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Na­tio­nal­park im Nord­schwarz­wald

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


III. Ist die Zeit reif für einen Na­tio­nal­park im Nord­schwarz­wald?

Die 2011 neu ge­wähl­te grün-rote Lan­des­re­gie­rung kommt mit der Auf­nah­me des Ziels einer Er­rich­tung eines Na­tio­nal­parks in ihre Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung einer For­de­rung des Na­tur­schutz­bun­des (NABU) nach. „Bür­ger, Kom­mu­nen, Un­ter­neh­mer, Ver­bän­de und Lan­des­re­gie­rung soll­ten jetzt einen er­geb­nis­of­fe­nen Dia­log star­ten und ge­mein­sam einen ers­ten Na­tio­nal­park mit all sei­nen Chan­cen und Ri­si­ken ein­rich­ten“, sagt der NABU-Vor­sit­zen­de André Bau­mann.

Die Be­für­wor­ter eines Na­tio­nal­parks - bei dem Natur(pro­zess)schutz ab­so­lu­ten Vor­rang hat und die ur­sprüng­li­che Na­tur­land­schaft, also echte Wild­nis, ge­schützt bzw. wie­der­her­ge­stellt wer­den soll - füh­ren für die Ein­rich­tung eines sol­chen Groß­schutz­ge­bie­tes ins­be­son­de­re an, dass ein Na­tio­nal­park un­ver­zicht­bar sei für die Stei­ge­rung der Bio­di­ver­si­tät und den Er­halt sel­te­ner Arten (wie z.B. den Drei­ze­hen­specht), die auf große Wild­nis­ge­bie­te mit hohen Tot­holz­men­gen an­ge­wie­sen sind. Wei­te­re Ziele seien die selbst­stän­di­ge Ent­wick­lung von Le­bens­räu­men: Be­su­cher könn­ten dann ent­ste­hen­den Ur­wald be­stau­nen, na­tür­li­che Ent­wick­lungs­pro­zes­se er­le­ben, er­ken­nen und lie­ben ler­nen; erst aus Kennt­nis und Liebe er­wach­se auch Ver­ant­wor­tung und Mo­ti­va­ti­on zu ak­ti­vem Be­wah­rungs­han­deln. Au­ßer­dem ver­fol­ge ein Na­tio­nal­park ge­sell­schaft­li­che Ziele wie die För­de­rung der na­tur­na­hen und -ver­träg­li­chen Er­ho­lung sowie die För­de­rung der For­schung. Schließ­lich sei ein Na­tio­nal­park ein Zug­pferd für den Tou­ris­mus und die Re­gio­nal­wirt­schaft.

Na­tio­nal­park­geg­ner stel­len in Frage, dass ein Na­tio­nal­park Nord­schwarz­wald nach­hal­tig einen Mehr­wert ge­ne­rie­ren könne, der die mit einem sol­chen Groß­schutz­ge­biet ver­bun­de­nen Nach­tei­le auf­wie­gen würde. In ihren Augen ist es un­ver­ant­wort­lich, fich­ten­ge­präg­te Wäl­der als To­tal­schutz­ge­bie­te aus­zu­wei­sen, weil damit eine zü­gel­lo­se Aus­brei­tung des Bor­ken­kä­fers und weite Flä­chen ab­ge­stor­be­ner Wäl­der in Kauf ge­nom­men werde. Zudem sei die Nicht­nut­zung na­tür­li­cher Res­sour­cen, näm­lich des nach­wach­sen­den Roh­stof­fes Holz, durch Still­le­gung der na­tur­ver­träg­li­chen Pro­duk­ti­ons­flä­che Wald, „wirt­schaft­li­cher Selbst­mord auf Raten“, der so­wohl klein- und mit­tel­stän­di­sche Fa­mi­li­en­be­trie­be als auch das Steu­er­auf­kom­men der Ge­mein­den be­tref­fe. Be­fürch­tet wer­den auch eine ein­ge­schränk­te Nut­zung der Wege, die Sper­rung oder der Rück­bau von Wegen sowie die Auf­he­bung des Be­tre­tungs­rech­tes – d.h. Wege dürf­ten nicht mehr etwas zum Sam­meln von Bee­ren und Pil­zen ver­las­sen wer­den - , Maß­nah­men, die im üb­ri­gen nicht ge­eig­net seien, die Be­su­cher- und Über­nach­tungs­zah­len in der Na­tio­nal­park-Re­gi­on  stei­gen zu las­sen; wenn über­haupt, würde der Na­tio­nal­park vor­aus­sicht­lich zu einem An­stieg des Ta­ges­tou­ris­mus, d.h. zu einer stei­gen­den Be­las­tung der Zu­fahrts­stra­ßen füh­ren. Der Nord­schwarz­wald dürfe nicht als „Alibi-Wild­nis“ und  groß­flä­chi­ges „Ver­suchs­la­bor“ für eine Na­tur­schut­zi­deo­lo­gie zweck­ent­frem­det wer­den, zumal sich na­tür­li­che Pro­zes­se in den be­ste­hen­den Bann­wäl­dern un­ter­su­chen las­sen. Ein forst­wirt­schaft­li­ches Gut­ach­ten pro­gnos­ti­ziert schließ­lich, dass die Öko­bi­lan­zen von Holz und Holz­pro­duk­ten ne­ga­tiv be­las­tet wer­den wür­den, wenn der Nut­zungs­aus­fall der ört­li­chen holz­ver­ar­bei­ten­den Be­trie­be kom­pen­siert wer­den müss­te durch Fern­ein­käu­fe und Leben von frem­den Res­sour­cen.

Sind wir ver­pflich­tet einen Na­tio­nal­park ein­zu­rich­ten?