Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Ori­en­tie­rung für den Un­ter­richt

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

 

Ein­füh­rung in den Bil­dungs­plan 2004

Fach­plan Ethik
Kur­stu­fe/Sek II – Wis­sen­schafts- und Tech­ni­ket­hik

Die wich­tigs­ten An­läs­se für einen neuen Bil­dungs­plan seien hier kurz auf­ge­zählt [...]

Die Tech­nik nimmt dem Men­schen phy­si­sche und geis­ti­ge Müh­sal ab, for­dert aber im Ge­gen­zug die Steue­rung immer kom­ple­xe­rer Ag­gre­ga­te, eine be­wuss­te­re Be­rück­sich­ti­gung ihrer Fol­gen für die Natur und un­se­re kör­per­li­che und see­li­sche Ge­sund­heit, ein wei­ter­rei­chen­des Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein für die sich ver­selbst­stän­di­gen­den Mit­tel­sys­te­me. Die neuen Me­di­en etwa ver­än­dern das Ver­hält­nis von Wis­sen, Den­ken und Er­fah­rung in der Bil­dung; sie ver­än­dern auch das Ver­hält­nis des Men­schen zu Zeit und Ent­fer­nung, Geld und Ar­beit.

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen sich mit der Am­bi­va­lenz wis­sen­schaft­lich-tech­ni­scher Ent­wick­lun­gen aus­ein­an­der­set­zen;
un­ter­schied­li­che Funk­tio­nen von Wis­sen­schaft dar­le­gen und diese dem Pro­zess des tech­ni­schen Fort­schritts zu­ord­nen. [...]

Un­se­re Le­bens­welt, d.h. ins­be­son­de­re auch die Le­bens­welt un­se­rer Schü­ler, ist in immer noch stär­ke­rem Maße eine tech­nisch be­stimm­te. Es gibt kaum mehr Le­bens­be­rei­che, die nicht tech­nisch um- oder zu­min­dest mit­ge­stal­tet wer­den: All­tag, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Ar­beits- und Pro­duk­ti­ons­for­men, Mo­bi­li­tät, Trans­port, Er­näh­rung, Me­di­zin, Frei­zeit, der ei­ge­ne Kör­per ... Die Dy­na­mik der Wei­ter­ent­wick­lung er­scheint selbst­ver­ständ­lich, wäh­rend Am­bi­va­len­zen des tech­ni­schen Fort­schritts und ins­be­son­de­re die Ver­qui­ckung von Tech­nik, (Natur-)Wis­sen­schaft und Öko­no­mie nur an­läss­lich von kol­lek­ti­ven oder in­di­vi­du­el­len Ka­ta­stro­phen (Fu­kus­hi­ma, Cyber-Mob­bing) be­fragt wer­den.

Dabei bleibt die Dia­gno­se von Hans Jonas zu­tref­fend, dass das mensch­li­che Leben in einer tech­no­lo­gi­schen Zi­vi­li­sa­ti­on neue Er­for­der­nis­se stellt bei der Be­ant­wor­tung der Frage wie wir gut leben und rich­tig han­deln sol­len. Die fak­ti­schen Ein­grif­fe in die äu­ße­re Natur (To­tal­ver­städ­te­rung, Wind­parks, Re­sour­cen­ge­win­nung all­über­all, grüne Gen­tech­nik ...) wie in die Natur des Men­schen (Bio­tech­no­lo­gi­en, Human En­han­ce­ment) wer­fen an­ge­sichts un­ge­heu­rer tech­ni­scher Mög­lich­kei­ten Fra­gen auf so­wohl nach Ver­ant­wort­lich­kei­ten im Um­gang mit Chan­cen und Ri­si­ken tech­ni­schen Han­delns als auch nach dem nor­ma­ti­ven Selbst­bild des Men­schen. Erst­mals ab­seh­ba­re Ma­kro­ri­si­ken be­dro­hen im Zuge un­r­e­vi­dier­ba­rer Pro­zes­se die Mensch­heit als Gat­tung. Als Er­schei­nungs­fel­der die­ser Ri­si­ken wer­den immer wie­der be­nannt: Atom­phy­sik und Kern­tech­no­lo­gie; Ge­ne­tik und Gen­tech­no­lo­gie; In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie (Big Data); na­tur­wis­sen­schaft­lich ori­en­tier­te So­zi­al­wis­sen­schaf­ten und So­zi­al­tech­no­lo­gie (An­thro­po­tech­ni­ken/Bio­po­li­tik); Bio­sphä­ren und Ar­ten­di­ver­si­tät be­ein­träch­ti­gen­der Tech­nik­ein­satz (C. Hubig/Kol­leg Ethik S. 257)

Eine so­wohl am Im­pe­ra­tiv phi­lo­so­phi­scher Auf­klä­rung (Im­ma­nu­el Kant) als auch am hu­ma­nis­ti­schen Ideal einer „Bil­dung der Mensch­heit“ (Jo­hann Gott­fried Her­der) ori­en­tier­te Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­men­feld der Tech­nik er­for­dert, dass die wech­sel­sei­ti­ge Ab­hän­gig­keit von ethi­schen und an­thro­po­lo­gi­schen Pro­ble­ma­ti­ken in den Fokus der Auf­merk­sam­keit gerät und Fä­hig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten zur

  • Wahr­neh­mung & Be­schrei­bung
    (von Phä­no­me­nen, Ur­sa­chen u. Aus­wir­kun­gen der tech­no­lo­gi­schen Zi­vi­li­sa­ti­on)
  • be­griff­li­chen Ana­ly­se & ar­gu­men­ta­ti­ven Ab­wä­gung un­ter­schied­li­cher Po­si­tio­nen
    (von „Tech­nik“, „Am­bi­va­lenz“, „Fort­schritt“, „Me­di­en“; Mit­tel-Zweck-Dia­lek­tik; Wert- Typen; In­stru­men­tal- u. Kon­kur­renz-Be­zie­hung zwi­schen Wer­ten; zur sog. Tech­nik-Neu­tra­li­tät; tech­ni­schen Uto­pi­en/Bacon-Pro­gramm; Tech­nik­pes­si­mis­mus)
  • lo­gi­schen Schluss­fol­ge­rung & kri­ti­schen ei­ge­nen Ur­teils- u. Ent­schei­dungs­bil­dung
    (tech­no­lo­gi­scher Im­pe­ra­tiv; dif­fe­ren­zie­ren­de An­wen­dung von Ver­ant­wor­tungs­as­pek­ten)

ge­for­dert und ge­för­dert wer­den im Hin­blick auf re­flek­tier­te Hand­lungs­fä­hig­keit.

Die Aus­ein­an­der­set­zung mit neuen ethisch-mo­ra­li­schen Her­aus­for­de­run­gen durch die tech­no­lo­gi­sche Zi­vi­li­sa­ti­on kann auch ge­för­dert wer­den durch ide­en­ge­schicht­li­che Kon­textua­li­sie­rung : der bi­bli­sche My­thos des Turm­baus zu Babel , der an­ti­ke Däda­los/Ika­ros -My­thos, die sym­bo­li­sche Form des phi­lo­so­phi­schen Pro­me­theus (/Pan­do­ra)-My­thos ver­mit­teln af­fek­tiv-psy­cho­lo­gi­sche Di­men­sio­nen, li­te­ra­ri­sche und fil­mi­sche Prä­sen­ta­ti­ons­for­men (von Goe­thes Zau­ber­lehr­ling und Fon­ta­nes Brück‘ am Tay über Fran­ken­stein , Me­tro­po­lis , Mo­dern Times bis zu Odys­se im Welt­raum, So­la­ris, Ma­trix, Blade Run­ner, Blue Print, Das Salz der Erde, ... ) zei­gen prä­sen­ta­tiv neue­re Ver­stri­ckun­gen des Homo faber .

Dif­fe­ren­ziert wer­den soll­te, dass der Ver­ant­wor­tungs­be­griff ein ba­sa­les ana­ly­ti­sches In­stru­ment dar­stellt, aber kei­nen prin­zi­pi­ell neuen oder ei­gen­stän­di­gen Ethik­ty­pus. Re­flek­tiert an­ge­wen­det und er­probt wer­den kön­nen die nach wie vor grund­le­gen­den nor­ma­ti­ven (uti­li­ta­ris­ti­schen/ de­on­to­lo­gi­schen/tu­gen­de­thi­schen) Ethi­k­an­sät­ze, die im Üb­ri­gen auch noch Kri­te­ri­en für die Rang­ord­nung von Vor­ran­g­re­geln bei Gü­ter­ab­we­gungs­pro­zes­sen bie­ten.

Be­son­de­re Re­le­vanz be­kommt auf die­sem Pro­blem­feld der Moral die Me­tho­de der ethi­schen Fal­l­ana­ly­se , weil die mo­ti­vie­ren­de Her­aus­for­de­rung zur ethi­schen Be­ur­tei­lung einer ak­tu­el­len mo­ra­lisch-ethi­schen Pro­ble­ma­tik ein­her­geht mit der Aus­bil­dung mo­ra­lisch-ethi­scher Ur­teils­kraft durch Gü­ter­ab­wä­gung, und zwar in Fäl­len, in denen es zu­nächst nicht leicht fällt, sich einen Über­blick und eine über­sicht­li­che Dar­stel­lung (L. Witt­gen­stein) zu ver­schaf­fen über die Reich­wei­te der von uns ge­for­der­ten Rück­sicht­nah­me, über die Reich­wei­te un­se­rer Ver­ant­wor­tung und den Mög­lich­kei­ten, ihr tat­säch­lich ge­recht zu wer­den, sie „aus­zu­üben“, wie Hans Jonas for­mu­liert.

  • Es be­ste­hen enge Ver­bin­dun­gen und Wech­sel­be­zie­hun­gen zwi­schen Tech­nik-Ethik, Natur- bzw. öko­lo­gi­scher und Wirt­schafts­ethik . (vgl. Li­te­ra­tur­hin­wei­se, ins­be­son­de­re Bri­git­te Fal­ken­burg: Wem dient die Tech­nik?)
  • Adres­sa­ten einer Tech­ni­ket­hik sind nicht nur In­ge­nieu­re als Ent­wick­ler, son­dern auch und ge­ra­de die In­stan­zen der Ent­schei­dung und Rea­li­sie­rung tech­ni­scher Sys­te­me (meist Or­ga­ni­sa­tio­nen und In­sti­tu­tio­nen) sowie Nut­ze­rin­nen und Nut­zer der tech­ni­schen Sys­te­me; Schü­le­rin­nen und Schü­ler zäh­len zu­min­dest in der Rolle der User und Ver­brau­cher, aber auch in der Rolle der über öf­fent­li­che Dis­kur­se par­ti­zi­pie­ren­de und bei Ge­setz­ge­bungs­pro­zes­sen po­ten­zi­ell mit­be­stim­men­den Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu den Adres­sa­ten.

Le­bens­welt­phä­no­me­ne & Pro­blem­fel­der Aug­men­ted Rea­li­ty - Bio­me­trie– Cli­ma­te En­genee­ring – Com­pu­ter­spie­le – End­la­ge­rung hoch­ra­dio­ak­ti­ver Ab­fäl­le – En­er­gie­wen­de – Gen­tech­nik – Human En­han­ce­ment – In­for­ma­ti­on – In­ter­net/“So­zia­le Netz­wer­ke“ – Kern­ener­gie – Le­bens­mit­tel­ver­ar­bei­tung – Me­di­en – Me­di­zin­tech­nik – Mi­li­tär­tech­nik – Mo­bi­li­tät und Ver­kehr – Na­no­tech­no­lo­gie - Neu­ro­tech­ni­ken – Raum­fahrt – Ro­bo­tik – Si­cher­heits- u (Video-)Über­wa­chungs­tech­nik – Syn­the­ti­sche Bio­lo­gie/ So­ci­al free­zing - Ubi­qui­tous Com­pu­ting - Smart things / Apps für (fast) alles / Mars-Reise-Pro­jek­te / Super Hu­mans / …

 

Wei­ter mit Ethi­sche Fal­l­ana­ly­sen

 

Tech­ni­ket­hik: eine Ori­en­tie­rung für den Un­ter­richt:
Her­un­ter­la­den [doc][36 KB]

Tech­ni­ket­hik: eine Ori­en­tie­rung für den Un­ter­richt:
Her­un­ter­la­den [pdf][76 KB]