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Das Kommunikationsmodell nach Friedemann Schulz von Thun

Ziele:

Die Schülerinnen und Schüler lernen das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun kennen, üben und wenden es im Hinblick auf Kommunikationsprobleme an.

Schritt 1: Einstiegsfolie

Die Lehrperson legt als Einstieg in den Unterrichtsblock die Folie auf (OHP oder Visualizer / Dokumentenkamera) und lässt die Schülerinnen und Schüler die Sprechblase der Ehefrau ergänzen. Die Lehrperson trägt einige Antworten der Schülerinnen und Schüler in die Sprechblase ein. Es ist anzunehmen, dass die Schülerinnen und Schüler nicht die Sachinformation der Aussage des Mannes („Es klingelt an der Haustür“) im Vordergrund sehen, sondern die Appell-, Beziehungs- und Selbstkundgabeseite.

Mögliche Schülerantworten:

„Steh doch selbst auf.“, „Bin ich dein Sklave?“, „Du bist aber faul“...

Schritt 2: Ergebnisbesprechung / Überleitung

Die Ergebnisse sollen von der Klasse dahingehend untersucht werden, wie die Ehefrau die Aussage des Mannes verstanden hat.

Hilfsfragen: Warum würde die Ehefrau vermutlich so reagieren?

Wie hat sie die Aussage ihres Mannes verstanden?

Im Anschluss leitet die Lehrperson zum Kommunikationsmodell von Schulz von Thun über, indem sie im Rahmen eines kurzen Lehrervortrags erläutert, dass der wohl bekannteste Kommunikationswissenschaftler und Psychologe Prof. Friedemann Schulz von Thun ein Kommunikationsmodell entwickelt hat, das sog. „Vier-Ohren-Modell“, das verdeutlicht, dass jede Aussage nach unterschiedlichen, genauer gesagt vier Seiten hin interpretiert werden kann.

Schritt 3: Arbeitsblatt zum „Vier-Ohren-Modell“

Die Lehrperson teilt das   Arbeitsblatt zum Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun als Schwarz-Weiß-Kopie aus und die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Arbeitsanweisungen mit Hilfe von Buntstiften in den Farben blau, grün, gelb und rot in Einzelarbeit.

Schritt 4: Ergebnisbesprechung und -sicherung

Unklarheiten sowie die Ergebnisse werden im Plenum besprochen und an der Tafel wie folgt festgehalten:

Das „Vier-Ohren-Modell“ nach Friedemann Schulz von Thun
Jede Aussage hat vier Botschaften bzw. kann nach vier Seiten hin interpretiert werden:
Sachebene Selbstkundgabe Beziehungsseite Appellseite
Sachverhalte, Daten und Fakten stehen im Vordergrund Hinweise über die Person:
Was sagt mir das über Charakter, Laune, Situation?
Auskunft über Verhältnis zum Gegenüber Wünsche, Anweisungen, Ratschläge
Worüber ich informiere Was ich von mir zu erkennen gebe Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe Was ich bei dir erreichen möchte

Schritt 4: Anwendung / Übung

Die Schülerinnen und Schüler wenden das Erlernte anhand von Beispielen an. Hierzu teilt die Lehrperson ein   Arbeitsblatt aus und die Schülerinnen und Schüler bearbeiten es in Partnerarbeit.

Schritt 5: Ergebnisbesprechung

  siehe Mögliche Lösung: Beispiele für die vier Seiten einer Nachricht

Schritt 6: Überleitung zu Kommunikationsstörungen bzw. einseitigem Hören

Die Lehrperson erläutert den Schülerinnen und Schülern, dass mit Hilfe dieses Modells Kommunikationsprobleme analysiert werden können. Denn den vier Seiten einer Nachricht stehen vier Ohren gegenüber, mit denen der Empfänger die Nachricht - oft auf nur einem Ohr - hört. Welche Konsequenzen ein einseitiges Hören haben kann, erarbeiten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen.

Schritt 7: Gruppenarbeit zu einseitigem Hören

Die Klasse wird in Kleingruppen eingeteilt, in denen sie sich für eine der bereits erarbeiteten Beispiele (siehe bereits besprochenes Arbeitsblatt) entscheiden und mit folgenden Arbeitsaufträgen daran weiterarbeiten:

  1. Überlegt euch eine Situation, in der eure Beispielaussage ausgesprochen wurde und beschreibt diese genau (mind. vier Sätze!).

  2. Überprüft, ob die bzw. welche der bereits erarbeiteten Botschaften der Aussage eures Beispiels vor dem Hintergrund eurer Konkretisierung der Situation (noch) zutreffend sind.

  3. Verfasst mögliche Antworten eines Empfängers, der die Botschaft ausschließlich auf dem Ohr der

Sachebene hört:_______________________________________________________

Selbstkundgabe hört:___________________________________________________

Beziehungsseite hört:__________________________________________________

Appellseite hört:_______________________________________________________

Schritt 7: Präsentation der Ergebnisse

Die Gruppen präsentieren die Gespräche in den vier Varianten. Anschließend werden die Ergebnisse besprochen und das folgende Tafelbild abgeleitet:

Probleme bei einseitigem Hören bzw. einseitigen Empfangsgewohnheiten
Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen (mit einer Person) hören wir Nachrichten häufig auf nur einem der vier Ohren. Die Folge ist, wenn Empfänger einseitig auf dem

… Sachohr hören: Sie verstehen ggf. die eigentlichen Probleme nicht.
… Beziehungsohr hören: Sie fühlen sich sofort persönlich angegriffen.
… Selbstoffenbarungsohr hören: Sie stellen permanent psychologische Diagnosen und nehmen Kritik nicht wahr.
… Appellohr hören: Sie nehmen anderen alles ab, auch ohne dass diese das geäußert haben, verleiten diese zur Unselbstständigkeit und vernachlässigen eigene Bedürfnisse.

Einseitiges Hören ist umso problematischer, wenn der Sender die Nachricht anders gemeint hat.

Schritt 8: Hausaufgabe

Die Schülerinnen und Schüler ergänzen den Tafelaufschrieb, indem sie sich Lösungen überlegen, wie einseitige Empfangsgewohnheiten verändert werden können.

Erwartungshorizont:

Einseitige Empfangsgewohnheiten können nur verändert werden, wenn diese im Vorfeld erkannt werden. Hierzu muss man sich selbst analysieren bzw. andere fragen, ob man ein „Lieblingsohr“ hat. Wenn dieses erkannt wurde, sollte man sich oder seinen Gesprächspartner bei jeder (unklaren) Aussage fragen, wie die Aussage gemeint war. Da laut Friedemann Schulz von Thun jede Aussage nicht eindeutig und damit unklar ist und wir häufig unbewusst ein „Lieblingsohr“ haben, sollte man sich hierfür Zeit nehmen, also nicht allzu schnell antworten, damit das bevorzugte Ohr nicht dominiert. Das Ziel muss es sein, sich als Sender präzise auszudrücken und als Empfänger das der Situation angemessene Ohr zu wählen und bei Unklarheiten nachzufragen.

  Weiter: Folie: Situation