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Uti­li­a­ris­mus

Mensch­li­che Hand­lun­gen kön­nen in ethi­scher Hin­sicht grund­le­gend unter zwei­er­lei Ge­sichts­punk­ten un­ter­sucht und be­wer­tet wer­den Man kann ein­mal fra­gen: Sind die Be­weg­grün­de für eine Hand­lung gut oder schlecht? Man kann zum an­de­ren aber auch fra­gen: Sind die Fol­gen bzw. die Kon­se­quen­zen eine Hand­lung gut oder schlecht? Wirk­lich sinn­voll ist für den Uti­li­ta­ris­mus al­lein die ethi­sche Frage nach den (guten oder schlech­ten) Fol­gen einer mensch­li­chen Hand­lung. Denn nur diese Fol­gen von Hand­lun­gen kön­nen ein­deu­tig wahr­ge­nom­men und be­wer­tet wer­den. Die uti­li­ta­ris­ti­sche Ethik geht davon aus, dass eine noch so in­ten­si­ve Suche nach den Be­weg­grün­den für eine Hand­lung (etwa die For­de­rung des Ge­wis­sens, das Ein­hal­ten gött­li­che Ge­bo­te etc.) letzt­lich un­be­stimmt und vage blei­ben. Der Uti­li­ta­ris­mus (von la­tei­nisch: uti­lis, nütz­lich) be­wer­tet mit an­de­ren Wor­ten die schäd­li­chen oder nütz­li­chen Kon­se­quen­zen, die mensch­li­ches Han­deln her­vor­bringt. Durch die­ses Ver­fah­ren sol­len ethi­sche Ent­schei­dun­gen mög­lichst kon­kret im mensch­li­chen Leben ab­les­bar und auch für alle Be­tei­lig­ten ra­tio­nal ein­sich­tig wer­den.

Wei­ter­hin ist nun aber zu klä­ren: Nach wel­chen Kri­te­ri­en soll be­wer­tet wer­den, ob eine Hand­lung gut (bzw. nütz­lich) oder schlecht (bzw. schäd­lich) ist? Einer der frü­hes­ten Ver­tre­ter des Uti­li­ta­ris­mus, der eng­li­sche Ju­rist und Phi­lo­soph Je­re­my Bent­ham (1748-1832), for­mu­lier­te fol­gen­des Prin­zip: Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass das Leben aller Men­schen grund­le­gend durch zwei Im­pul­se be­stimmt wir­d. Zum einen stre­ben Men­schen nach Freu­de. Zum an­de­ren ver­su­chen sie, Leid und Schmerz zu ver­mei­den. Freu­de und Leid sind für Bent­ham näm­lich die „sou­ve­rä­nen Ge­bie­ter“, also die unaus­weichlichen Le­bens­be­din­gun­gen eines jeden Men­schen. Es er­schien Bent­ham sogar mög­lich, Freu­de, Leid und Schmerz nach In­ten­si­tät Dauer und Häu­fig­keit genau zu be­rech­nen. Damit war sei­ner Mei­nung nach eine sta­bi­le Grund­la­ge für ethi­sche Ent­schei­dun­gen ge­legt. Eine Hand­lung gilt dann als ethisch ver­nünf­tig, wenn sie Freu­de (plea­su­re) und Glück von Men­schen ver­mehrt bzw. deren Lei­den ver­min­dert. Bei jeder Hand­lung soll die Ver­meh­rung von Freu­de bzw. Mi­ni­mie­rung von Lei­den der größt­mög­li­chen An­zahl von Men­schen zu­gu­te kom­men. Die­ses so­ge­nann­te he­do­nis­ti­sche Prin­zip hat sei­nen Namen vom grie­chi­schen Be­griff He­do­ne (Freu­de, Lust).

Be­reits John Stuart Mill (1806-1873) dif­fe­ren­zier­te Bent­hams An­satz. Mill un­ter­schied bei der mensch­li­chen Emp­fin­dung von Freu­de zwi­schen der höher ste­hen­den Emp­fin­dung von Glück (hap­pi­ness) und der ge­rin­ger be­wer­te­ten Emp­fin­dung von blo­ßer Zu­frie­den­heit (con­tent­ment).

In ge­gen­wär­ti­gen ethi­schen Dis­kus­sio­nen ist be­son­ders die Un­ter­schei­dung zwi­schen Hand­lungsu­ti­li­ta­ris­mus, Re­ge­lu­ti­li­ta­ris­mus und Prä­fe­ren­zu­ti­li­ta­ris­mus von ent­schei­den­der Be­deu­tung. Der Hand­lungsu­ti­li­ta­ris­mus be­ur­teilt eine ein­zel­ne Hand­lung nach dem Kri­te­ri­um, ob diese Hand­lung auf die größt­mög­li­che Weise Freu­de (Glück) ver­mehrt bzw. Lei­den ver­rin­gert habe. Die Ver­tre­ter eines Re­ge­lu­ti­li­ta­ris­mus sehen darin ein pro­ble­ma­ti­sches Sprin­gen von Ein­zel­fall zu Ein­zel­fall. Sie be­wer­ten mensch­li­che Hand­lun­gen des­halb in einem zwei­stu­fi­gen Ver­fah­ren. Zu­nächst wer­den all­ge­mei­ne Re­geln de­fi­niert, wann Hand­lun­gen das Glück (bzw. die Freu­de) von Be­trof­fe­nen ver­meh­ren oder deren Leid ver­min­dern Ein­zel­ne Hand­lun­gen wer­den schließ­lich an die­sen Re­geln ge­mes­sen (Zum Bei­spiel: Ver­spre­chen müs­sen ein­ge­hal­ten wer­den). Der Prä­fe­ren­zu­ti­li­ta­ris­mus be­tont be­son­ders: Wer han­delnd in das Leben von an­de­ren ein­greift, kann nicht vor­schnell von außen be­stim­men, ob an­de­re da­durch Freu­de er­fah­ren bzw. lei­den. Viel­mehr muss immer mög­lichst genau dar­auf ge­ach­tet wer­den, wie die Wün­sche (Prä­fe­ren­zen) der an­de­ren genau be­schaf­fen sind oder zum min­des­ten be­schaf­fen sein könn­ten. Diese Be­ach­tung von (mög­li­chen) Prä­fe­ren­zen an­de­rer be­trifft nicht nur Men­schen son­dern auch Tiere.

 

Uti­li­a­ris­mus: Her­un­ter­la­den [docx][15 KB]

 

Wei­ter zu Christ­li­che Ethik