Sequenz 2
Textarbeit und Visualisierung: Claires Gerechtigkeitsbegehren und die moralische Empörung der Güllener
Friedrich Dürrenmatt, Der Besuch der alten Dame. Tragische Komödie; Zürich 1998 (detebe 23045)
Seite 19: Klaras Gerechtigkeitsliebe von Anfang an und die Bereitschaft des Bürgermeisters, sich des relativen Gerechtigkeitsbegriffs zu bedienen.
Seite 45: Claires materialistischer Gerechtigkeitsbegriff im Gegensatz zu dem scheinbar transzendent-sittlichen des Bürgermeisters.
Seite 46 ff.: Die Trennung von Recht und Gerechtigkeit ist von Claire längst vollzogen durch den Kauf des Richters und die damit getätigte Funktionalisierung des Rechts in ihrem Sinne: Die sittliche Rechtsordnung ist korrumpierbar von Anfang an.
Seite 48: Ill beruft sich bereits vergeblich auf die Verbindlichkeit des positiven Rechts. Claire verweist auf den Zusammenhang von Recht und Geld; zudem bedient sie sich des alttestamentarischen Racheprinzips. Beidem widmete und widmet sie ihre ganze Existenz.
Seite 49: Ills Freiheit das Recht zu beugen im weit zurückliegenden Prozess gegen ihn liefert Claire die Berechtigung, ihr von Ill fehlgeleitetes Leben, die ihr im Sinne naturrechtlichen Denkens geraubte freie Entscheidung über ihr Leben, von ihm als ihr zustehende „Gerechtigkeit“ unmittelbar einzufordern: Ideologisierung des Naturrechts.
Bitte klären Sie folgende Fragen und versuchen Sie ein zusammenfassendes Schaubild zu entwickeln:
- Welchen Gerechtigkeitsbegriff hat Claire von Anfang an?
- Welche symbolische Bedeutung haben in diesem Zusammenhang der gekaufte Richter in der Figur des Butlers und die kastrierten und geblendeten Ex-Zeugen?
- Wie reagieren der Bürgermeister und Ill auf Claires Gerechtigkeitsbegriff? Bitte genau differenzieren zwischen Gerechtigkeit, Naturrecht/Moral und positivem Recht! Wie ist die Berufung der Güllener auf das sittlich-humane Rechtsprinzip zu beurteilen?
- Wie ist das Recht Claires auf freie Lebensgestaltung von Ill behindert worden und welche Folgerungen zieht Claire daraus bezüglich Ills?