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3.6. Fa­kul­ta­tiv: — Dür­ren­matts Thea­ter­kon­zep­ti­on


von StD Dr. Peter Mül­ler

Kom­men­tar: Zwar wur­den schon an meh­re­ren Stel­len der Er­ar­bei­tung Be­zü­ge zu Dür­ren­matts Thea­ter­kon­zep­ti­on her­ge­stellt und wer­den sol­che im wei­te­ren Ver­lauf der UE auch wei­ter­hin her­ge­stellt. Den­noch ließe es sich recht­fer­ti­gen, an die­ser Stel­le zen­tra­le As­pek­te der Theo­rie Dür­ren­matts im Zu­sam­men­hang zu er­fas­sen. Dies würde zum einen ein­füh­ren in Dür­ren­matts (eher pes­si­mis­ti­sches?) Welt- und Men­schen­bild. Zum an­de­ren würde dies die nach­fol­gen­de Er­ar­bei­tung ver­schie­de­ner in­halt­li­cher und in­ten­tio­na­ler As­pek­te der Dar­stel­lung im Drama vor­be­rei­ten und er­leich­tern.

  1. Er­ar­bei­tung der Thea­ter­kon­zep­ti­on Dür­ren­matts in häus­li­cher Vor­be­rei­tung ( Mat. III )
  2. Aus­wer­tung der Haus­auf­ga­be:

 

Mög­li­che Er­geb­nis­se :

Zeit der An­ti­ke, Shake­speares, Schil­lers:

  • = ge­stal­te­te Welt
  • die Kunst­form die­ser Welt ist die Tra­gö­die

Held der Tra­gö­die:

  • weckt unser Mit­leid, seine Schuld bzw. Un­schuld, Tu­gen­den bzw. Un­tu­gen­den/Las­ter sind nach be­stimm­ten Re­geln ge­mischt, damit er nicht ab­stößt
  • ge­hört dem Adel an
  • er treibt eine Hand­lung vor­wärts, er­lei­det ein be­stimm­tes Schick­sal, ver­kör­pert eine be­stimm­te Welt
  • dies macht deut­lich: die Tra­gö­die wirkt in einer ge­stal­te­ten Welt; sie setzt Schuld, Not, Maß, Über­sicht, Ver­ant­wor­tung vor­aus

heu­ti­ge Welt:

  • kon­fron­tiert die Men­schen mit einer un­sicht­ba­ren Macht, einem an­ony­men Staat
  • Welt ist un­ge­stal­tet, im Um­sturz be­grif­fen
  • Es gibt keine Schul­di­gen mehr und keine Ver­ant­wort­li­chen, nur Kol­lek­tiv­schuld
  • Ein Held im alten Sinne ist nicht mög­lich

Die Kunst­form der heu­ti­gen Welt:

  • Ko­mö­die
  • Sie schafft Dis­tanz zur Welt
  • Mit­tel zur Dis­tanz­schaf­fung: der Ein­fall
  • Der sinn­li­che Aus­druck der heu­ti­gen Welt: das Gro­tes­ke
  • Die reine Tra­gö­die nicht mög­lich, aber das Tra­gi­sche
  • Das Tra­gi­sche aus Tra­gö­die er­ziel­bar als schreck­li­cher Mo­ment , als sich öff­nen­der Ab­grund

Aus­gangs­punkt und Ziel der Ko­mö­die:

  • Ko­mö­die ist nicht Aus­druck der Ver­zweif­lung
  • ob­wohl Welt als etwas Un­ge­heu­res, ein Rät­sel an Un­heil an­ge­nom­men wird, stellt sie keine Flucht/Ka­pi­ta­lu­ti­on davor dar
  • Ziel: den mu­ti­gen Men­schen zei­gen
  • Ein­fall: ver­führt Pu­bli­kum dazu, sich Dinge an­zu­se­hen, die es sich sonst nicht an­se­hen würde