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Sequenz B2

„Wer bin ich und wer will ich werden?“ (10 DS)

Mit der Unterrichtssequenz „Wer bin ich und wer will ich werden?“ fragen SuS nach gelingenden Leben. Dabei beginnt die Unterrichtssequenz mit einem größeren Problemaufriss: Wir bemessen unser Wohlbefinden an unseren Fähigkeiten zur Erfüllung unserer Wünsche und Bedürfnisse. Deswegen lohnt es, sich über unsere eigenen Werte und Ziele Gedanken zu machen und diese auch kritisch zu hinterfragen. Denn nicht selten sind diese Wünsche in der Gegenwart geweckt, unreflektiert übernommen oder von außen diktiert worden. Dazu kommt auch, dass wir selten Zeit finden, über ein Ziel nachzudenken, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der „Beschleunigung“ großgeschrieben wird. Wir geraten, so beschreibt es der Journalist Roman Bucheli „in eine Endlosschleife jener, die immer schneller in die Zukunft rasen, dabei immer schneller die Vergangenheit hinter sich lassen und doch nie genug Zukunft herstellen können, um den Verlust an Herkunftsbeständen zu kompensieren.“1 In einer Welt, die sich in einem permanenten Transformationsprozess befindet und in steter Unruhe, gibt es keinen Platz zum Ausruhen und keine Zeit für die Auseinandersetzung mit den eigenen Vergangenheit.

Deswegen nimmt die Unterrichtssequenz zuerst die eigenen Wurzeln in den Blick und versucht hiermit eine Entschleunigung herzustellen. Welche Bedeutung haben z.B. die Begriffe „Heimat“ oder „Zuhause“? (B2.1)

Das Bohnenspiel (B2.2) fördert die Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Träumen und fordert eine Prioritätensetzung ein, die nicht immer leichtfällt. Dabei wird die Frage nach einer gerechten Welt ebenso angestoßen wie die Frage nach dem erstrebenswerten Glück, Konkurrenz und der eigenen Endlichkeit.

Welche Erwartungen haben andere an mich und was erwarte ich schließlich auch selbst von mir? Wer übt den Druck aus in meinem Leben, bin ich es vielleicht selbst? Und wie werde ich resilient?

Das Beste, was ich gebe, entspricht nicht unbedingt immer den eigenen hohen Erwartungen, sondern ist abhängig von Tagesform und Lebensphase. Man muss lernen, dies zu akzeptieren und mit sich und seiner Umwelt gnädig zu sein (B2.4 Vgl. Mt 5, 1-12 Seligpreisungen).

Dass Glück in Form von Besitz aber eher ein Verlustgeschäft sein kann, wusste schon Hans im Glück, der im Loslassen eine große Befreiung empfand. Auch Tinyhousebesitzer (B2.3) oder Klimatarier zeigen in der aktuellen Diskussion, dass der alte Fortschrittsglaube (höher – schneller – weiter) ausgedient hat, zum Wohle des globalen Klimas, aber auch im Finden der inneren Mitte.

An diesem Beispiel kann auch wunderbar die Frage der „Sünde“ vorgegriffen werden, die Frage nach den Verstrickungen, in denen wir verhaftet sind (B2.11 - Dorothee Sölle, Die Sünde).

Nachdem in diesem ersten Teil die SuS die Gelegenheit hatten, sich ein Bild von sich selbst zu machen, öffnet sich der Blick auf die weiteren Themen „Facetten des Menschseins“, „Freiheit“ und „Liebe“ und kann mit den erhaltenen Erkenntnissen vernetzt werden. Hier können bewährte Texte von Hobbes und Rousseau und Sölle (B2.7) behandelt werden. Lohnend ist neben der Kain-und-Abel-Geschichte (B2.12) auch die soziologische Sichtweise von Jörg Barberowski auf die Gewalt hinzuziehen (B2.13).

Die Frage „Wie frei darf ich sein“? kann mit einem Musikvideo der Toten Hosen eingeleitet werden (B2.14 - Unter den Wolken). Das Video ist bei vielen SuS beliebt und wirkt motivierend. Die Auseinandersetzung mit dem Songtext wirft aktuelle Fragen auf, die an den Freiheitsbegriffen der Philosophie (B2.15 - Camus), bei Martin Luther (B2.18) der Bibel und dem Grundgesetz verglichen bzw. kontrastiert werden können. (B2.20)

Trausprüche können der Aufhänger für die Bearbeitung der letzten Frage „Wie lerne ich richtig zu lieben?“ sein. Der Text von Tobias Hürter aus der Zeitschrift Die Zeit beleuchtet verschiedene Perspektiven auf das Thema „Liebe“ (B2.22) ist jedoch umfangreich. Eine spielerische Ergänzung ist die Werbung verschiedener Dating-Apps unter die Lupe zu nehmen oder z.B. ein eigenes Wunschprofil zu entwickeln. Hinterfragt werden kann dann, wie stark die Fähigkeit „richtig zu lieben“ von dem Glück abhängt, seinen Traumpartner bzw. seine Traumpartnerin tatsächlich zu finden. Das Gedicht von Tucholsky stellt auf humorvolle aber auch resignative Weise dar, wie sehr sich der Blick auf den Partner ändern kann (B2.23). SuS könnten hier herausarbeiten, wieso die beschriebene Person den liebenden Blick auf seinen Partner verloren hat.

Mit Material (B2.22 - Hollenbach) kann wiederum gezeigt, dass eine Liebe gelingen kann. Ein christlich-muslimisches Paar lernt mit dem Trennenden umzugehen und macht eine bereichernde Erfahrung.

 


1 Roman Bucheli: „Die schöne Lust an der Unzufriedenheit.“, in: NZZ, 29.10.2018, S. 19.

 

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