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Bei­spiel 4

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Im­ma­nu­el Kant: Grund­le­gung zur Me­ta­phy­sik der Sit­ten [1786] . Ers­ter Ab­schnitt

Es ist über­all nichts in der Welt, ja über­haupt auch außer der­sel­ben zu den­ken mög­lich, was ohne Ein­schrän­kung für gut könn­te ge­hal­ten wer­den, als al­lein ein guter Wille. Ver­stand, Witz, Ur­teils­kraft, und wie die Ta­len­te des Geis­tes sonst hei­ßen mögen, oder Mut, Ent­schlos­sen­heit, Be­harr­lich­keit im Vor­sat­ze, als Ei­gen­schaf­ten des Tem­pe­ra­ments, sind ohne Zwei­fel in man­cher Ab­sicht gut und wün­schens­wert; aber sie kön­nen auch äu­ßerst böse und schäd­lich wer­den, wenn der Wille, der von die­sen Na­tur­ga­ben Ge­brauch ma­chen soll und des­sen ei­gen­tüm­li­che Be­schaf­fen­heit darum Cha­rak­ter heißt, nicht gut ist. Mit den Glücks­ga­ben ist es eben so be­wandt. Macht, Reich­tum, Ehre, selbst Ge­sund­heit, und das ganze Wohl­be­fin­den und Zu­frie­den­heit mit sei­nem Zu­stan­de, unter dem Namen der Glück­se­lig­keit, ma­chen Mut und hier­durch öf­ters auch Über­mut, wo nicht ein guter Wille da ist, der den Ein­fluß der­sel­ben aufs Gemüt, und hier­mit auch das ganze Prin­zip zu han­deln, be­rich­ti­ge und all­ge­mein-zweck­mä­ßig mache; ohne zu er­wäh­nen, daß ein ver­nünf­ti­ger un­par­tei­ischer Zu­schau­er sogar am An­bli­cke eines un­un­ter­bro­che­nen Wohl­er­ge­hens eines We­sens, das kein Zug eines rei­nen und guten Wil­lens zie­ret, nim­mer­mehr ein Wohl­ge­fal­len haben kann, und so der gute Wille die un­er­laß­li­che Be­din­gung selbst der Wür­dig­keit, glück­lich zu sein, aus­zu­ma­chen scheint.

Der gute Wille ist nicht durch das, was er be­wirkt, oder aus­rich­tet, nicht durch seine Taug­lich­keit zu Er­rei­chung ir­gend eines vor­ge­setz­ten Zwe­ckes, son­dern al­lein durch das Wol­len, d.i. an sich, gut, und, für sich selbst be­trach­tet, ohne Ver­gleich weit höher zu schät­zen, als alles, was durch ihn zu Guns­ten ir­gend einer Nei­gung […] nur immer zu Stan­de ge­bracht wer­den könn­te. Wenn gleich durch eine be­son­de­re Un­gunst des Schick­sals, oder durch kärg­li­che Aus­stat­tung einer stief­müt­ter­li­chen Natur, es die­sem Wil­len gänz­lich an Ver­mö­gen fehl­te, seine Ab­sicht durch­zu­set­zen; wenn bei sei­ner größ­ten Be­stre­bung den­noch nichts von ihm aus­ge­rich­tet würde […]: so würde er wie ein Juwel doch für sich selbst glän­zen, als etwas, das sei­nen vol­len Wert in sich selbst hat. Die Nütz­lich­keit oder Frucht­lo­sig­keit kann die­sem Werte weder etwas zu­set­zen, noch ab­neh­men.

(Aus: Kant, Im­ma­nu­el (1983/1786): Grund­le­gung zur Me­ta­phy­sik der Sit­ten. In: ders., Werke in zehn Bän­den, hrsg. v. Wil­helm Wei­sche­del, Bd. 6. Darm­stadt: Wis­sen­schaft­li­che Buch­ge­sell­schaft, BA 1-3, S. 18f.)


Kant: GMS, BA 1-3
(Ana­ly­ti­sche Text­ar­beit mit ge­schlos­se­nen und halb­of­fe­nen Auf­ga­ben)

1) Ord­nen Sie durch An­kreu­zen dem Text­aus­schnitt den Titel zu, der das mo­ra­li­sche Thema am bes­ten trifft:
❑ „Der Weg zum Glück“
❑ „Nutze dein Leben“
❑ „Er­folg im Leben“
❑ „Der gute Wille“.

2) Un­ein­ge­schränkt gut ist nach Kant nur
❑ der Mut
❑ das Glück
❑ der Ver­stand
❑ der gute Wille.

3) Nen­nen Sie zwei „Ta­len­te des Geis­tes“ (Z. 3):
    1. _______________________  2. _________________________________.

4) Geben Sie ein Syn­onym für den Be­griff „Ta­len­te des Geis­tes“ (Z. 3) an:
___________________________________.

5) Nen­nen Sie die Zei­len, in denen sich das Ar­gu­ment fin­det, warum „Ta­len­te des Geis­tes“ (Z. 3) nicht un­ein­ge­schränkt gut sind:  Z. _____ - Z. _____.

6) Der Ver­stand ist nicht ohne Ein­schrän­kung gut,
❑ weil er sich im Laufe des Le­bens än­dert
❑ weil Ver­stand mit Moral nichts zu tun hat
❑ weil er für Schlech­tes ein­ge­setzt wer­den kann
❑ weil man­che Men­schen schlau­er sind als an­de­re.

7) Geben Sie die Zei­len des Tex­tes an, in denen sich Kant mit einer Fol­ge­nethik aus­ein­an­der­setzt:  Z. _____- Z. _____.

8) Der Wert des „guten Wil­lens“ be­steht
❑ „in sich selbst“ (Z. 26)
❑ in sei­nem Bei­trag zur „Glück­se­lig­keit“ (Z. 10)
❑ in dem, „was er be­wirkt, oder aus­rich­tet“ (Z. 10)
❑ In sei­ner mo­ti­vie­ren­den Wir­kung auf an­de­re Men­schen.

9) Ord­nen Sie die von Kant ver­tre­te­ne mo­ral­phi­lo­so­phi­sche Po­si­ti­on einer nor­ma­ti­ven Ethik zu:
❑ „in sich selbst“ (Z. 26)
❑ in sei­nem Bei­trag zur „Glück­se­lig­keit“ (Z. 10)
❑ in dem, „was er be­wirkt, oder aus­rich­tet“ (Z. 10)
❑ In sei­ner mo­ti­vie­ren­den Wir­kung auf an­de­re Men­schen.

10) Kant ar­gu­men­tiert im Text mit­hil­fe
❑ eines na­tu­ra­lis­ti­schen Fehl­schlus­ses
❑ einer in­di­rek­ten Ar­gu­men­ta­ti­on
❑ eines Ge­dan­ken­ex­pe­ri­ments
❑ des Toul­min-Sche­mas.

 

Wei­ter mit Bei­spiel 5

 

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