9. Sequenz: Ills Umstimmungsversuche
9.1. Gruppenarbeit:
Gruppe 1: Polizist ( 61 – 67)
Gruppe 2: Bürgermeister ( 67 – 73)
Gruppe 3: Pfarrer (73 – 76)
Aufgabe:
- Welche Verhaltensweisen fallen auf?
- Untersuchen Sie die Argumentationsweise der Personen. Gehen Sie dabei auf sprachliche Auffälligkeiten ein.
- Zeigen Sie, wie sich die Kreditkäufe auf die Selbsteinschätzung (Moral) der Figuren auswirken.
- Welche Entwicklung bzw. Veränderungen auf Seiten der Besuchten machen die Begegnungen bewusst? Achten Sie dabei auch auf Requisiten.
9.2. Auswertung:
Mögliche Ergebnisse
:
Polizist:
- Argumentation: formaljuristisch, legalistisch, logisch nachvollziehbar, aber: spitzfindig, zynisch, ablenkend
- weist Zuständigkeit zurück, verweigert Auskünfte, diffamiert und beschimpft Ill
- Einladung, Schuhe, Radio, Goldzahn (wird geleugnet)
- Gewehr (65) wird auf Ill gerichtet: zeigt (unbewusste) Tötungsbereitschaft; wird beschönigt (Schutzhandlung gegenüber dem Gefährlichen = Panther), tatsächlich: Jagd (66) ist keine Gefahrabwehr, sondern aktive Verfolgung
- Er hat sich ins Kollektiv eingereiht, ist der alten Dame zu Diensten
Bürgermeister:
- Zeigt sich jovial, offen für Ills Sorgen (68), aber: weist Zuständigkeit zurück, entwickelt Verständnis für alte Dame (73)
- Ausreden bzw. Lügen wegen Konsum (Zigarren, Krawatte, Schuhe, Schreibmaschine, 68) und Planung eines neuen Stadthauses (72)
- Bekenntnisse gegenüber Freundschaft zu Ill, Betonung seiner Wertschätzung, Hochachtung, Berufung auf Sittlichkeit, Humanität und Rechtsstaat, aber: Phrasen, Floskeln; zeigt kein Verständnis für Ills Ängste
- Weist moralischen Anspruch Ills und seine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters zurück (70)
- Weist Ill offen Schuld zu, Vorschlag: Schuld vertuschen (71)
- Weist den Verdacht Ills strikt zurück (71)
- Aber: besitzt einen Revolver (67), spricht von „Raubtierjagd“ (67); Nähe zu Polizisten
Pfarrer:
- Trägt Gewehr (73); vgl. Polizist, Bürgermeister
- Steigerung des Motivs: Güllener nehmen während des Gesprächs im Hintergrund Jagd auf (74), es fallen Schüsse (76), der Panther wird erlegt (76)
- Zeigt für Ills Angst Unverständnis
- Lenkt von der Verfolgung Ills mit theologischen Phrasen ab, ohne diese zu leugnen
- Begreift das, was Ill geschieht, als gerechte Strafe
- Erklärt seine Korruptheit (2. Glocke, 75) mit allgemeiner menschlicher Schwäche (75)
- Spricht das Faktum des Verrats als erster offen aus
- Fordert Ill zur Reue auf (75)
- Weist Ill Verantwortung für evtl Tötung zu (76)
- Fordert Ill zur Flucht auf (76)
Fazit:
- Ills Versuche, Hilfe und Schutz zu erhalten, scheitern
- die drei Begegnungen offenbaren die sich stets verschlechternde Situation Ills (Steigerungsprinzip): sich steigernde Angst und Verzweiflung Ills
- Das Angebot Claires (1. Akt) zeigt Wirkung: die Güllener verzichten immer mehr auf Beschwichtigungen: bekennen sich immer offener dazu, korrumpierbar bzw. schon korrumpiert worden zu sein, und sprechen immer offener und unerbittlicher die Wahrheit aus (Ills Schuld); ihre Solidarität mit Ill löst sich auf
- Die Güllener zeigen Merkmale des zunehmenden moralischen Verfalls
- Ihnen fehlt das Bewusstsein für ihre mangelnde Zivilcourage und Fremdbestimmtheit
- Werte werden beschworen, aber nicht mehr praktiziert
Selbstbewaffnung Ills und Versuch, Claire zu töten
9.3. Die Güllener – „Menschen wie wir alle“:
-
LSG:
- Wie nehmen wir die Güllener als Leser/Zuschauer wahr?
- Wie bewerten wir sie als Menschen?
Mögliche Ergebnisse :
Die Schüler nehmen die Güllener möglicherweise sehr unterschiedlich
wahr; evtl. kristallisieren sich in den Bewertungen Widerspruchspaare heraus:
Nachsicht vs. Verurteilung; Verständnis vs. Unverständnis; Nachsicht
vs. Empörung
-
Dürrenmatts Äußerungen über die Güllener (
Mat.
III
)
- Welche Haltung nimmt Dürrenmatt selbst zu den Güllenern ein?
- Welche Gestaltung der Güllener schlägt er für die Bühne vor?
- Wie lässt sich dieser Vorschlag erklären?
- Nehmen Sie Stellung zu Dürrenmatts Haltung.