit Diversität in der Gottesfrage orientiert sich an Schüleräußerungen wie: „Welches ist der wahre Glaube?“ oder: „Warum Religion? Ist Gott spürbar“? Die plurale Strittigkeit der Gottesfrage wird methodisch in die Form eines Fishbowlgesprächs gefügt. Die Positionen der Diskutanten wird dabei in den Texten eines Religionsbuches gefunden (B1.12). Sie reichen von der individualistisch-fideistischen Position einer Schülerin (vgl. B1.13, S. 84 [Lisa, 17Jahre] über die systematisch- theologische Positionierung durch den Satz „Gott ist Liebe“ (vgl. B1.12, ebd. [Wilfried Härle]), Luthers Auslegung des 1. Gebots im Großen Katechismus (vgl. B1.12, S. 86 [Was heißt „einen Gott haben“?) bis hin zur mystischen These vom stufenweisen Einswerden mit Gott (vgl. B1.12, S. 87 [Meister Eckhart]).

 

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