Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

5. Me­tho­di­sche Ent­schei­dun­gen

Anbei wird die Un­ter­richts­pla­nung hin­sicht­lich ihrer ge­wähl­ten Me­tho­dik be­schrie­ben und die Aus­wahl be­grün­det.

5.1 Er­wär­mung

5.1.1 All­ge­mei­ne Er­wär­mung: Auf­fri­schen des Vor­wis­sens (ca. 10 Mi­nu­ten)

Nach einer kur­zen Be­grü­ßung im Kreis und der Be­kannt­ga­be der Ziel­set­zung der Stun­de („Am Ende der Stun­de soll ein ei­ge­ner Tanz ent­ste­hen“), wird das Vor­wis­sen der Mäd­chen ak­ti­viert. Ich er­klä­re und de­mons­trie­re dazu die all­ge­mei­ne Er­wär­mung: In der Halle ste­hen 5 Hüt­chen mit Buch­sta­ben ver­se­hen. Die Mäd­chen sol­len sich läu­fe­risch um die Hüt­chen zur Musik be­we­gen. Bei Mu­sik­stopp halte ich einen Buch­sta­ben in die Höhe. Die Kin­der sol­len so schnell wie mög­lich zum pas­sen­den Hüt­chen lau­fen und dort das Be­we­gungs­mo­tiv tan­zen, mit dem der Buch­sta­be ko­diert wurde. Die­ses wird so lange wie­der­holt, bis die Musik (Elle King „Ex’s & Oh’s“) er­neut star­tet. Der Vor­gang wird so häu­fig durch­ge­führt, bis alle Mo­ti­ve min­des­tens ein­mal wie­der­holt wur­den. Die Er­klä­rung diese Er­wär­mungs­form wird durch ein kon­kre­tes Vor­zei­gen ver­bun­den, damit mög­li­che Um­set­zungs­pro­ble­me im Vor­feld mi­ni­miert wer­den.

Neh­men ein oder meh­re­re Mäd­chen nicht aktiv am Sport­un­ter­richt aktiv teil, werde ich diese bit­ten, die Schil­der aus­zu­wäh­len und in die Höhe zu hal­ten sowie die Mu­sik­an­la­ge zu be­die­nen.

Durch diese all­ge­mei­ne Er­wär­mung sol­len die Be­we­gungs­mo­ti­ve wie­der­holt wer­den, was wegen den Os­ter­fe­ri­en wich­tig ist, da die Er­in­ne­rung an die er­lern­ten Be­we­gun­gen auf­ge­frischt wer­den muss. Auf diese Weise wird der Haupt­teil vor­be­rei­tet und die Mäd­chen kön­nen in einem ge­schütz­ten Rah­men (Ge­samt­grup­pe) un­be­ob­ach­tet die Be­we­gungs­mo­ti­ve bei den mo­to­risch und ko­gni­tiv stär­ke­ren Schü­le­rin­nen an­se­hen und nach­ah­men. Zudem leis­tet diese all­ge­mei­ne Er­wär­mung be­reits einen Bei­trag zur Haupt­ziel­set­zung der Stun­de: Die Mäd­chen müs­sen ko­gni­tiv fle­xi­bel mit dem Wis­sen des Ar­beits­ge­dächt­nis­ses um­ge­hen. Zudem schu­len sie ihre In­hi­bi­ti­on durch die Kon­zen­tra­ti­on auf die kor­rek­te Um­set­zung.

Es wäre auch mög­lich ge­we­sen, di­rekt mit der spe­zi­el­len Er­wär­mung zu star­ten, um an­ge­sichts der knap­pen 45-Mi­nu­ten-Ein­heit Un­ter­richts­zeit für den Haupt­teil ein­zu­spa­ren. Ich habe mich aber für diese all­ge­mei­ne Er­wär­mung ent­schie­den, um die kon­di­tio­nel­le Be­we­gungs­in­ten­si­tät zu er­hö­hen und einen „sanf­ten“ ko­gni­ti­ven Ein­stieg aller zu er­mög­li­chen.

5.1.2 Spe­zi­el­le Er­wär­mung: Tan­zen nach der „Bau­stein­me­tho­de“ (ca. 15 Mi­nu­ten)

Ich be­en­de die all­ge­mei­ne Er­wär­mung und for­de­re die Mäd­chen dazu auf, sich in Block­auf­stel­lung mit Blick zur Leh­re­rin auf­zu­stel­len.

Die Hüt­chen mit Buch­sta­ben der Er­wär­mung wer­den auf be­reit ste­hen­de Lang­bän­ke auf­ge­stellt, so dass eine Sicht aller auf die Buch­sta­ben und die Leh­re­rin mög­lich ist.

Unter Be­ach­tung des di­dak­ti­schen Prin­zips „Vom Ein­fa­chen zum Schwe­ren“ wer­den die Be­we­gungs­mo­ti­ve zur Musik (Mark Ron­son „Up­town funk“) ge­tanzt:

  1. Ab­fol­ge A - X wird ge­mein­sam mit der Leh­re­rin ge­tanzt.
  2. Ab­fol­ge wird ohne Leh­re­rin , mit Schü­ler­men­to­rin­nen in der ers­ten Reihe ge­tanzt.
  3. Fra­gen zum Ab­lauf wer­den ge­klärt und mit Hilfe von ver­schie­de­nen Ver­ein­fa­chungs­stra­te­gi­en (Va­ria­ti­on der Pro­gramm­län­ge und -brei­te sowie ein­zel­ner Pa­ra­me­ter) ge­löst.
  4. Ab­fol­ge wird mit einer ge­ring­fü­gig ver­än­der­ten Rei­hen­fol­ge ge­tanzt (X „wan­dert“ durch die Ab­fol­ge).
  5. Ab­fol­ge wird mit einer neuen Rei­hen­fol­ge un­mit­tel­bar und ohne Vor­be­rei­tung ge­tanzt. Ich zähle die Klas­se ein, damit ein ge­mein­sa­mer Start ge­währ­leis­tet ist.
  6. Ab­fol­ge wird mit einer durch eine Schü­le­rin fest­ge­leg­ten Rei­hen­fol­ge ge­tanzt.

Die Schü­le­rin­nen sol­len durch diese spe­zi­el­le Er­wär­mung auf ein Grund­ni­veau be­züg­lich der Durch­füh­rung der Be­we­gungs­mo­ti­ve ge­bracht wer­den. Zudem wer­den durch eine stän­di­ge Ver­än­de­rung der „Bau­stei­ne“ die exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen an­ge­spro­chen, da die Mäd­chen eine große ko­gni­ti­ve Fle­xi­bi­li­tät be­züg­lich ihres Be­we­gungs­wis­sens auf­brin­gen müs­sen. Das Wis­sen, das sie in die­ser Un­ter­richts­pha­se sam­meln (Va­ria­ti­on der Ab­fol­ge), soll im wei­te­ren Ver­lauf der Stun­de als Basis des Um­ge­stal­tens und der ei­ge­nen Krea­ti­vi­tät ge­nutzt wer­den kön­nen. Da im wei­te­ren Stun­den­ver­lauf die Be­we­gungs­in­ten­si­tät auf­grund der Ge­stal­tungs­pro­zes­se eher ge­ring ist, soll nun ein „Be­we­gungs­mi­ni­mum“ auf­ge­baut wer­den.

5.2 Er­ar­bei­tungs­pha­se

Er­ar­bei­tung einer Be­we­gungs­ge­stal­tung (ca. 15 Mi­nu­ten)

Nach dem Wie­der­ho­len der vor­ge­ge­be­nen Be­we­gungs­mo­ti­ve sol­len sich die Mäd­chen in einen Halb­kreis vor mich set­zen. Diese Or­ga­ni­sa­ti­ons­form ist gut dazu ge­eig­net, um In­for­ma­tio­nen zu ver­mit­teln, da alle Sicht zur Mitte auf die Leh­re­rin haben. Ich binde das heu­ti­ge Thema der Stun­de in den Ge­samt­zu­sam­men­hang des Un­ter­richts­vor­ha­bens ein und er­läu­te­re die Auf­ga­ben­stel­lung der sich an­schlie­ßen­den Grup­pen­ar­beit.

Die Mäd­chen gehen in drei leis­tungs­he­te­ro­ge­ne Grup­pen zu­sam­men (Grup­pen­ein­tei­lung er­folg­te aus Zeit­grün­den in der vor­an­ge­gan­ge­nen Stun­de). Jede Grup­pe soll sich eine ei­ge­ne Be­we­gungs­ver­bin­dung aus den vor­ge­ge­be­nen Mo­ti­ven zu­sam­men­stel­len. Zudem soll eine be­stimm­te Auf­stel­lungs­form wäh­rend der Ge­stal­tung ein­ge­nom­men wer­den. Als vi­su­el­le Hilfe er­hal­ten die Grup­pen je­weils die Be­we­gungs­mo­ti­ve auf Pa­pier sowie leere Blät­ter, um wei­te­re Buch­sta­ben zu no­tie­ren.

Ich habe mich gegen einen schrift­li­chen Ar­beits­auf­trag ent­schie­den, da ich der Mei­nung bin, dass Kin­der im Sport­un­ter­richt ler­nen müs­sen, sich kurze und über­schau­ba­re An­wei­sun­gen zu mer­ken (→ An­re­gung des Ar­beits­ge­dächt­nis­ses). Statt­des­sen werde ich eine Schü­le­rin bit­ten, die Ar­beits­an­wei­sung in ei­ge­nen Wor­ten zu wie­der­ho­len.

Im Sinne des of­fe­nen Un­ter­richts sol­len die Kin­der stets das Ge­fühl be­kom­men, sich im Un­ter­richt selbst ein­brin­gen zu kön­nen. Sei es durch die Über­ga­be von Ver­ant­wor­tung (ei­ge­nes Er­stel­len von Klein­grup­pen, ge­mein­sa­me Ei­ni­gung auf eine Um­set­zungs­va­ri­an­te und die Ein­hal­tung des Zeit­plans) oder aber durch die Mög­lich­keit, sich krea­tiv ein­brin­gen zu kön­nen. Des­halb wer­den die Mäd­chen in die­ser Un­ter­richts­pha­se in­duk­tiv ar­bei­ten. Ich diene le­dig­lich als Be­ra­te­rin, um die Mäd­chen bei Fra­gen oder Pro­ble­men zu un­ter­stüt­zen. Dabei gilt das Prin­zip der mi­ni­ma­len Hilfe, d.h. hier soll­ten mo­ti­va­tio­na­le Hil­fe­stel­lun­gen ge­nü­gen.

Die Schü­le­rin­nen ar­bei­ten nun selbst­stän­dig in Klein­grup­pen. Diese sind in den Ecken der Halle ver­teilt. Die Be­we­gungs­in­ten­si­tät ist in Ge­stal­tungs­pha­sen zu Be­ginn stets ge­ring, da die Schwer­punk­te im Sinne der Auf­ga­be in den Be­rei­chen der Kom­mu­ni­ka­ti­on und der Ex­plo­ra­ti­on lie­gen. Nach einer ge­wis­sen Zeit wird zur Mo­ti­va­ti­on und Ori­en­tie­rung der Tän­ze­rin­nen das Lied in ge­dämpf­ter Laut­stär­ke ge­spielt, damit sie im pas­sen­den Rhyth­mus ihre Kom­bi­na­tio­nen üben kön­nen.

Die Schü­le­rin­nen über­den­ken ihr neu auf­ge­bau­tes Be­we­gungs­re­per­toire unter dem As­pekt des Um­ge­stal­tens und müs­sen auch jetzt eine große ko­gni­ti­ve Fle­xi­bi­li­tät zei­gen, ihr Ar­beits­ge­dächt­nis wird ge­for­dert, eben­so die In­hi­bi­ti­on jeder Ein­zel­nen, so dass eine Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen im Sinne der Ziel­set­zung der Stun­de ge­ge­ben ist. Der ge­stal­te­ri­sche Frei­raum liegt in der Aus­wahl der Mo­ti­ve, ihrer Zu­sam­men­set­zung, ihrer Über­lei­tung und ihrer Aus­ge­stal­tung. In kur­zer Zeit muss es für die Grup­pen mög­lich sein, einen in­di­vi­du­el­len Tanz zu er­stel­len. Dies ist nur über den Weg des Um­ge­stal­tens von be­reits Be­kann­tem mög­lich. Na­tür­lich birgt diese krea­ti­ve Frei­heit auch die Ge­fahr, dass sich die Mäd­chen auf keine Rei­hen­fol­ge ei­ni­gen und bei der an­schlie­ßen­den Prä­sen­ta­ti­on nichts bei­tra­gen kön­nen. Die­ses „Schei­tern“ wird je­doch auch einen Bei­trag zum Lern­pro­zess der Mäd­chen leis­ten, da Kin­der auch ler­nen müs­sen, die Kon­se­quen­zen ihres Ver­hal­tens oder das der Grup­pe zu tra­gen.

Bei Ge­sprä­chen über die Auf­stel­lung der Grup­pe müs­sen die Team­mit­glie­der Ko­ope­ra­ti­ons­fä­hig­keit zei­gen und even­tu­ell auf­tre­ten­de Kon­flik­te lösen. Man spart bei der nach­fol­gen­den Prä­sen­ta­ti­on Zeit, da die Schü­le­rin­nen wis­sen, wie sie sich auf­zu­stel­len haben.

5.3 An­wen­dungs­pha­se

Vor­stel­lung der Grup­pen­er­geb­nis­se (ca. 5 Mi­nu­ten)

Ich bitte die Klas­se, die Ar­beits­er­geb­nis­se zu prä­sen­tie­ren. Dazu blei­ben alle Grup­pen in ihrem je­wei­li­gen Übungs­be­reich. Ich lege eine Rei­hen­fol­ge der Grup­pen fest und er­läu­te­re das Prin­zip des flie­ßen­den Über­gangs zwi­schen den Grup­pen. So­fort, nach­dem eine Grup­pe ihr Ar­beits­er­geb­nis prä­sen­tiert hat, setzt die nach­fol­gen­de Grup­pe ein. Alle Grup­pen tan­zen zwei­mal, um die Be­we­gungs­in­ten­si­tät am Stun­den­en­de noch ein­mal zu er­hö­hen und die Ge­samt­cho­reo­gra­phie zu ver­län­gern, was die Mäd­chen stolz auf den selbst er­ar­bei­te­ten und nun sicht­ba­ren Lern­fort­schritt wer­den lässt. Für mich ist beim Thema Tanz ein Prä­sen­tie­ren zum Stun­den­en­de wich­tig, da die Mäd­chen ler­nen sol­len, in einem über­schau­ba­ren Rah­men, ihre Be­we­gun­gen und ihren Aus­druck zu zei­gen. Die Grup­pen­ar­beits­pha­se er­fährt durch das Dar­stel­len des Er­geb­nis­ses eine Ab­run­dung, zudem sol­len die Mäd­chen er­ken­nen, dass in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ein in­di­vi­du­el­ler Tanz aus einer ge­mein­sa­men Basis ent­stan­den ist.

Al­ter­na­tiv zu die­ser Vor­ge­hens­wei­se hät­ten die Grup­pen auch nach­ein­an­der prä­sen­tie­ren kön­nen, dabei hät­ten die an­de­ren als Zu­schaue­rin­nen ge­dient und ge­zielt Rück­mel­dun­gen er­tei­len kön­nen. Da je­doch die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Zeit ver­mut­lich knapp sein wird und die Be­we­gungs­in­ten­si­tät da­durch ge­rin­ger aus­fal­len würde, habe ich mich für das ge­mein­sa­me Prä­sen­tie­ren ent­schie­den.

Nach­dem ich den Schü­le­rin­nen eine Rück­mel­dung über die ge­zeig­ten Ar­beits­er­geb­nis­se ge­ge­ben habe und ihnen noch ein­mal den Be­griff der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen in Er­in­ne­rung rufe, endet die ge­zeig­te Stun­de und die Mäd­chen wer­den zum Um­zie­hen ent­las­sen.

 

Li­te­ra­tur

 

Un­ter­richts­ent­wurf Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen im Tanz: Her­un­ter­la­den [docx][70 KB]

Un­ter­richts­ent­wurf Schu­lung der exe­ku­ti­ven Funk­tio­nen im Tanz: Her­un­ter­la­den [pdf][887 KB]

 

Wei­ter zu Un­ter­richts­vor­ha­ben