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7. Se­quenz: Ge­stal­tung der Bühne und Hand­lungs­ver­lauf im 2. Akt


von StD Dr. Peter Mül­ler

Auf­ga­ben:
Grup­pe 1:

  • Ver­glei­chen Sie die Büh­nen­be­schrei­bung aus Ib­sens „Nora“ ( Mat. XI ) mit der von Dür­ren­matt zu Be­ginn des 2. Aktes und ar­bei­ten Sie Un­ter­schie­de in der Ge­stal­tung der Bühne her­aus.
  • Fas­sen Sie die Aus­füh­run­gen über Mys­te­ri­en­büh­ne und Mys­te­ri­en­spiel
    ( Mat. II ), die „Mo­ra­li­tä­ten“ sowie die „Vice-Figur“ im eli­sa­be­tha­ni­schen Thea­ter ( Mat. VIII ) und das „Leben als Thea­ter“ ( Mat. X ) zu­sam­men. Be­spre­chen Sie Ihre Er­geb­nis­se in der Grup­pe.
  • Wel­che Hin­wei­se geben diese Aus­füh­run­gen für das Ver­ständ­nis der Bühne in Dür­ren­matts Stück?

Grup­pe 2:

  • Wie ver­läuft die Hand­lung im 2. Akt? Wel­che Orte und wel­che hand­lungs­be­stim­men­den und –be­glei­ten­den Mo­ti­ve spie­len dabei eine Rolle?
  • Ver­su­chen Sie die Er­geb­nis­se Ihrer Un­ter­su­chung in einer Skiz­ze fest­zu­hal­ten, in der so­wohl die Hand­lung als auch die Orte sowie die Mo­ti­ve fest­ge­hal­ten wer­den. Ori­en­tie­ren Sie sich dabei an den Aus­füh­run­gen über das eli­sa­be­tha­ni­sche Thea­ter („Büh­nen­platt­form“, „Ober­büh­ne“) und der Büh­nen­skiz­ze ( Mat. VIII ).

 

Mög­li­che Er­geb­nis­se:

Büh­nen­bild im 2. Akt

Büh­nen­bild bei Ibsen:

  • Rea­lis­ti­sche, ex­ak­te Aus­ge­stal­tung des Rau­mes, Re­qui­si­ten als Hilfs­mit­tel
  • Kon­zen­tra­ti­on auf einen ein­zi­gen Raum, eine Si­tua­ti­on
  • Ein­heit von Ort, Raum und Zeit
  • Bühne als Ab­bil­dung der Welt

Büh­nen­bild bei Dür­ren­matt:
a)
Ent­stoff­li­chung der Bühne:

  • Bühne stellt kei­nen rea­lis­ti­schen Ort dar
  • Es wird keine rea­lis­ti­sche Raum­si­tua­ti­on ge­schaf­fen
  • Nur An­deu­tung eines Raums durch spre­chen­de Rau­m­ele­men­te, ver­schie­de­ne Ge­gen­stän­de
  • Der Ort ent­steht durch Wort, Spiel (Mimik) und Phan­ta­sie des Zu­schau­ers
  • Bühne ist nicht mit der Welt oder einem Teil dar­aus gleich­zu­set­zen, sie ist ein Mo­dell von ihr
  • Schluss­fol­ge­rung: Gül­len ist kein Ort, son­dern eine mo­ra­li­sche Si­tua­ti­on, Gül­len be­trifft alle (Autor, Zu­schau­er)

b) Si­mul­ta­ni­tät der Bühne:

  • Raum- Zeit-Kon­zen­tra­ti­on: Zu­schau­er wird Be­trach­ter eines kom­ple­xen Vor­gangs (mo­ra­li­scher Un­ter­gang)
  • Keine kon­ti­nu­ier­li­che Folge von Ak­tio­nen, keine zeit­li­che Ab­fol­ge, son­dern An­ein­an­der­rei­hung ver­schie­de­ner Si­tua­tio­nen
  • Bühne er­in­nert an Ver­such, Ex­pe­ri­ment, Mo­dell
  • Par­al­le­li­tät der Hand­lun­gen, Wech­sel­wir­kung, ge­gen­sei­ti­ge Durch­drin­gung der Ebe­nen: Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Räu­men und Ebe­nen, ge­gen­sei­ti­ge Be­ein­flus­sung der Räume/Ebe­nen wer­den sicht­bar

c) Par­odie auf ba­ro­ckes Mys­te­ri­en­spiel bzw. Gat­tung der „Mo­ra­li­tät“:

  • Die Zwei­tei­lung des Rau­mes bei Dür­ren­matt (die „all­mäch­ti­ge“ Clai­re wacht über dem Trei­ben der Gül­le­ner) ent­spricht dem Mys­te­ri­en­spiel im ba­ro­cken Welt­thea­ter: eine Gott­heit kon­trol­liert die von Je­der­män­nern be­völ­ker­te Welt = Bühne
  • Somit kann man den 2. Akt als Par­odie Dür­ren­matts auf das ba­ro­cke Mys­te­ri­en­spiel be­grei­fen
  • Das Leben der Gül­le­ner soll in sei­ner „eit­len Bunt­heit und Schein­haf­tig­keit“ be­wusst wer­den
  • Die Bühne Dür­ren­matts ist ein Ort, an dem sich die Men­schen (Gül­le­ner) zwi­schen Gut und Böse ent­schei­den müs­sen (vgl. Ende 1. Akt: Bühne als Ex­pe­ri­men­tier­feld)
  • Clai­re als Ver­füh­re­rin zu Las­ter (Vice-Figur)
  • Kampf in See­len der Men­schen
  • Bühne als Ort ethi­scher Ent­schei­dun­gen

 

Skiz­ze zu „Büh­nen­bild und Hand­lungs­ver­lauf im 2. Akt“ vgl. ' An­re­gun­gen '