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Bewertungsindikatoren

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


II. Bewertungsindikatoren

Die Schülerinnen und Schüler nennen
Leon, Studenten, Professoren, Pharmaindustrie, die Gesellschaft (hier exemplifiziert durch die Leserbriefschreiber) und ordnen die Interessen entsprechend zu:

Leon:
  • Prüfung bestehen, Ausgleich persönlicher Nachteile / Schwächen
Studenten:
  • gerechte Prüfungssituation, Erfolg, bessere Ergebnisse, Arbeitsplätze
Pharmaindustrie:
  • finanzielle Interessen
die Gesellschaft:
  • Ärzte und andere Dienstleister, die ihr Metier wirklich beherrschen und nicht durch unfaire Methoden an ihre Stelle gekommen sind
  • gesundheitliche Gefahren abwehren, Abhängigkeiten und Persönlichkeitsveränderungen vermeiden
  • Einsatz von Medikamenten nicht ad absurdum führen
  • Manipulation von Körpern soll eine Grenze haben
  • Selbstoptimierung und Selbstverwirklichung ist ein verständlicher menschlicher Wunsch und findet bereits statt
  • die eigene Entscheidung muss respektiert werden
  • positive Folgen: Steigerung der Leistungsfähigkeit usw.
Professoren:
  • Leistungsgerechtigkeit

relevante Werte
 
Leon:
  • Selbstverwirklichung, Erfolg, Gerechtigkeit (hier im Sinne von Nachteilsausgleich)
Studenten:
  • Fairness
Pharmaindustrie:
  • Profit
Die Gesellschaft (am Beispiel der Leserbriefschreiber):
  • Gesundheit, Selbstbestimmung, Freiheit (von Leistungsdruck), körperliche Unversehrtheit, Authentizität, Unabhängigkeit, Sinnhaftigkeit, Respekt, Würde, Leistungsfähigkeit
Professoren
  • Gerechtigkeit, gute Ausbildung

 

Konfliktlinien, z.B.
- Gesundheit vs. Selbstverwirklichung; - Erfolg vs. Gerechtigkeit; - Sinnhaftigkeit vs. Selbstbestimmung; - Authentizität vs. Leistungsfähigkeit

Innerhalb eines Wertes
Gerechtigkeit (Gleiche Bedingungen vs. „Nachteilsausgleich“); Freiheit von Zwängen (Leistungsdruck) vs. Freiheit zur eigenen Entscheidung (solche Medikament zu nehmen) usw.

Die Schülerinnen und Schüler wägen die relevanten Werte ab und begründen ihre eventuelle Bevorzugung eines Wertes/einiger Werte, z.B.

  • die Gesundheit hat Vorrang vor allem andern
  • die Selbstbestimmung hat immer Vorrang, sofern nicht andere Menschen gefährdet werden
  • langfristige, gesellschaftliche Folgen haben Vorrang vor kurzfristigen, individuellen Folgen


Beispiele für in Frage kommende Moralphilosophen

Kant kommt in Betracht über die Selbstzweckformel, Autonomie (Leistungsprinzip wird ad absurdum geführt), Instrumentalisierungsverbot, sich nicht fremden Zwecken zu unterwerfen.

Jonas kommt in Betracht, weil hier die Fernwirkungen technologischer Entscheidungen in Betracht kommen; Heuristik der Furcht etc., Unglück minimieren.

Aristoteles kommt in Betracht durch die Frage nach dem gelingenden Leben. Wo ist die rechte Mitte zwischen der Verbesserung meiner veranlagten Fähigkeiten aus eigener Kraft und dem Einsatz zusätzlicher Mittel? Was gebietet die Klugheit?

Singer kommt in Betracht, weil hier die Interessen der Beteiligten und Betroffenen abgewogen werden und die Entscheidung, die per saldo die meisten Interessen berücksichtigt, die beste ist. (kurzfristig vs. Langfristige, sekundäre?)


Beispiel für die Stützung eines Wertes durch einen Moralphilosophen

Aus Perspektive der „Heuristik der Furcht“ würde Jonas vor den langfristigen gesellschaftlichen Folgen warnen, weil wir nicht wissen, welche gesundheitlichen Gefahren und Persönlichkeitsveränderungen der massive Einsatz solcher Mittel nach sich ziehen könnte. Im Fokus stehen hier also die Werte „Gesundheit“ und „Authentizität“.

Dann könnte der Schüler zu dem Schluss kommen, Leons Entscheidung sei ethisch schlecht, weil er seine Gesundheit Risiken aussetzt und er ein schlechtes Beispiel für andere gibt und so einen Beitrag zur Ausweitung dieser Praxis leistet („Permanenz echten menschlichen Lebens“).

Beispiel für die geforderte kritische Auseinandersetzung mit der moralphilosophischen Position

  • Wegen der prinzipiellen Unabsehbarkeit der Folgen technischer Innovationen müsste die „Heuristik der Furcht“ jeden Einsatz entsprechender Mittel verbieten; so geriete das Besondere des konkreten Falles völlig aus dem Blick
  • Bei der Heuristik der Furcht dachte Jonas v.a. an zerstörerische, lebensbedrohliche Großtechnologien. Es stellt sich daher die Frage, ob dieses Konzept im vorliegenden Fall Anwendung finden kann.

 

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