Ethisches Reflektieren in Klasse 7/8 (und ggf. 9)
In der Mittelstufe befinden sich die Jugendlichen nach Erikson im Spannungsfeld zwischen Krisen um die eigene Identität und der Entwicklung eines Selbstkonzeptes.1 Dabei sind sie täglich bewusst oder unbewusst bei der Entwicklung eines moralischen Koordinatensystems mit ethischen Fragestellungen und Urteilen konfrontiert: Was ist für mich gutes Handeln? Wie verhalte ich mich gegenüber anderen? Welche Moralvorstellungen und Werte sollen in der Peergroup leitend sein? Welche Vorbilder sind für mich leitend? Wie will ich von anderen gesehen werden? Wo liegen Grenzen?
Das Koordinatensystem moralischer Werte und Normen ist bei den SuS in dieser Zeit unterschiedlich temporär stabil, damit auch wandlungsfähig und befindet sich in ständigem Abgleich mit der Peer Group und dem sozialen Umfeld. Entscheidungen werden häufig noch intuitiv getroffen, können aber argumentativ reflektiert und Argumente dabei auch altersgemäß normativ begründet werden. Aus diesem Grund wandelt sich nun der Fokus des aufbauenden Lernens: Während in der Unterstufe ethische Reflexion eher deskriptiv und das Urteilen mit einfachen Begründungszusammenhängen geschieht, geht es nun um die Förderung der Argumentationskompetenz. Dabei kann nun auch zunehmend die Perspektive des Glaubens Berücksichtigung finden: Religiöse / biblische Bezüge können und sollen in die ethische Argumentation integriert werden sowie in einem Prozess der Metakognition gezielt in den Blick rücken: „Das Problem hat Berührungspunkte mit dem Glauben…“.
Ab der Mittelstufe sollte auch darauf Wert gelegt werden, dass die SuS die Begriffe Moral, Ethik, Normen und Werte erklären und anwenden können – zumal sie längst z.B. durch das Unterrichtsfach „Ethik“ damit konfrontiert worden sind. 2
2 Zu den Begriffen vgl. den Unterrichtsbaustein „Einführung in ethisches Reflektieren“. Vgl. auch Pfeifer, V.: Ethisch argumentieren, S. 11-13.
Ethische Urteilsbildung II: Umsetzungshilfen UR: Herunterladen [docx][216 KB]
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