M4: Schü­ler­be­schrei­bung André

André ist 13 Jahre alt und be­sucht die sieb­te Klas­se. Kör­per­lich ist er be­reits recht weit ent­wi­ckelt, hat schon eine tiefe Stim­me und leich­ten Bart­wuchs. Häu­fig trägt André über meh­re­re Tage die glei­che ver­schmutz­te und ka­put­te Klei­dung. Er lebt al­lein mit sei­nem Vater in einer klei­nen Zwei­zim­mer­woh­nung an einer Haupt­ver­kehrs­stra­ße. Der Vater ist auf­grund einer Be­rufs­un­fä­hig­keit früh be­ren­tet und ver­bringt die meis­te Zeit mit Be­kann­ten in der Nähe eines Ki­osks in der Ein­kaufs­stra­ße. Vater und Sohn sehen sich sel­ten, oft schläft André schon, wenn der Vater nach Hause kommt und wenn André am Mor­gen zur Schu­le geht, ist der Vater noch nicht wach.

In der Schu­le ist André ein Ein­zel­gän­ger. Er sitzt im Klas­sen­zim­mer al­lei­ne an einem Zweier­tisch und be­ob­ach­tet von hier aus das Ge­sche­hen. Seine Mit­schü­ler las­sen ihn meis­tens in Ruhe, reden hin­ter sei­nem Rü­cken je­doch über sein Aus­se­hen und ma­chen zeit­wei­se ab­wer­ten­de Ges­ten in sei­ner An­we­sen­heit.

Dem Un­ter­richt folgt André still und re­gungs­los. Den Leh­rern fällt es schwer ein­zu­schät­zen, ob André zu­hört oder nicht. In schrift­li­chen Ar­bei­ten wird in der Regel deut­lich, dass André dem Stoff fol­gen kann. Münd­lich äu­ßert er sich nie frei­wil­lig. Wird er von einem Leh­rer auf­ge­for­dert, etwas zu sagen, so äu­ßert er sich mit fes­ter Stim­me sehr knapp. In den Pau­sen bleibt er nach Mög­lich­keit an sei­nem Platz und malt klei­ne schwarz-weiße Mus­ter­bil­der. Seine Haus­auf­ga­ben er­le­digt André sehr un­re­gel­mä­ßig.

In sei­ner Frei­zeit ist er oft im Ju­gend­haus. Hier hilft er häu­fig hin­ter der Theke und in der Küche. Die Ju­gend­haus­mit­ar­bei­ter schät­zen seine ru­hi­ge und zu­ver­läs­si­ge Art. Wenn es in der Küche nichts zu tun gibt, setzt sich André in einen Ses­sel und be­ob­ach­tet die an­de­ren Ju­gend­li­chen bei deren Ak­ti­vi­tä­ten.

Härle & Witt 2016