Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Na­tur­ly­rik

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Na­tur­ly­rik: ...          
neues Ab­itur­schwer­punkt­the­ma ab 2016 im Fach Deutsch

Vor­über­le­gung Li­te­ra­ri­sche Texte zei­gen etwas. Man kann Li­te­ra­tur als in­di­rek­ten Sprech­akt ver­ste­hen und Ro­ma­ne wie Ge­dich­te als Ver­an­schau­li­chung von all­ge­mein-mensch­li­chen Er­leb­nis-, Emp­fin­dungs- und Denk­wei­sen deu­ten. Damit sind sie auch aus­leg­bar als me­ta­pho­ri­sche Dar­stel­lun­gen mit im­pli­zi­ten Aus­sa­gen (Pro­po­si­tio­nen) und The­sen; auch sol­chen über Werte, über die Wert­haf­tig­keit oder Güte mensch­li­chen Den­kens, Wol­lens und Han­delns, über mehr oder we­ni­ger ge­lin­gen­des Leben im Gan­zen (vgl. Al­le­go­re­se). - So­fern man die­sen Pfad nicht aus­tram­pelt und weder im Ethik­un­ter­richt einen fort­ge­setz­ten Deutsch­un­ter­richt be­treibt noch Ro­ma­ne oder Ge­dich­te auf The­se­nil­lus­tra­ti­on re­du­ziert, könn­te er für Schü­ler reiz­voll blei­ben.

An­wen­dungs­vor­schlä­ge

1) Aus­ge­hend von der Be­schäf­ti­gung mit ein­zel­nen Ge­dich­ten kann ge­fragt wer­den,

  • wel­cher Wert der Natur im Ge­dicht zu­kommt bzw. zu­ge­spro­chen wird;
  • wel­ches Selbst­ver­ständ­nis bzw. Bild des Men­schen ver­mit­telt wird  (vgl. Kon­zep­te der An­thro­po­lo­gie; basic needs ; ca­pa­bi­li­ty , ...) und:
  • wel­ches Bild der Natur ( vgl. Kon­zep­te wie „phy­sis“ / Kos­mos / ‚Ob­jekt’ / Um­welt / Hei­mat / Le­bens­raum / Hei­lig­keit, my­thi­sche Größe / Re­fle­xi­ons­me­di­um: Spie­gel, ‚See­len­land­schaft’, Sehn­suchts­ort, In­di­ka­tor für  De­fi­zi­tä­res / ... )
  • wie sich die Be­zie­hung Mensch (Spre­cher / „ly­ri­sches Ich“) – Natur    nä­her­hin be­stim­men lässt; geht es (nur) um Fak­ti­sches (De­skrip­ti­on) hin­sicht­lich   äu­ße­rer und in­ne­rer Wahr­neh­mun­gen (Prä­fe­ren­zen) oder auch um   Ge­soll­tes/Ge­schul­de­tes (Prä­skrip­ti­ves) um das, was (nicht) „gut“ für den Men­schen   ist (eu­dai­mo­nis­ti­sche Werte)? Und: ob sie be­griff­lich in die Rich­tung einer der   Po­si­tio­nen der Öko­lo­gi­schen Ethik weist bzw. eine die­ser Po­si­tio­nen ne­giert.

2) Ein fä­cher­übe­grei­fen­der An­satz kann aus­ge­hen von einer all­ge­mei­nen  ver­glei­chen­den Be­trach­tung der  Leis­tun­gen der mensch­li­chen Spra­che      

  • sprach­phi­lo­so­phi­sche Über­le­gun­gen zu dem, was wir ma­chen, indem wir spre­chen und wozu wir spre­chen, set­zen an
    • bei den Satz­ar­ten (Aus­sa­ge/Frage/Auf­for­de­rung);
    • bei Mit­tei­lungs­zwe­cken (Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mo­del­le; Or­ga­non­mo­dell);
    • bei der Be­zie­hung Spra­che-Den­ken-Wirk­lich­keit (W. v. Hum­boldt: Spra­che als „ bil­den­des Organ des Den­kens “, als en­er­geia );
    • bei der prag­ma­ti­schen Be­ob­ach­tung, dass Spre­chen „ Teil einer Tä­tig­keit oder einer Le­bens­form “ ist und die Man­nig­fal­tig­keit von „Sprach­spie­len [...]  nichts Fes­tes, ein für alle Mal Ge­ge­be­nes ist, son­dern neue Typen der Spra­che ent­ste­hen, ... und an­de­re ver­al­ten und wer­den ver­ges­sen.“ (Witt­gen­stein, Phil. Unt. § 23)
  • Man kann eine Liste spe­zi­fi­scher Sprech­ak­te und ent­sprchen­der per­for­ma­ti­ver Ver­ben für ly­ri­sche Texte er­ar­bei­ten; vgl. für die Phi­lo­so­phie bei M. Witt­schier: Text­schlüs­sel, S. 51 und 116-120;

Eine ge­ne­rel­le Be­haup­tung über die der Na­tur­ly­rik ei­gen­tüm­li­che ap­pel­la­ti­ve Funk­ti­on der Spra­che, ein zu­grun­de lie­gen­des ma­gi­sches Den­ken und ar­cha­isch-my­thi­sches Welt­bild (Heinz Schlaf­fer: Geis­ter­spra­che , S. 144 f) kann wei­ter ex­em­pli­fi­ziert wer­den. Als These ge­nom­men soll­te sie aber so nicht nur ve­ri­fi­ziert wer­den, son­dern ge­ge­be­nen­falls auch kor­ri­giert/fal­si­fi­ziert oder kom­plet­tiert/rek­ti­fi­ziert wer­den: denn der sprach­li­che Ges­tus der Na­tur­ly­rik kann durch Aus­drucks- (sog. Er­leb­nis­ly­rik) Dar­stel­lungs- oder Re­fle­xi­ons-Funk­ti­on (sog. Ge­dan­ken­ly­rik) eben­so ge­prägt wer­den wie durch Ap­pell („Zau­ber“) – es gibt auch ein Den­ken in (sprach­li­chen) Bil­dern.

3) An­thro­po­lo­gi­sche bzw. in­ter­kul­tu­rel­le Kon­stan­ten der Mensch-Natur-Be­zie­hung

könn­ten deut­lich wer­den bei einem Ver­gleich mit einem eng­li­schen, fran­zö­si­schen, spa­ni­schen, la­tei­ni­schen, alt­grie­chi­schen oder chi­ne­si­schen Ge­dicht.

Na­tur­ly­rik: Her­un­ter­la­den [doc][31 KB]

Na­tur­ly­rik: Her­un­ter­la­den [pdf][63 KB]