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Leitgedanken

Bildungswert des Faches Bildende Kunst

Der Beitrag der Bildenden Kunst zur allgemeinen Bildung

Das Fach Bildende Kunst fördert umfassend schöpferische Kräfte und ästhetische Sensibilität. Kunstunterricht zielt auf die Entwicklung der praktischen Gestaltungsfähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern, fördert ihre Wahrnehmung, die Entfaltung imaginativer Fähigkeiten und eine ästhetisch-forschende Grundhaltung. In gleichem Maße ist die Auseinandersetzung mit der sichtbaren und gestalteten Umwelt, mit historischen und zeitgenössischen Bildmedien sowie deren Konstruktion von Wirklichkeit ein zentrales Anliegen des Faches und Grundlage eines modernen Bildverständnisses.

Bildende Kunst vermittelt den Schülerinnen und Schülern anschlussfähiges Wissen, ermöglicht transferierbares, gestalterisches Können sowie selbst-, sozial- und wertebewusste Haltungen gegenüber ästhetischen, gesellschaftlichen und ethischen Grundfragen. Die Kompetenzen und Inhalte des Faches sind bedeutender Teil allgemeiner Bildung. Bildende Kunst leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bildung personaler, sozialer und kultureller Identität.

Durch die Verknüpfung von wahrnehmenden, kognitiven, bildnerischen und emotionalen Fähigkeiten ist der Unterricht im Fach Bildende Kunst ganzheitlich angelegt. Handlungs-, Prozess- und Projektorientierung sind seine wesentlichen Merkmale, die bei den Schülerinnen und Schülern neben den bildnerischen auch die kommunikativen und sozialen Kompetenzen fördern und somit zu einer umfassenden Persönlichkeitsentwicklung beitragen.

Bildnerische Praxis und Reflexion

Das Fach Bildende Kunst ist praktisch orientiert, spricht dabei alle Erfahrungsbereiche an und wirkt in allen seinen fachlichen Aspekten zwischen verschiedenen Lern- und Lebensbereichen vernetzend. Es befähigt zur kritischen Auseinandersetzung mit allen Bildmedien und zur Teilhabe an Kunst und Kultur.

Die Bildende Kunst ermöglicht mit ihrem ganzheitlichen Ansatz vielschichtige und offene Haltungen und trägt wesentlich zur Entwicklung von Lebensvorstellungen und zu gesellschaftsprägenden und individuell tragfähigen Einstellungen bei. Künstlerische Arbeit kann als Methode der Welterkenntnis und Weltdeutung erfahren werden.

Ein zentrales Anliegen des Kunstunterrichts ist die Entwicklung von Bildkompetenz. Das Fach Bildende Kunst verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schüler entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstands zu befähigen, Bilder herzustellen, zu erzeugen oder weiterzubearbeiten, zu verstehen, zu beurteilen und mittels Bildern zu kommunizieren. In der Auseinandersetzung mit Kunstwerken – wann immer möglich, in der Begegnung mit Originalen – lernen die Schülerinnen und Schüler deren Bildsprache kennen. Sie bilden sich über verschiedene Erscheinungsformen der Kunst und der Alltagsästhetik eine eigene Meinung, formulieren ihre Beobachtungen und tauschen diese mit anderen aus. Fortschreitend lernen sie, sich strukturiert, analysierend und mit einem zunehmenden Fachvokabular mündlich und schriftlich auszudrücken. Durch die produktive Beschäftigung mit Werken aus unterschiedlichen historischen, sozialen und kulturellen Kontexten werden ihnen zudem Einblicke in die Entwicklung verschiedener Kulturen und interkultureller Zusammenhänge vermittelt. Dadurch besitzen sie Kenntnisse über fremde Geisteshaltungen und andere Lebensauffassungen und lernen diese zu verstehen und zu tolerieren. Sie erwerben eine grundlegende Urteils- und Kritikfähigkeit, die auch bei der Beobachtung der eigenen Schaffensprozesse und beim Vergleich mit anderen Arbeitsergebnissen nützlich ist.

In der bildnerischen Praxis finden die Schülerinnen und Schüler über ihre Imagination zu eigenen Bildideen. Sie verfügen über die Fähigkeit, adäquate Darstellungsformen aus einem umfangreichen Repertoire bildnerischer Verfahren zu nutzen.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Das Fach Bildende Kunst eröffnet den Schülerinnen und Schülern einen umfassenden Zugang zu Kultureller Bildung. Kulturelle Bildung ermöglicht einen offenen Blick auf die Welt und die Gesellschaft jenseits ihrer politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung. Kulturelle Bildung rückt den Reichtum und die Vielfalt künstlerischer, musikalischer, literarischer, gesellschaftswissenschaftlicher und ethischer Aspekte des Lebens in den Mittelpunkt. Sie erachtet kulturelle Zeugnisse und Produkte als zentrale Aspekte eines Lebens und Schaffens jenseits des rein Nutzbaren und Messbaren. Kulturelle Bildung und die Wertschätzung anderer Kulturen trägt essentiell zum Grundverständnis von Lebens- und Existenzentwürfen bei. In der Schule findet Kulturelle Bildung ihren Widerhall im Zusammenklang unterschiedlicher fachlicher Bereiche und im Zusammenwirken der Künste und Wissenschaften. Dabei zielt sie eindeutig auf die Entwicklung des Individuums und der Persönlichkeit und wirkt zugleich deutlich über den Lernort Schule hinaus.

Bildende Kunst schafft umfassend Bezüge zu den Leitperspektiven des Bildungsplans und unterstützt die Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Einstellungen bei Kindern und Jugendlichen. Im Sinne der Ganzheitlichkeit künstlerischen Handelns beziehen sich die Verweise der Leitperspektiven in den inhaltsbezogenen Kompetenzen grundsätzlich auf den gesamten Arbeitsbereich. Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Inhalten der Leitperspektiven konkretisiert sich im unterrichtlichen Vorhaben.

Beitrag des Faches zu den Leitperspektiven

In welcher Weise das Fach Bildende Kunst einen Beitrag zu den Leitperspektiven leistet, wird im Folgenden dargestellt.

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
    Als Kerndisziplin, die sich mit der Visualisierung auseinandersetzt, kann das Fach Bildende Kunst im Zeitalter der Globalisierung einen wichtigen Beitrag zum Erfassen von nachhaltigen Prozessen leisten. Die praktische und theoretische Auseinandersetzung mit überlieferten und aktuellen Bildern führt zu einem Verständnis globaler Prozesse und nachhaltiger Entwicklung. Dies ermöglicht Orientierung, Ausprägung von Haltungen und gemeinschaftsfähige Teilhabe.
  • Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
    Wesentliche Kennzeichen der Bildenden Kunst sind Originalität und Individualität. Daher ist die Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt eng mit dem Fach verknüpft. Nur in gegenseitiger Achtung und in der Wertschätzung der Verschiedenheit kann hier Kommunikation und Auseinandersetzung erfolgen. Die Integration von Unerwartetem, das Tolerieren andersartiger Bildtraditionen, Denk- und Handlungsweisen sowie das Akzeptieren anderer Lebensformen und -entwürfe sind strukturelle Bestandteile der Kunst. Sie tragen deutlich zu einer Offenheit gegenüber gesellschaftlichen und kulturellen Fragestellungen sowie zur Selbst- und Identitätsfindung bei Kindern und Jugendlichen bei. Bildende Kunst stellt Vorurteile, Stereotypen, Klischees und dogmatische Ansichten grundsätzlich in Frage.
  • Prävention und Gesundheitsförderung (PG)
    Bewusstes Wahrnehmen, Selbstwirksamkeit, wertschätzendes Kommunizieren und Handeln und ein selbstregulativer Umgang mit Empfindungen und Emotionen sind Bestandteile umfassender Prävention und Gesundheitsförderung. Dies ist vor allem in den prozessbezogenen Kompetenzen verankert. Der Kunstunterricht ermöglicht zudem Kindern und Jugendlichen, sich in ihrem gestalterischen Tun als selbstwirksam zu erleben.
  • Berufliche Orientierung (BO)
    Durch die individuelle Förderung der persönlichen Interessen, Potenziale und handwerklichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler unterstützt der Kunstunterricht die Berufliche Orientierung. Erfahrungen in künstlerischem Arbeiten, der Erwerb gestalterischer Fähigkeiten sowie der Einblick in kreative Berufe erleichtern fachspezifische und handlungsorientierte Zugänge zur Arbeits- und Berufswelt.
  • Medienbildung (MB)
    Der Kunstunterricht leistet einen wichtigen Beitrag im Umgang mit den modernen Medien. Er gewährt Einblick in die Handhabung bildgebender Verfahren und in die digitale Kommunikation. Dabei fördert er begleitend auch ein verantwortungsvolles, medienkritisches Bewusstsein und trägt umfassend zur allgemeinen Medienbildung (MB) bei. Diese ist im Bildungsplan des Faches integrativ verankert und zusätzlich bei den inhaltlichen Kompetenzen als besonderer Teilbereich der Bildenden Kunst ausgewiesen. Hinsichtlich aller bildnerischen, aber auch mit Blick auf akustische, experimentelle und interaktive Medien vermittelt der Kunstunterricht elementare und vertiefende Kenntnisse und Fähigkeiten. Zugleich werden die klassischen bildnerischen Verfahren wegen ihrer grundlegenden Bedeutung für die elementaren Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen sowie für die manuellen Fähigkeiten im Umgang mit Werkzeugen und Materialien nicht vernachlässigt.
  • Verbraucherbildung (VB)
    Das Bewusstwerden eigener Bedürfnisse und Wünsche und die daraus resultierende Gestaltung der eigenen Lebenswelt sind elementare Bestandteile des Faches Bildende Kunst. Besonders in den Themenfeldern Architektur, Design und Medien werden somit zentrale Anliegen der Verbraucherbildung vermittelt.

 

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