Einteilung von Schriften
Die Einteilung orientiert sich am geschichtlichen Rahmen. Entsprechend ihren zeitlich relevanten Stilepochen, ihrem Charakter und ihrer Formgebung wurden die Schriften den entsprechenden Gruppen zugeordnet.
Auch eine Schrift, die heute entworfen wird, kann u.U. einer früheren Epoche zugerechnet werden.
Folgende Gruppen werden unterschieden:
Venezianische Renaissance-Antiqua Französiche Renaissance-Antiqua Barock-Antiqua Klassizistische Antiqua Serifenbetonte Linear-Antiqua Serifenlose Linear-Antiqua Antiqua-Varianten Schreibschriften Handschriftliche Antiqua Gebrochene Schriften Fremde Schriften
Gruppe I: Venezian.
Renaissance-Antiqua
Diese Schriften
gingen hervor aus der humanistischen
Minuskel des 15. Jh. die mit der schräg angesetzten Breitfeder geschrieben
wurden.
- Strichstärkenunterschiede sind gering
- Achse der Rundungen ist nach links geneigt
- Querstriche und Dachansatz sind schräg
- Serifen sind ein wenig ausgerundet
- Schriftbild ist anmutig, leicht und gleichmäßig
- Gut lesbar wegen Serifen
Gruppe II: Französische Renaissance-Antiqua
- Schräger Dachansatz
- Gerundete Übergänge bei Serifen
- Stellung der Symmetrieachse deutlich nach links
- Strichstärkenkontrast ausgeprägter
- Waagerechte Querstriche
Gruppe III: Barock-Antiqua
- Ansatz bei den Serifen ist gerade
- Deutlicher Strichstärkenkontrast
- Waagrechte Querstriche
-
Gesamtwirkung offener,
da Mittelhöhen bei Kleinbuchstaben größer sind
Gruppe IV: Klassizistische Antiqua
- Waagrechter Dachansatz
- Senkrechte Symmetrieachse bei den Rundungen
- Feine Serifen
- Waagrechte Querstriche
- Deutlicher Strichstärkenkontrast
-
Winkel zwischen
den Serifen und Grundstrichen meist nicht ausgerundet
Wirkung der
Schrift
Statisch, Formstreng
Buchstaben wirken konstruiert
Gruppe V: Serifenbetonte Linear-Antiqua
Dazu zählen Schriften die eine
auffallend starke Betonung der Serifen haben.
Eine andere Bezeichnung ist „Egyptienne“.
- Optisch meist einheitliche oder nur schwach unterschiedliche Strichstärken
- Deutlich hervorgehobene Serifen
- Durch Überbetonung der Serifen entstanden kuriose Formen mit dekorativer Wirkung z.B. Western Schrift
Beispiele:
Gruppe VI: Serifenlose Linear-Antiqua
Sie entstand im ersten Drittel des
19. Jh. und wird auch als „Grotesk“ bezeichnet.
Wurde lange Zeit für den Flachdruck auf den Lithostein gezeichnet.
Erst im Laufe des 20. Jh. setzte sie sich auch für längere Texte durch.
- Fast keinen Strichstärkenkontrast
- Keine Serifen mehr
- Symmetrieachse bei den Rundungen ist senkrecht
-
Wirken technisch konstruiert.
Gruppe VII: Antiqua-Varianten
Schriften, die ansatzweise die typologischen
Eigenschaften einer der Gruppen I – VI haben, jedoch aufgrund ihrer Eigenschaften
nicht zu den genannten Gruppen passen.
Den Kern der Gruppe bilden Versalschriften für dekorative Zwecke.
Gruppe VIII: Schreibschriften
Dazu zählen alle Schriften die sich von der ursprünglichen lateinischen Handschrift ableiten lassen. Man zählt auch Pinselschriften dazu, da die Strichführung dem Wechselzugcharakter entspricht.
Gruppe IX: Handschriftliche Antiqua
Diese Schriften sind von der Antiqua
abgeleitet und wandeln das Alphabet in persönlicher Weise handschriftlich
ab. Sie sollen zufällig und spontan wirken.
Gruppe
X: Gebrochene Schriften
Diese Gattung war in West- und Mitteleuropa lange Zeit die ebenbürtige Parallele zur Antiqua. Besonders lange hielt sich die Form der Fraktur in Deutschland.
Man unterscheidet fünf Formen:
Gotisch Schrift ist streng, hochstrebend, alle Rundungen der Kleinbuchstaben sind gebrochen.Von den Nationalsozialisten wurde eine vereinfachte Art der Gotischen Schrift als deutsche Schrift propagiert. Rundgotisch Beruht auf der Rotunda.
Brechung ist in Rundungen aufgefangen. Schwabacher Rundungen waren breiter als Rundgotisch
Helleres Gesamtbild.
Sehr breitlaufende Schrift - volkstümlich.
Erste Bibelübersetzung Luthers wurde mit dieser Schrift gesetzt.
Fraktur Schlanker gegenüber der Schwabacher
Breite Großbuchstaben mit „Elefantenrüsseln“.
War die Schrift der bürgerlichen Literatur.
Enge Laufweite, daher gute Leseschrift.
Viele Varianten bis ins 20. Jh.. Fraktur Varianten Alle Untergruppen die o.g. gebrochenen Schriften nicht zugeordnet werden können.
Beispiele:
Gruppe XI:
Fremde Schriften
Bilderschriften, griechische und
kyrillische Schriften,
außereuropäische Alphabetschriften.
Text: Geschichte und Klassifikation [zip][450KB] [