Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

homo faber

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Max Frisch: Homo faber. Ein Be­richt , 1957/2013 81
(D –Ab­itur­schwer­punkt­the­ma)

Vor­über­le­gung

Li­te­ra­ri­sche Texte zei­gen etwas. Man kann Li­te­ra­tur als in­di­rek­ten Sprech­akt ver­ste­hen und Ro­ma­ne wie Ge­dich­te als Ver­an­schau­li­chung von all­ge­mein-mensch­li­chen Emp­fin­dungs- Denk- und Er­leb­nis­wei­sen deu­ten. Damit sind sie auch aus­leg­bar als me­ta­pho­ri­sche Dar­stel­lun­gen mit im­pli­zi­ten Aus­sa­gen (Pro­po­si­tio­nen) und The­sen; auch sol­chen über Werte, über die Wert­haf­tig­keit oder Güte mensch­li­chen Han­delns, über mehr oder we­ni­ger ge­lin­gen­des Leben im Gan­zen (vgl. Al­le­go­re­se). - So­fern man die­sen Pfad nicht aus­tram­pelt und weder im Ethik­un­ter­richt einen fort­ge­setz­ten Deutsch­un­ter­richt be­treibt noch Ro­ma­ne oder Ge­dich­te auf The­se­nil­lus­tra­ti­on re­du­ziert, könn­te er für Schü­ler reiz­voll blei­ben.

An­wen­dung

Na­tur­be­schrei­bun­gen in Aus­schnit­ten (ohne Quel­len- und ohne Kon­text­an­ga­be):

Ich sehe den Mond über der Wüste von Ta­mau­lip­as – kla­rer als je, mag sein, aber eine er­re­chen­ba­re Masse, die um un­se­ren Pla­ne­ten kreist, eine Sache der Gra­vi­ta­ti­on, in­ter­es­sant, aber wieso ein Er­leb­nis? ... “ S. 14 f

Mein letz­ter Flug! ... Wunsch, Heu zu rie­chen!... Wunsch, auf der Erde zu gehen! ... Zone des Le­bens, wie dünn sie ei­gent­lich ist ... wie eine Hals­ket­te, bläu­lich, in gro­ßer Schlei­fe um eine Firn-Büste ge­hängt. “ S. 194-196

Re­strin­gier­te Na­tur­wahr­neh­mung und – be­schrei­bung [nur sach­lich, ohne Emp­fin­dun­gen, quan­ti­fi­zie­ren­der Blick, nur ver­mit­telt/Ka­me­ra, ohne „Ge­stalt­wahr­neh­mung“, un­poe­tisch] als Sym­ptom/Aus­druck/Me­ta­pher eines re­strin­gier­ten Selbst­ver­ständ­nis­ses des/die­ses Men­schen Wal­ter Faber, sei­ner ex­klu­si­ven Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Rolle des In­ge­nieurs als (Mit-)Ur­sa­che für das Schei­tern die­ses Le­bens­ent­wurfs - Sehn­sucht nach „an­de­rer“ Natur, nach le­ben­di­ger „Ge­stalt-Wahr­neh­mung“ der Natur und Er­le­ben der Natur als „Hei­mat“ und sinn­haf­ten Ort = Sym­ptom /Aus­druck von (ver­spä­te­ter) Selbst­er­kennt­nis

  • Fa­bu­la docet / ar­gu­men­tum : Der Mensch (der Mann), der sich als homo faber de­fi­niert, ver­kennt da­durch die Natur, die Welt, den Kos­mos (my­thi­sche Kräf­te), den Zu­fall, die ei­ge­ne (Le­bens-)Zeit; ver­strickt sich da­durch in Schuld; ent­deckt erst im Schei­tern das „bes­se­re“ Selbst­bild, „Teil der Erde“ zu sein. - Le­bens­lauf Wal­ter Fa­bers = Kri­tik des „ver­kürz­ten“ An­thro­po­zen­tris­mus, der in der Natur nur einen in­stru­men­tel­len Wert als Res­sour­ce sieht und schei­tert, weil er jede Form von eu­dai­mo­nis­ti­schem Ei­gen­wer­te der Natur (für uns) ver­leug­net (= An­wen­dung der Ter­mi­no­lo­gie von A. Krebs, Na­tur­ethik im Über­blick , S. 337-379)
  • Ein klei­ner phi­lo­so­phi­scher Ge­gen­text zu Homo faber ist der Essay „ Der fal­sche Früh­ling “ von Vilém Flus­ser, der an einem kon­kre­ten Bei­spiel zeigt, in­wie­fern bei der Na­tur­wahr­neh­mung eines mo­der­nen Men­schen na­tur­wis­sen­schaft­li­che, aris­to­te-li­sche und my­thisch-re­li­giö­se Ka­te­go­ri­en in­ein­an­der­grei­fen und nicht – wie in Homo faber – ge­gen­ein­an­der aus­ge­spielt wer­den müs­sen. – Ein li­te­ra­ri­scher Ge­gen­text ist Primo Levis Der Ring­schlüs­sel ., Mün­chen, Han­ser 1992 (ital. Orig. 1978)

homo faber: Her­un­ter­la­den [doc][25 KB]

homo faber: Her­un­ter­la­den [pdf][70 KB]


Hin­weis: Hier fin­den Sie einen aus­führ­li­chen Pro­jekt­vor­schlag zu Homo Faber.