Material 4
Beispielbild HoGeSa Demo: https://www.flickr.com/photos/simon_zamora_martin/15620990180
Beispielbild DÜGIDA: https://www.flickr.com/photos/gruenenrw/15982418212
Rechtsradikale Kleidermarken und Symbole
Früher waren Rechtsextreme eindeutig an Bomberjacke, Springerstiefeln mit weißen Schnürsenkeln und LONSDALE-Shirt zu erkennen. Wurde ein Shirt mit dieser Aufschrift so unter einer Jacke (z.B. einer Bomberjacke) getragen, dass die Ränder abgedeckt waren, sah man nur noch die Buchstaben NSDA – das P durfte man sich dann denken. LONSDALE, eine britische Marke für Sportbekleidung, hatte sich jedoch von dieser Weltanschauung klar und glaubhaft distanziert.
Heute ist die Bandbreite rechtsextremer Mode größer geworden und es ist oft nicht mehr so einfach, Rechtsextreme auf den ersten Blick zu identifizieren. Manche sehen ihren linksradikalen Feinden, besonders den linken Autonomen, zum Verwechseln ähnlich: Palästinensertücher, die bisher den Linken vorbehalten waren, sieht man nicht selten auf rechtsextremen Demonstrationen, weil die Palästinenser als Gegner der Juden gesehen werden. Selbst der Sozialist Che Guevara findet sich auf den T-Shirts der Rechtsextremen, vielleicht wegen seines Ausspruchs „Vaterland oder Tod“.
Neue Kleidung für die rechtsextreme Szene ist ein Markt, auf den einige Marken drängen. Sehr beliebt sind Kleidungsstücke der Marke Thor Steinar. Den Schriftzug von LONSDALE greift die rechtsextreme Marke CONSDAPLE auf, bei der nun auch das P sichtbar ist. Häufig findet man, wie bei Thor Steinar, Symbole der nordischen Mythologie: zum Beispiel Wikingerschiffe oder Runen. Inzwischen sind die meisten Marken vorsichtig mit allzu eindeutigen NS-Symbolen. Man muss die Zeichensprache verstehen, um die Anspielungen nachzuvollziehen. Eindeutig rechtsextreme Marken, also Marken, die sich gezielt an Rechtsextreme wenden sind laut Landeszentrale für Politische Bildung Brandenburg: Masterrace Europe, Patriot, Nationalist, H8Wear, Endstufe, HateCore, Mjölnir, Nordwind, Werwolf, Troublemaker, Working Class Streetwear, Walhall und Zone H.1
Funktion rechtsextremer Kleidung
Die Kleidung von Rechtsextremen ist, wie bei anderen Gruppierungen auch, zunächst einmal ein Zeichen der Gruppenzugehörigkeit. Wer die „richtige“ Kleidung trägt, gehört zur Gruppe, ist in, und wer sie nicht trägt, gehört nicht dazu. Rechtsextreme erkennen einander an der Kleidung. So bildet sich eine Gruppe über den eigentlichen Bekanntenkreis hinaus, die durch die gemeinsame Weltanschauung, die sich gegen andere Menschen richtet, zusammengehalten wird. Die Fremdenfeindlichkeit der rechtsextremen Weltanschauung, die teilweise menschenverachtende Züge trägt, wird unter dem Mantel der freien Meinungsäußerung zur Schau gestellt. Dabei sind die Botschaften oft aber so versteckt, dass sie nur erkannt werden, wenn man die Szene gut kennt.
Der Kauf von Kleidung rechtsextremer Marken ist aber auch ein lukrativer Markt, über den sich rechtsextreme Netzwerke finanzieren. Wer Kleidung von rechtsextremen Marken kauft, unterstützt also damit indirekt oder direkt rechtsextremistische Organisationen und Aktionen.
Rechtliche Situation
Nach Strafgesetzbuch Artikel 86a ist das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen strafbar. Darunter fällt die Verwendung von nationalsozialistischen Zeichen und Parolen. Paragraph 130 Strafgesetzbuch stellt unter Strafe wer
(1) in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
- gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder
- die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet.2
Im Zweifelsfall ist es jedoch nicht so leicht, nachzuweisen, dass sich Zeichen auf den Kleidungsstücken juristisch eindeutig volksverhetzend oder verfassungswidrig sind. Es gibt hier immer wieder Klagen. Meist bewegen sich die Darstellungen geschickt an der Grenze des Gesetzesverstoßes.
Arbeitsaufträge:
- In Einzelarbeit: Lies den Text und unterstreiche zentrale Begriffe.
- In Partnerarbeit: Fasst den Inhalt des Textes in Form einer Mindmap zusammen.
- In Partnerarbeit: Erklärt die Gründe, die Leute haben, solche Motive auf T-Shirts zu tragen.
- In Gruppenarbeit:
- Darf man sich kleiden, wie man will? Diskutiert, unter welchen Bedingungen rechtsradikale Motive oder der rechten Szene zuzuordnende Kleidermarken zu einem ethischen Problem werden.
- Gestaltet mit den Ergebnissen Eurer Arbeit ein Plakat, mit dem Ihr Euren Mitschüler/innen Eure Ergebnisse präsentieren könnt.
1 https://www.politische-bildung-brandenburg.de (30.10.2019)
2 https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__130.html (27.11.2017)
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