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Einführung

„Unser Wasser müssen wir um Geld trinken“ (Klgl 5,4), so wird es angesichts der babylonischen Fremdherrschaft in Jerusalem bald nach 587 v. Chr. beklagt. Heute ist es selbstverständlich, für Trinkwasser zu bezahlen. Und das Angebot bei uns, in den reichen Industrieländern, ist groß. Beim abgefüllten Trinkwasser sind es vor allem die Großkonzerne Nestlé, Coca-Cola, Pepsi und Danone, die den Markt beherrschen. Doch nicht zuletzt seit dem Film Bottled Life, der 2012 in die Kinos kam, werden die Geschäftspraktiken dieser Konzerne in Frage gestellt: Sehen sie sich doch mit dem Vorwurf konfrontiert, überall auf der Welt – und auch in Regionen, die kaum über einen Zugang zu sauberem Trinkwasser verfügen – Wasserquellen für ihre Getränkevermarktung zum Schaden der dort ansässigen Bevölkerung anzuzapfen. Und dennoch dürften in den nächsten Jahren die Umsätze von Flaschenwasser weiter stark wachsen. Z. B. verdient Nestlé mit seinen weltweit über siebzig Wassermarken jährlich mehrere Milliarden Euro.

Da der Zugang zu sauberem Trinkwasser auf der Erde ungleich verteilt ist und er etwa einer Milliarde Menschen sogar verwehrt bleibt, hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 28. Juli 2010 mit großer Mehrheit „das Recht auf einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht“ anerkannt, „das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist". Verstoßen die genannten Konzerne mit ihrer Vermarktung von Trinkwasser gegen dieses Menschenrecht? Und unterminieren wir dieses Recht, indem wir deren Wasser, was zudem häufig in Plastikflaschen abgefüllt ist, konsumieren? Diesen Fragen im Religionsunterricht nachzugehen, ist auch mit Blick auf die Leitperspektiven des Bildungsplans 2016 lohnenswert: „Nach biblisch-christlicher Tradition ist der Mensch zur Übernahme von Verantwortung in der Einen Welt berufen. Dazu gehören die Überwindung ungerechter Verhältnisse, (…) die gerechte Teilhabe an den Gütern der Erde und der verantwortliche Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen“ (Bildung für nachhaltige Entwicklung, BNE). Auch die Verbraucherbildung (VB) wird gefördert: „Der Evangelische Religionsunterricht thematisiert einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in der Einen Welt. Den Schülerinnen und Schülern wird der globale Horizont ihres Konsumentenverhaltens eröffnet. Sie werden für einen verantwortungsbewussten Lebensstil sensibilisiert.“

Die hier vorliegende ethische Problemlage regt zu einer persönlichen Entscheidungsfindung an, reicht in mehrere Bereiche hinein (wirtschaftlich, sozial, ökologisch, …) und kann daher dazu beitragen, die ethische Urteilsbildungskompetenz der SuS zu fördern.

Unterrichtsziele:

Die SuS können …

  • Trinkwasservermarktung von Großkonzernen wie Nestlé oder Coca-Cola als ethisches Problem wahrnehmen, darstellen und in Beziehung zum eigenen Verbraucherverhalten setzen,

  • Argumente pro und contra Trinkwasservermarktung durch Großkonzerne herausarbeiten und dazu aus christlicher Sicht sowie aus der Sicht philosophischer Ansätze (Utilitarismus, Pflichtenethik) Stellung nehmen,

  • die Methode der erweiterten Argumentation sowie bereits erlernte Schritte ethischen Reflektierens gezielt anwenden,

  • ein eigenes, reflektiertes Urteil zu dem ethischen Problem bilden,

  • im konstruktiven Entwurf konkret umsetzbare Verhaltens- und Handlungsalternativen zu Konsum und Vermarktung von Trinkwasser entwickeln.

 

Unterrichtsvorschlag: Herunterladen [docx][31 KB]

 

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