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Deutsche Dialekte: Unterschiede und Dialektkarten

Unterrichtsziele

Ausgehend vom eigenen Dialekt wird der Blick auf die deutsche Sprachlandschaft aus­ge­wei­tet. Die regionale Bindung eines Dialektes, im Unterschied zu Fachsprachen, wird hervor­ge­ho­ben.

Verlauf

Einstieg:

Der Einstieg in diesen Unterrichtsblock erfolgt über die Präsentation der „Dialektschätze". Je nach Materialbasis kann aus der Hausaufgabe der vorangegangenen Stunde ein Rätsel ge­macht werden. Die zusammengetragenen Begriffe oder Formulierungen werden vom Finder im Dialekt vorgetragen und die Schülerinnen und Schüler erraten Inhalt und regionale Her­kunft. Falls zu befürchten ist, dass kaum „Schätze" gefunden werden oder auf die Haus­auf­ga­be verzichtet wurde, kann die Lehrperson einige Begriffe mitbringen, übersetzen und lokal ver­orten lassen.

Alternative:

Zusätzlich (oder alternativ) kann der Einstieg in die deutschen Dialekte auch über Musik er­fol­gen. Zahlreiche Bands singen auf deutsch, immer mehr in ihrem Heimatdialekt. Folgende Auf­zählung soll als Anregung dienen und stellt eine begrenzte Auswahl dar:

  • Für den niederdeutschen Sprachraum kann auf die Sängerin Ina Müller verwiesen werden, die sowohl nieder- als auch plattdeutsch spricht. Zum anderen ist auf die Hamburger Rapper Fettes Brot hinzuweisen, deren Lied „nordisch by nature" zugleich eine Liebeserklärung an die norddeutsche Heimat der Sänger ist.

  • Ebenfalls im niederdeutsche Sprachraum ist die Variante des sog. Berliner Dialektes verortet. 1 In diesem Gebiet ist auf die Sänger Icke und Er („Wie Watt Berlin?") und Mc Fitti hinzuweisen.

  • Zu den wohl bekanntesten Vertretern des mitteldeutschen Sprachraums zählt sicherlich die Kölner Band BAP.

  • Im oberdeutschen Sprachraum singt die Band Labrassbanda im bairischen Dialekt.

Es bietet sich an, verschiedene Lieder anzuspielen und verorten zu lassen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass einige Dialekte leichter verständlich sind als andere, was sicher­lich mit der Nähe zur jeweiligen Mundart zu tun hat.

Erarbeitung:

Im nächsten Schritt wird mit zwei Dialektkarten gearbeitet. In der ersten sind alle in Deutsch­land gesprochenen Dialekte sowie Sprachminderheiten verzeichnet. Die Schülerinnen und Schü­ler erhalten diese Karte auf einem Arbeitsblatt (Material_M3a), ergänzend ist es sinn­voll, eine größere Kopie als Folie zur gemeinsamen Besprechung anzufertigen. An dieser Stel­le kann knapp auf die deutsche Sprachgeschichte eingegangen werden, der Fokus dieses Unterrichtsblocks liegt jedoch nicht auf dem Wissen um die Entstehung der Dialekte, son­dern auf der Kenntnis ihrer Vielzahl. Die Schülerinnen und Schüler sollen zu einem inten­si­ven Lesen der Karte motiviert werden, der Arbeitsauftrag lautet deshalb:

  • Besprecht in Partnerarbeit, welche Dialekte ihr bereits kennt und welche Varietäten euch noch nicht bekannt sind.

  • Erarbeitet, welche Dialekte in den folgenden Städten gesprochen werden: Mannheim, Greifswald, Cottbus, Kassel, Wilhelmshaven, Friedrichshafen, Flensburg, Ingolstadt, Bonn, Hannover, Gera, Trier.

Diese Liste ist selbstverständlich individuell erweiterbar, Ansätze können z. B. familiäre Bindungen der Schüler sein.

Mögliche Lösung:

Mannheim: Rheinfränkisch

Greifswald: Vorpommersch

Cottbus: Sorbisch und Obersächsisch

Kassel: Niederhessisch

Wilhelmshaven: Nordniedersächsisch

Friedrichshafen: Niederalemannisch

Flensburg: Dänisch und Schleswigisch

Ingolstadt: Bairisch

Bonn: Ripuarisch

Hannover: Westniederdeutsch

Gera:

Thüringisch

Trier: Moselfränkisch

Für den zweiten Aufgabenteil sind eine politische Deutschlandkarte oder ein Atlas hilfreich. Die Sicherung erfolgt anhand einer Schülerlösung, die im Plenum besprochen wird. An die­ser Stelle bietet es sich an, im Unterrichtsgespräch kurz auf die drei Minder­heiten­sprachen in Deutsch­land, das Sorbische, Dänische und Friesische, einzugehen.

Mit Hilfe einer zweiten Dialektkarte, als Folie präsentiert, wird anschließend der sprachliche Nah­raum er­schlossen. Diese Karte enthält die in Baden-Württemberg gesprochenen Dialek­te. Im Un­terrichtsgespräch verorten sich die Schülerinnen und Schüler auf der Karte (Materi­al_M3b).

Vertiefung / Anwendung:

In der Hausaufgabe sollen die Schülerinnen und Schüler in einer Internetrecherche arbeits­tei­lig Merkmale der drei großen Dialekte herausarbeiten, die in Baden-Württemberg ge­sprochen werden: fränkisch, schwäbisch und alemannisch. Als Basis können folgende Links angegeben werden:

  www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/verbuende/deutsch/mundarten/einordnung.htm

und

  www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/dialekte.html .

(Die Recherche wird über eine Suchmaschine leichter, hierzu können folgende Suchbegriffe ein­gegeben werden: schule bw mundarten unterricht und landeskunde bw dialekte )

Die Ergebnisse werden in einem gemeinsamen Tafelbild zu Beginn der folgenden Stunde gesichert. Mögliches Tafelbild:

Dialekte in Baden-Württemberg

Merkmale des Alemannischen

Merkmale des Schwäbischen

(Unterart des Ale­man­nischen)

Merkmale des Fränkischen

(z. B. in der Kurpfalz)

Bildung des Genitivs mit der Prä­position „vom" , z. B.: „Jans Mutter -> „Die Mutter vom Jan"

Veränderung der bestimmten Artikel, z. B.: „die Butter" -> „der Butter"

Verkleinerungsformen mit den Suffixen -le oder -li, z. B.:

„das Weckle"

Verwendung von wenigen Umlauten,

z. B.: „schön" -> „schee"


Verwendung von vielen Doppel­vokalen

z. B.: „Bruder" -> „Bruader"

(gilt ebenso für das Alem.!)

Erweichung harter Konso­nan­ten, z. B.: „Mutter" -> „Muddr"

eigene Sprachmelodie mit der Betonung auf dem Satzende

Erweichung harter Konso­nan­ten

Wegfall der Endungen

1 Dieser ist im eigentlichen Sinne kein Dialekt, sondern ein Metrolekt. Auf diese Unterscheidung soll zugunsten der didaktischen Reduktion aber verzichtet werden.

  Weiter: Material_M3a: Arbeitsblatt