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Ver­schenk­ter Strom?

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


IV.
Ver­schenk­ter Strom? Rhein­fall-Ideen

Der Rhein­fall bei Schaff­hau­sen, Eu­ro­pas größ­ter Was­ser­fall, ist ein Stück über­wäl­ti­gen­der Natur pur – bis jetzt. Bis zu 700 Ku­bik­me­ter Was­ser stür­zen pro Se­kun­de 23 Meter in die Tiefe. Vor 150 Jah­ren dich­te­te Edu­ard Mö­ri­ke an­ge­sichts der Er­ha­ben­heit des Na­tur­spek­ta­kels: „ Halte dein Herz, o Wan­de­rer, fest in ge­wal­ti­gen Hän­den!/ Mir ent­s­türz­te vor Lust zit­ternd das mei­ni­ge fast./ Rast­los don­nern­de Mas­sen auf don­nern­de Mas­sen ge­wor­fen .“ Wie lange man diese gran­dio­se und viel­be­wun­der­te Ur­ge­walt noch als au­then­tisch be­stau­nen kann, ist un­si­cher, weil die schwei­ze­ri­sche Firma Rhein­kraft­werk Neu­hau­sen AG viel hand­fes­te­ren Nut­zen dar­aus zie­hen will und den Rhein­fall zur Strom­er­zeu­gung an­zap­fen will. Ge­plant sind un­ter­ir­di­scher Tur­bi­nen, durch die bis zu 20 Pro­zent der Was­ser­mas­sen des Rhein­falls ab­ge­lei­tet wer­den sol­len.

Die Ge­wäs­ser­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on Aqua Viva Rhein­au­bund ist em­pört über die Pläne, denn beim Rhein­fall hand­le es sich um „ein ein­ma­li­ges Na­tur­denk­mal“, und das An­zap­fen zum Zwe­cke der Strom­pro­duk­ti­on hält der Spre­cher der Schutz­or­ga­ni­sa­ti­on für einen ab­so­lu­ten Ta­bu­bruch.

Die Kraft­werk­be­trei­ber und die Ver­ant­wort­li­chen im Kan­ton Schaff­hau­sen wol­len nun zwar den Rhein­fall nicht kom­plett still­le­gen und räu­men auch ein, dass der tou­ris­ti­sche Wert nicht ge­schmä­lert wer­den dürfe. Und eine schwei­zer Na­tur­schutz­kom­mis­si­on for­dert im­mer­hin, dass der „Er­leb­nis­wert“  des Na­tur­schau­spiels, zu dem jedes Jahr ca. eine Mil­li­on pil­gern, nicht be­schä­digt wer­den dürfe.

Die Rhein­kraft­werk AG schlägt nun einen Kom­pro­miss vor, der die ge­nann­ten Be­den­ken aus­räu­men soll: Vor­stell­bar wäre ein An­zap­fen des Rhein­falls und ein Um­lei­ten der Was­ser­mas­sen „nur in der Nacht“, denn da gebe es ja keine Tou­ris­ten am Was­ser­fall.

Nach: Wolf­gang Koydl: „Rinn­sal von Schaff­hau­sen. Strom­er­zeu­ger will 20 Pro­zent des Rhein­fall-Was­sers ab­zwei­gen“ In: Süd­deut­sche Zei­tung Nr. 84, Don­ners­tag, 11. April 2013, S. 9

Be­ur­tei­len Sie den mög­li­chen Bau des Kraft­werks unter na­tur­ethi­schen As­pek­ten.