Problemfeld: Mathematik
Wenden wir uns zunächst der Mathematik zu: Wo gibt es überhaupt ein Problem?
Hier haben wir es mit einem quantitativen Problem zu tun: Frauen sind nach wie vor innerhalb der Mathematik unterrepräsentiert, in allen Bereichen und bei steigender Qualifikation in wachsendem Maße. In früheren Zeiten war das nicht weiter verwunderlich, hatten doch Mädchen und Frauen kaum Zugang zu mathematischer Bildung. Heute jedoch haben Frauen die gleichen Zugangsmöglichkeiten zur Mathematik wie Männer, jedenfalls formal. Und mehr noch: Mathematik ist Pflichtfach in der Primarstufe und in der Sekundarstufe I, somit haben wir hier eine garantierte, gleiche Beteiligung von Mädchen und Jungen. Differenzierungen können sich erst zeigen, wenn Wahlmöglichkeiten bestehen, also frühestens im Kurssystem der Oberstufe. Tatsächlich sehen wir dort bereits geschlechtsspezifisches Wahlverhalten: Nach wie vor haben wir eine geringere Beteiligung der Mädchen an den Leistungskursen in Mathematik.
Gravierender ist jedoch, dass sich diese Tendenz der Mädchen, trotz formal gleicher Chancen die Bildungsangebote in Mathematik weniger zu nutzen als Jungen dies tun, im Berufswahlverhalten fortsetzt. Sowohl bei der Wahl der Ausbildungsberufe als auch bei der Wahl der Studienfächer lassen sich immer noch sehr deutliche, geschlechtstypische Unterschiede feststellen, die unter anderem auch mit der Vermeidungsstrategie der Mädchen gegenüber Mathematik, den harten Naturwissenschaften und Technik zusammenhängen (vgl. Abb. 1 umd 2).
Abb. 1: Verteilung der StudienanfängerInnen an deutschen Hochschulen 2001/2002. Daten entnommen aus: GEW Gender-Report 2003 |
Frauen |
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Männer |
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Abb 2: Aufteilung der Studienanfängerinnen und –anfänger
an deutschen Hochschulen 2001/2002 auf ausgewählte Fächergruppen
Daten entnommen aus: GEW Gender-Report 2003 |
Neben diesem quantitativen Problem haben die neueren Leistungs-Studien auch
ein qualitatives Problem aufgezeigt: Die Ergebnisse der IGLU-Studie zeigen schon
zum Ende der vierten Jahrgangsstufe Kompetenzunterschiede zu Gunsten der Jungen
in Mathematik, zu Gunsten der Mädchen im Lesen (Bos u. a. 2003, S. 281
ff). Die Ergebnisse von TIMSS haben sowohl für die 8. Jahrgangsstufe als
auch für die Abschlussklassen gezeigt, dass die Jungen in Mathematik im
Durchschnitt deutlich besser abschneiden als die Mädchen (Baumert u.a.
1998).