Welches Verständnis von Technik haben wir?
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Die in unserer Gesellschaft tradierten Rollenbilder
zeigen eine starke Kopplung von Technik und Männlichkeit sowie
eine weitgehende Unvereinbarkeit von Weiblichkeit und Technik.
Die Vorstellung von solcher Unvereinbarkeit impliziert zweierlei:
Einerseits treffen wir auf das Vorurteil, dass Frauen mit
Technik nicht umgehen können. Andererseits wird Frauen, die
sich mit Technik befassen, die Weiblichkeit wenigstens teilweise
abgesprochen. Äußerungen der Art “Was – Sie sind Ingenieurin?
Das sieht man Ihnen gar nicht an!” spiegeln indirekt die Erwartung
wider, dass sich Technikverständnis bei Frauen bis in das
äußere Erscheinungsbild nachteilig auswirken müsste. Denn
eine solche Äußerung ist ja als Kompliment gemeint!
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Das Verhältnis von Frauen zur Technik wird
also in jedem Falle als Abweichung von einer – durch Männer
festgesetzten – Norm bewertet: Nicht-Umgehen-Können und Desinteresse
werden als Defizit, Kompetenz und Interesse für Technik dagegen
werden als Abweichung vom erwarteten Rollenverhalten angesehen.
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Mit der männlichen Lebenswelt und den zugehörigen
Rollenvorstellungen wird Technik dagegen eng verbunden. Männern
wird weitgehende Kompetenz zugeschrieben, technische Berufe
passen zum Rollenbild. Männer werden aber nicht auf eine Ausrichtung
auf Technik festgelegt. Ihnen wird das ganze Spektrum zugestanden
– von der Faszination bis zur Ablehnung – und ihr Verhalten
wird respektiert.
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Welche Unterschiede können aber tatsächlich
im technikbezogenen Denken und Handeln zwischen Männern und
Frauen festgemacht werden?
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Es gab in den letzten Jahren eine ganze Fülle
von Untersuchungen über technikbezogenes Handeln und Denken
– denken Sie beispielsweise an die Diskussionen zur Technikfolgenabschätzung.
Dabei waren ganz unterschiedliche Bereiche betroffen: Großtechnologien,
Technik im Alltag, Computer etc. Überraschend ist – trotz
unterschiedlichster Erhebungsmethoden – die Übereinstimmung
der Ergebnisse, wenn es um geschlechtstypische Unterschiede
geht (Dippelhofer-Stiem 91).
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Frauen zeigen ein geringeres Interesse an Technik
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Technikbegeisterung findet sich eher bei Männern, Distanz
eher bei Frauen
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Frauen und Männer sind von unterschiedlichen Bereiche
betroffen und haben unterschiedliche Zugangsweisen
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Frauen werden als Bedienerinnen, Männer als Entwickler
der Technik wahrgenommen.
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Besonders dieser letzte Punkt spiegelt wider,
welch eingeschränktes Verständnis von Technik eigentlich in
unserer Gesellschaft vorherrscht. Technik beginnt erst, wenn
man(n) den Schraubenzieher in die Hand nimmt. Das Umgehen
mit Technik – was Frauen ja durchaus tun und zwar gut und
kompetent – wird nicht als Technikkompetenz anerkannt. Ist
Ihnen schon einmal aufgefallen, wie unterschiedlich z. B.
technische Geräte aussehen, je nachdem, ob sie für die “Männer-”
oder für die “Frauenwelt” gedacht sind. Denken Sie nur mal
an das Aussehen einer Waschmaschine und einer Stereoanlage!
Was steht jeweils drauf? Allein schon die Beschriftungen sind
auf ganz verschiedene Bedürfnisse ausgerichtet.
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Neben diesen geschlechtstypischen Ausformungen
ist Technik bei uns aber insgesamt positiv besetzt. Das technisch
Machbare spielt nach wie vor bei uns eine große Rolle und
wird vielfach als Kriterium und als Begrenzung des Gestaltungsspielsraums
angenommen. Wir sind heute viel zu befangen in dieser Sichtweise,
um sofort Alternativen nennen zu können. Beim Umweltschutz
z. B. werden inzwischen auch andere Kriterien gesetzt, in
der Medizin teilweise auch – man denke an Unschädlichkeitsnachweise
und die Frage, wer den Beweis dafür erbringen muss. Muss ich
vor Einsatz einer Technik beweisen, dass sie keinen Schaden
anrichtet oder muss ich erst im Nachhinein belegen, dass ein
Schaden auf eine bestimmt Technik zurückzuführen ist?
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Kehren wir zum Computer zurück.
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Auch wenn Computer und Technik nicht gleichzusetzen
sind und das Interesse von Frauen und Mädchen am Computer
deutlich höher ist als an Technik allgemein (Fauser 1992),
so wird doch der Computer auch als technisches Gerät wahrgenommen.
Der Beherrschung der Maschine Computer kommt – auch im Unterricht
– große Bedeutung zu. Zugangsweisen, die gerade am Anfang
die Hardware in den Mittelpunkt stellen, verstärken dieses
Bild.
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Wie kritisch ein oftmals einseitig technisch
orientierter Zugang zum Computer zu sehen ist, hat Dieter
Sinhart-Pallin aufgezeigt. Er untersuchte, ob es bei Jugendlichen
einen Zusammenhang zwischen der Beschäftigung mit Computern
und der Persönlichkeitsstruktur gibt (Sinhart-Pallin 1990)
und formulierte die These, dass besonders Jugendliche, die
in der Freizeit Computer nutzen, sich einseitig auf Technik
hin orientieren, und damit auch ihre Persönlichkeit in gewissem
Sinne “technisch” geprägt wird. Diese Ausprägung zeigt sich
u. a. in sozialer Isolation und in nicht-kooperativem Kommunikations-
und Interaktionsverhalten. Diese These fand Sinhart-Pallin
bestätigt, und er stellt darüber hinaus fest, dass diese technikzentrierte
Persönlichkeit männlich ist. Männliche Jugendliche mit privater
Computernutzung neigen demnach eher dazu, technisch zu vereinseitigen,
während weibliche Jugendliche ein differenzierteres Verhalten
zeigen. Aus dieser technikkritischen Sichtweise heraus gelangt
man zu dem Schluss, dass das Verhalten der Mädchen insgesamt
positiver zu bewerten ist als das der Jungen. Sinhart-Pallin
fordert dann auch, dass das weibliche Selbstkonzept mit seiner
Mehrdimensionalität, in dem Technik nur eine untergeordnete
Rolle spielt, in der Schule die Chance zur Entfaltung bekommen
sollte. Die Anpassung der Mädchen an die männliche Technikwelt
sieht er als pädagogische Vereinseitigung und als einen undemokratischen
Akt an.
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