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Di­dak­tik

3. Di­dak­ti­sche Ent­schei­dun­gen

Bevor die me­tho­di­sche Um­set­zung eines Lern­in­hal­tes an­ge­dacht wird, gilt es, fach­di­dak­ti­sche Über­le­gun­gen über den In­halt an­zu­stel­len und die­sen durch den Bil­dungs­plan und die päd­ago­gi­schen Per­spek­ti­ven zu le­gi­ti­mie­ren.

3.1 Ein­bet­tung des The­mas in den Bil­dungs­plan 2016

Das Thema „Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen – Tan­zen nach dem Bau­stein­prin­zip“ wird dem Pflicht­be­reich Tan­zen, Ge­stal­ten, Dar­stel­len zu­ge­teilt. Die Schü­le­rin­nen er­wei­tern ihre Be­we­gungs­er­fah­run­gen und ihr Be­we­gungs­re­per­toire. Sie er­stel­len zu­sam­men mit einer Part­ne­rin oder in einer Klein­grup­pe zu Musik eine Be­we­gungs­ver­bin­dung und er­le­ben Freu­de an der ge­mein­sa­men Be­we­gung. Dabei wird dem krea­ti­ven Han­deln eine be­son­de­re Be­deu­tung bei­ge­mes­sen. Das ko­ope­ra­ti­ve Zu­sam­men­ar­bei­ten in Klein­grup­pen bie­tet dabei Mög­lich­kei­ten des so­zia­len Ler­nens (vgl. Stan­dards für in­halts­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen, Bil­dungs­plan 2016, 3.​2.​1.​5).

3.2 Be­deu­tung der The­ma­tik (unter dem As­pekt der Mehr­per­spek­ti­vi­tät)

3.2.1 Be­deu­tung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen

Die exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen kön­nen die schu­li­sche Lern­leis­tung be­ein­flus­sen. Sind sie be­ein­träch­tigt, kön­nen sich viel­fäl­ti­ge Pro­ble­me zei­gen, wie z.B. Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­me, Lese-Recht­schreib­schwä­che, Dys­kal­ku­lie, ADS oder ADHS 1 . Ge­ra­de Kin­der mit schwach aus­ge­bil­de­ten exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen kön­nen dabei von einer ge­ziel­ten För­de­rung in der Schu­le einen gro­ßen Nut­zen zie­hen. Dabei nimmt man nicht nur die Lern­leis­tung in den Blick, son­dern auch die so­zia­le Ent­wick­lung der Kin­der, die im all­täg­li­chen Mit­ein­an­der der Ju­gend­li­chen eine wich­ti­ge Rolle spielt. Auch in die­sem Be­reich (z.B. Em­pa­thie, Mit­ge­fühl und Selbst­be­herr­schung) wirkt die Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen ein und sorgt für eine po­si­ti­ve Ent­wick­lung der Selbst­re­gu­la­ti­on (Leit­per­spek­ti­ve PG).

3.2.2 Be­deu­tung des Tan­zens

Der Dop­pel­auf­trag des Schul­sport ist so­wohl im Bil­dungs­plan 2016 als auch 2004 be­stim­mend. Man legt Wert auf die ER­ZIE­HUNG ZUM SPORT (Bil­dungs­plan 2016, 1.1), d.h. die Mäd­chen sol­len zu einem le­bens­lan­gen Sport­trei­ben ani­miert wer­den. Dabei ist ge­ra­de die Sport­art Tan­zen äu­ßerst ge­eig­net, um einen Weg in diese Rich­tung zu gehen, da sich im Frei­zeit­be­reich häu­fig Mög­lich­kei­ten zum Tan­zen er­ge­ben.

Auch dem Grund­ge­dan­ke, der ER­ZIE­HUNG IM UND DURCH SPORT, wird in die­ser Stun­de nach­ge­gan­gen, was sich in fol­gen­den päd­ago­gi­schen Per­spek­ti­ven fest­macht:

Sich kör­per­lich aus­drü­cken und Be­we­gun­gen ge­stal­ten

Häu­fig fin­den ge­ra­de be­leib­te­re Schü­le­rin­nen einen Zu­gang zu die­sem The­men­be­reich, da der As­pekt des Be­we­gungs­aus­drucks einen gro­ßen Bei­trag zur Tanz­fä­hig­keit leis­tet und die­ser un­ab­hän­gig von kör­per­li­chen Vor­aus­set­zun­gen vor­han­den ist. Die­ses neu ge­won­ne­ne sport­li­che Selbst­ver­trau­en kann dann auch auf an­de­re The­men­be­rei­che über­tra­gen und ge­nutzt wer­den. Ein wei­te­res Plus im Be­reich des Tan­zens ist die Er­öff­nung von krea­ti­ven Hand­lungs­räu­men und der äs­the­ti­schen Er­zie­hung. Im ge­stal­te­ri­schen Be­reich des Tan­zens gibt es häu­fig kein rich­tig oder falsch, man un­ter­schei­det viel­mehr nach der Aus­sa­ge­kraft, der Rhyth­mi­sie­rungs­fä­hig­keit und der Äs­the­tik einer Be­we­gung. Dies spricht die un­ter­schied­lichs­ten Schü­le­rin­nen an, die sport­lich be­gab­ten wie die un­be­gab­ten Schü­le­rin­nen.

Das Leis­ten er­fah­ren und re­flek­tie­ren

Tanz dient der Be­we­gungs- und Kör­per­er­zie­hung im Be­reich Aus­dau­er, Kraft, Schnel­lig­keit und Be­weg­lich­keit und das auf eine sehr na­tür­li­che (im Be­we­gungs­fluss auf­ge­baut) und weib­li­che Art und Weise. Dabei agie­ren die Schü­le­rin­nen stets mit ihrem ei­ge­nen Kör­per­ge­wicht, was in die­sem Alter eine sehr funk­tio­na­le Be­las­tungs­form dar­stellt. Be­son­ders ge­eig­net zeigt sich Tanz eben­so für den Auf­bau und Er­halt der ko­or­di­na­ti­ven Fä­hig­kei­ten, spe­zi­ell der Rhyth­mi­sie­rungs- und Kopp­lungs­fä­hig­keit. Das iso­lier­te Be­we­gen ein­zel­ner Kör­per­tei­le (Po­ly­zen­trik) auf den vor­ge­ge­be­nen Takt einer Musik be­inhal­tet höchs­te An­for­de­run­gen der Ko­or­di­na­ti­on und das auf mo­ti­vie­ren­de und spie­le­ri­sche Weise. Durch die Prä­sen­ta­tio­nen, die beim Thema Tanz ge­häuft auf­tau­chen, kön­nen die Schü­le­rin­nen üben, sich mit ihrem Kör­per vor einer Grup­pe zu zei­gen. Durch häu­fi­ges Vor­füh­ren er­hal­ten die Schü­le­rin­nen Rou­ti­ne und die Angst ver­rin­gert sich. Dies dient ihnen nicht nur im wei­te­ren schu­li­schen Be­reich (z.B. bei Re­fe­ra­ten), son­dern auch im Be­rufs­le­ben (Leit­per­spek­ti­ve BO).

Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit ver­bes­sern und Be­we­gungs­er­fah­run­gen er­wei­tern


Der Ein­satz von Musik ist ein gro­ßer Vor­teil in der Sport­art Tanz, da die Schü­le­rin­nen sich sehr gerne ge­mein­sam zu Rhyth­men und Klän­gen be­we­gen und dies ganz­heit­li­che Er­fah­run­gen er­öff­net, die sie in­ten­siv emp­fin­den kön­nen. In­so­fern be­inhal­tet Tanz stets auch eine Mu­sik­erzie­hung, sowie die Mög­lich­keit zu viel­fäl­ti­ger Kör­per­er­fah­rung im Sinne des al­ter­na­ti­ven Schul­sport­kon­zepts.
Ge­mein­sam han­deln, wett­kämp­fen und sich ver­stän­di­gen
Die Schu­lung der Ko­ope­ra­ti­ons­fä­hig­keit hat beim Tan­zen einen gro­ßen Stel­len­wert. Tan­zen ist so­wohl eine In­di­vi­du­al- als auch eine Mann­schafts­sport­art, d.h. die Be­we­gun­gen wer­den von jedem Ein­zel­nen durch­ge­führt, dies je­doch fast immer im Bezug zu einer Klein- oder Groß­grup­pe. Man kon­zen­triert sich so­wohl auf sich selbst als auch auf die Musik und die Mit­tän­ze­rin­nen. Vor allem im Be­reich des Ge­stal­tens ist es eine große An­for­de­rung an ein Team, sich für eine Idee zu ent­schei­den, sie in Form von mach­ba­ren Be­we­gun­gen um­zu­set­zen und sie zu üben (Leit­per­spek­ti­ve BTV). Eine Be­we­gungs­ver­bin­dung in der Grup­pe lebt vom Zu­sam­men­spiel und der Ein­heit­lich­keit der Tän­zer und setzt von daher Ko­ope­ra­ti­ons­fä­hig­keit vor­aus. Diese Mög­lich­keit des so­zia­len Ler­nens kann vor allem im Sport­un­ter­richt an rea­len Si­tua­tio­nen be­wusst ein­ge­setzt wer­den und dazu eig­nen sich ge­ra­de Grup­pen­ar­bei­ten bei Ge­stal­tungs­auf­ga­ben im Tanz.

3.3 Ein­bet­tung der Stun­de in die Un­ter­richts­ar­beit

Die Schü­le­rin­nen haben im Laufe der letz­ten Mo­na­te Er­fah­run­gen in un­ter­schied­li­chen The­men­be­rei­chen ge­sam­melt (Lau­fen, Sprin­gen, Wer­fen; Be­we­gen an Ge­rä­ten). Zu­letzt wurde ein um­fang­rei­ches Un­ter­richts­vor­ha­ben zum The­men­be­reich Spie­len (Fuß­ball) durch­ge­führt.

In der letz­ten Sport­stun­de habe ich die Mäd­chen in die Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen durch den Tanz ein­ge­führt. Dabei haben sie die Be­we­gungs­mo­ti­ve ge­kop­pelt an die Buch­sta­ben ken­nen ge­lernt. Über den Ein­satz un­ter­schied­li­cher Ver­ein­fa­chungs­stra­te­gi­en wur­den dif­fe­ren­zie­ren­de Maß­nah­men beim Er­ler­nen der mo­to­ri­schen Mus­ter an­ge­wandt. Da zwi­schen dem Er­ler­nen der Mo­ti­ve und der heu­ti­gen Stun­de drei Wo­chen lie­gen, muss heute davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Mo­ti­ve nicht mehr prä­sent sind und daher noch ein­mal wie­der­holt wer­den müs­sen.

Die heu­ti­ge Stun­de dient der Ein­füh­rung in die ei­ge­ne Tanz­ge­stal­tung der Schü­le­rin­nen. Im wei­te­ren Ver­lauf sol­len die Ge­stal­tungs­as­pek­te er­wei­tert wer­den, ei­ge­ne Mo­ti­ve ein­ge­ar­bei­tet und auf diese Weise in­di­vi­du­el­le Ge­samt­cho­reo­gra­fi­en ent­ste­hen, die am Ende des Un­ter­richts­vor­ha­bens auch be­no­tet wer­den sol­len.

Der Pla­nungs­ver­lauf für das Un­ter­richts­vor­ha­ben sieht wie folgt aus:

  • Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen: Ken­nen­ler­nen ein­zel­ner Be­we­gungs­mo­ti­ve
  • Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen: Tan­zen nach dem „Bau­stein­prin­zip“
  • Er­stel­len einer Be­we­gungs­ver­bin­dung
  • Über­ar­bei­ten der Ge­stal­tun­gen
  • Neu­ge­stal­ten von Be­we­gungs­mo­ti­ven
  • Prä­sen­ta­tio­nen u. Be­ra­tung an­hand ge­mein­sam er­ar­bei­te­ter Be­wer­tungs­kri­te­ri­en
  • Be­wer­tung

3.4 Ver­mitt­lungs­as­pek­te zur Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen

Für das Trai­ning des Ar­beits­ge­dächt­nis­ses eig­nen sich vor allem Übun­gen und Spie­le, bei denen sich die Schü­ler Si­gna­le mer­ken und ent­spre­chend re­agie­ren sol­len. Wich­tig ist, die al­ters­ge­rech­te Ge­stal­tung der An­for­de­run­gen. Bei jün­ge­ren Schü­lern fängt man mit we­ni­gen Si­gna­len an, um dann die An­zahl lang­sam auf bis zu sie­ben zu stei­gern, mehr In­for­ma­tio­nen fasst das Ar­beits­ge­dächt­nis in der Regel nur schwer.

In­hi­bi­ti­on und ko­gni­ti­ve Fle­xi­bi­li­tät wer­den geübt, wenn zuvor ge­lern­te Re­geln oder Ab­fol­gen immer wie­der ge­än­dert wer­den. Durch zu­sätz­li­che Kom­bi­na­tio­nen von Neue­run­gen (akus­ti­sche oder vi­su­el­le Si­gna­le), las­sen sich die Schwie­rig­keits­stu­fen einer Übung er­hö­hen. Eine wirk­sa­me Schu­lung be­ginnt dann, wenn die Kin­der an ihre Leis­tungs­gren­ze ge­bracht wer­den. Wer­den die Auf­ga­ben pro­blem­los um­ge­setzt, muss eine Stei­ge­rung er­fol­gen, um eine wei­te­re Bil­dung der Syn­ap­sen an­zu­re­gen.

Ich gehe davon aus, dass alle Mäd­chen der Sport­klas­se durch die Mo­tiv­aus­wahl, die Wahl­mo­ti­ve und die sich ste­tig ver­än­dern­de Rei­hen­fol­ge an ihre in­di­vi­du­el­le Gren­ze ge­führt wer­den (In­di­vi­dua­li­sie­rung des Lern­pro­zes­ses).

 

Kom­pe­ten­z­er­werb

Me­tho­di­sche Ent­schei­dun­gen

Li­te­ra­tur

 

Un­ter­richts­ent­wurf Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen im Tanz: Her­un­ter­la­den [docx][70 KB]

Un­ter­richts­ent­wurf Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen im Tanz: Her­un­ter­la­den [pdf][887 KB]

 

Wei­ter zu Un­ter­richts­vor­ha­ben


1   Alle In­hal­te, so­fern sie nicht an­ders ge­kenn­zeich­net sind, stam­men aus dem PFiFF Lehr­werk: För­de­rung exe­ku­ti­ver Funk­tio­nen und der Selbst­re­gu­la­ti­on im Sport von Dr. Sa­bi­ne Ku­besch.