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Texte

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Ex­em­pla­ri­sche Ar­gu­men­ta­tio­nen: Texte 

  1. L. An­na­eus Se­ne­ca: Na­tur­wid­rig?

Leben die­je­ni­gen nicht na­tur­wid­rig, die Rosen im Win­ter ver­lan­gen und durch Er­wär­mung mit war­mem Was­ser und ge­schick­tes Er­bor­gen der win­ter­li­chen Wärme die Blu­men des Früh­lings, Li­li­en zum vor­zei­ti­gen Blü­hen brin­gen? Leben die­je­ni­gen nicht na­tur­wid­rig, die Obst­gär­ten auf turm­ho­hen Ge­bäu­den an­le­gen? Deren Wäl­der uns von den Dä­chern und Gie­beln der Häu­ser zu­win­ken, mit Wur­zeln, die in einer Höhe lie­gen, bis zu der die Wip­fel hin­auf­zu­trei­ben sich wie ein Fre­vel wider die Natur aus­ge­nom­men haben würde? Leben die­je­ni­gen nicht na­tur­wid­rig, die die Fun­da­men­te ihrer war­men Bäder in Meere legen las­sen und die nur dann die volle An­nehm­lich­keit eines Schwimm­ba­des zu ge­nie­ßen glau­ben, wenn Flut und Sturm an ihr war­mes Ba­de­ge­wäs­ser an­schla­gen? Haben sie ein­mal an­ge­fan­gen alles nur in Wi­der­spruch mit der na­tür­li­chen Ge­wohn­heit tun zu wol­len, so fal­len sie schließ­lich völ­lig von allem Na­tür­li­chen ab. [...]

Euch sage ich: Wie lange wird es noch dau­ern, so wird es kei­nen See mehr geben, der nicht von den Gie­beln eurer Land­häu­ser um­kränzt ist, kei­nen Fluss, des­sen Ufer nicht eure Ge­bäu­de ein­neh­men!  Wo auch immer die Adern war­mer Quel­len sich öff­nen mögen, da wer­den si­cher neue Her­ber­gen der Wol­lust ent­ste­hen. Wo auch immer die Mee­res­küs­te eine Bucht bil­det, da wer­det ihr als­bald die Fun­da­men­te zu einem Pa­last­bau legen, und nicht zu­frie­den mit dem Stück Land, wenn ihr es euch nicht selbst um­ge­schaf­fen habt, wer­det ihr die Mee­res­wel­len künst­lich dar­auf um­lei­ten. Möget ihr auch al­lent­hal­ben eure strah­len­den Pa­läs­te auf­füh­ren, hier auf Ber­gen er­rich­tet, zur wei­ten Aus­sicht über Land und Meer, dort aus der Ebene zu Ber­ges­hö­he an­stei­gend, möget ihr auch noch so viel bauen, noch so Über­wäl­ti­gen­des, ihr seid doch ein jeder nur ein ein­zel­nes, win­zi­ges Kör­per­chen im Kos­mos.

Lu­ci­us An­na­eus Se­ne­ca: Phi­lo­soph­si­che Schrif­ten. Vier­tes Bänd­chen. Brie­fe an Lu­ci­li­us. Zwei­ter Teil: Brief 82-124 , über­setzt, mit Ein­lei­tun­gen und An­mer­kun­gen ver­se­hen von Otto Apelt, Leip­zig/Mei­ner, 1924, S. 78f und 332 f (leicht be­ar­bei­tet)

Ar­beits­an­re­gun­gen:
ei­ge­ne Abb. zum Text su­chen  
Ver­gleich mit dem Zeus-Hym­nus des Kle­an­thes.

„Ob sie als das ‚Fleisch und Blut der Phi­lo­so­phie’ oder als ihre ‚Seele’ be­trach­tet wird, in jedem Fall bie­tet die Phy­sik , die wört­lich ge­nom­men im Stu­di­um der Natur be­steht, ein sys­te­ma­ti­sches Ver­ständ­nis ‚der Welt und der Dinge der Welt’. Die Un­ent­behr­lich­keit sol­chen Wis­sens für das ethi­sche Ziel ‚in Über­ein­stim­mung mit der Natur zu leben’ grün­det sich auf das Prin­zip, dass un­se­re in­di­vi­du­el­len mensch­li­chen Na­tu­ren Teile der uni­ver­sel­len Natur sind.“ A.A. Long/D.N. Sed­ley: Die hel­le­nis­ti­schen Phi­lo­so­phen. Texte und Kom­men­tar , Stutt­gart, 2006, S.317

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