Systematisches Testen
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
...und Evaluieren
Die in der Hattie-Studie ausschließlich einbezogenen angelsächsischen Schulen
unterscheiden sich in mancherlei Hinsicht von den deutschsprachigen. Ein durchgängiges
Unterscheidungsmerkmal scheint dabei auch das Testen und Evaluieren zu sein, das hier viel
systematischer durchgeführt wird, sei es beim Vergleich von Schulen oder im Unterricht
selbst. In letzterem ist das Mastery-Learning (d=0,58) weit verbreitet. Dabei wird der Stoff in
relativ kleine Einheiten zerlegt, mit einem hohen Maß an Kooperation mit den
Klassenkammeraden und viel Feedback durch die Lehrperson erarbeitet. Jeder kleinen
Einheit wird ein diagnostischer Test vorangestellt und es wird sichergestellt, dass die
Lernenden erst die notwendigen Vorkenntnisse besitzen, um die nächste Einheit zu
verstehen. Mithin kommt es dabei zu einer Vielzahl von Feedbackschleifen.
Bei Kellers personalisiertem Instruktionssystem (d=0,53) handelt es sich um eine Form des Mastery-Learning, in dem die Lernenden textbasiert arbeiten (ähnlich unserer Planarbeit aber eben angereichert mit Zwischentests).
Ohne das Testen und die „Evaluitis“ zu übertreiben, sollten wir uns manches für unseren Unterricht abschauen. Hattie weist darauf hin, (...) ,,dass Feedback (d=0,73) zu den stärksten Einflüssen auf die Leistung zählt. Die meisten Programme und Methoden, die am besten funktionieren, basieren jeweils auf einer kräftigen Portion Feedback.‘‘ (S. 206). Er führt weiter aus, dass das effektivste Feedback nicht von der Lehrperson an die Lernenden gegeben wird sondern umgekehrt von den Lernenden an die Lehrperson (,,Lernen sichtbar machen“):
- „Wenn das Feedback jedoch mit einer korrigierenden Durchsicht verbunden wird, werden Unterricht und Feedback miteinander verwoben bis der Prozess selbst die Formen neuen Unterrichtens annimmt, statt die Lernenden lediglich über die Korrektheit zu informieren. Damit Feedback diesen Zweck für das Unterrichten erlangen kann, muss es Informationen bieten, die speziell auf die Aufgabe oder den Prozess des Lernens beziehen, die die Lücke zwischen dem füllen, was verstanden wurde und was verstanden werden soll.“ (S. 207)
Wird diese Art von Feedback dezidiert während und nicht nach der Erarbeitung praktiziert, so spricht Hattie von „Formativer Evaluation des Unterrichts“ und misst die sagenhafte Effektstärke d=0,90! Effektives Feedback beantwortet dabei drei Fragen: Wohin gehst Du? (Feed Up) Wie kommst Du voran? (Feed Back) Wohin geht es danach? (Feed Forward)
Hattie weist auch darauf hin, dass die Taktung von Leistungstests (d=0,34) weit weniger effektiv ist. Der Effekt entsteht nicht durch Testen und nochmaliges Testen, sondern durch das Lernen aus dem Testen. Und dieses Lernen ist höher, wenn das Testen durch Feedback begleitet wird. Noch weniger Effekt hat das Test-Training (d=0,23), das spezielle Vorbereiten auf Tests. Tests sollten also nie zum Selbstzweck werden.
Von diesen Ideen sollten wir in unseren Unterricht mitnehmen:
- Feedback während der Erarbeitung („formativ“) ist mindestens so wichtig wie Feedback nach der Erarbeitung („summativ“).
- Vor allem in längeren schüleraktiven Phasen sollten (Zwischen-)Tests im Sinne des Mastery-Learning durchgeführt werden.
- Phasen des Wiederaufgreifens dienen dem Auffrischen und der Evaluation. Die Ergebnisse von Tests geben den Schülern Hinweise, was sie können und was sie verbessern sollten, sie geben aber v.a. auch dem Lehrer Hinweise, was er zusätzlich in seinem Unterricht zu tun hat.
- Tests können ebenso wie Hausaufgaben und mathematische Aufsätze auch eingesammelt werden (evtl. auch per Zufall von wenigen Schülern) und dann noch genauer evaluiert und mit Feedback belegt werden.
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