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Vor­trag

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Sach­kom­pe­tenz im schrift­li­chen Ab­itur im Fach Ge­schich­te

Die Lern­psy­cho­lo­gie geht davon aus, dass Be­grif­fe „uns die Or­ga­ni­sa­ti­on un­se­rer Er­fah­run­gen und die An­wen­dung vor­han­de­nen Wis­sens auf neue Si­tua­tio­nen“ er­mög­li­chen. So ord­nen wir in un­se­rem All­tags­wis­sen In­for­ma­tio­nen stets hier­ar­chisch, d.h. dass wir Ein­zelphä­no­me­ne nicht ad­di­tiv ler­nen, son­dern so­fort be­reits vor­han­de­nes Wis­sen auf die­sen Ein­zel­fall an­wen­den und die In­for­ma­ti­on in Struk­tu­ren ver­or­ten. So kön­nen wir bei der In­for­ma­ti­on, dass „Larry“ ein Hund sei, so­fort und ohne den Hund tat­säch­lich ge­se­hen zu haben, er­schlie­ßen, „dass er ein Fell hat, vier Beine hat, bel­len kann, wahr­schein­lich in einer Fa­mi­lie lebt usw.“ 

Vgl. So­di­an, Beate: Ent­wick­lung be­griff­li­chen Wis­sens. In: Oer­ter, Rolf / Mon­ta­da, Leo (Hgg.): Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie. Wein­heim, Basel, Ber­lin 52002. S. 443-468. S. 443.

[Alle Schü­ler fän­den es selbst­ver­ständ­lich, mit dem Be­griff Hund diese Merk­ma­le zu ver­bin­den.]

Die­ses Vor­ge­hen gilt nicht nur für un­se­ren All­tag, son­dern auch für Fach­wis­sen. Wenn wir hören, 1848/49 sei eine Re­vo­lu­ti­on, rufen wir unser Wis­sen zu die­sem Be­griff ab und kön­nen er­schlie­ßen - auch wenn wir bis­her kein Wis­sen zu die­ser spe­zi­el­len Re­vo­lu­ti­on haben -, dass po­li­ti­sche und ge­sell­schaft­li­che Struk­tu­ren um­ge­stal­tet wer­den soll­ten, ver­schie­de­ne Trä­ger­grup­pen an dem Pro­zess be­tei­ligt waren, ver­mut­lich Ge­walt an­ge­wen­det wurde, usw.

[Fän­den sie es auch selbst­ver­ständ­lich, mit dem Be­griff Re­vo­lu­ti­on Merk­ma­le zu ver­bin­den? Aber auch hier gilt:

  • die An­eig­nung von Wis­sen funk­tio­niert immer gleich, unser Ge­hirn lernt All­tags­wis­sen und Fach­wis­sen nach dem glei­chen Mus­ter, es lernt Re­gel­wis­sen;
  • die­ses Mus­ter muss für un­se­re Schü­ler trans­pa­rent wer­den, sie müs­sen es be­wusst nut­zen kön­nen.]

Wis­sens­er­werb funk­tio­niert nicht nach dem Mo­dell des Nürn­ber­ger Trich­ters. Unser Ge­hirn wäre völ­lig über­for­dert, wenn es alle Ein­zelphä­no­me­ne ler­nen müss­te. In­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung er­folgt durch die je in­di­vi­du­el­le Ka­te­go­ri­sie­rung von Wis­sen. Auch die Er­in­ne­rung greift auf diese Struk­tu­ren zu­rück: Durch die Er­in­ne­rung an ein Teil­sys­tem, z.B. das Wis­sen über Re­vo­lu­tio­nen, lässt sich der Ein­zel­fall re­kon­stru­ie­ren. Über das vor­han­de­ne Re­gel­wis­sen sind aber auch An­ti­zi­pa­tio­nen mög­lich.

Vgl. Edel­mann, Wal­ter: Lern­psy­cho­lo­gie. Wein­heim 6 2000. S. 113, 117, 169, 127.

[Wis­sen wird im Mo­ment der Auf­nah­me ver­ar­bei­tet, mit alten Wis­sens­be­stän­den ver­bun­den, ka­te­go­ri­siert: „ak­ti­ver, sub­jek­ti­ver Struk­tu­rie­rungs­pro­zess“

  • nicht um­sonst gibt es den Be­griff „Hund“ oder „Re­vo­lu­ti­on“;
  • Wenn wir alle Hun­de­na­men („Larry“, Daisy, Han­ni­bal…) ken­nen müss­ten, wären wir völ­lig über­for­dert;
  • ge­nau­so über­for­dert sind wir, wenn wir his­to­ri­sche Er­eig­nis­se als Ein­zelphä­no­me­ne ler­nen = be­grei­fen, ver­ste­hen, er­in­nern müss­ten;
  • Wenn wir Wis­sen ver­netzt ler­nen, ver­ste­hen wir nicht nur bes­ser;
  • die Er­in­ne­rung an einen Teil­be­reich er­öff­net das ganze – oder zu­min­dest ein über die­sen Teil­be­reich hin­aus­ge­hen­des - Spek­trum.]

 

wei­ter: Bei­spiel

 

Vor­trag: Her­un­ter­la­den [ppt][8,6 MB]