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Fokus Wort­schatz

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

„La len­gua es léxico gra­ma­ti­ca­lizado, no gramática le­xi­ca­liza­da“ [1]

1. Wie lernt man am bes­ten frem­de Wör­ter?

Be­griffs­klä­rung

Wort­schatz­er­werb ist der Ober­be­griff für drei For­men der Wort­schatzan­eig­nung

  • Un­ge­steu­er­ter Wort­schatz­er­werb: bei­läu­fi­ger, in­zi­den­tel­ler Er­werb von Wort­schatz, die Auf­merk­sam­keit des Ler­ners ist dabei nicht auf den Er­werb von neuen Wör­tern son­dern auf den Sprach­ge­brauch ge­rich­tet (z.B: Hören eines Lie­des), neue Vo­ka­beln wer­den bei­läu­fig ge­lernt.
  • Fremd­ge­steu­er­ter Wort­schatz­er­werb: un­ter­richt­lich ge­steu­er­te Wort­schatz­ar­beit/-ver­mitt­lung, läuft nor­ma­ler­wei­se in Pha­sen ab: Er­schlie­ßung, Ein­üben, In­te­grie­rung, Über­prü­fung
  • Selbst-/lern­er­ge­steu­er­ter Wort­schatz­er­werb („Vo­ka­bel­lernen“). Diese Art des Wort­schatz­er­werbs er­folgt über die Ver­wen­dung von (be­wuss­ten oder un­be­wuss­ten) Vo­ka­bel­lern­stra­te­gi­en.

2. Theo­re­ti­sche Grund­an­nah­men

  • im men­ta­len Le­xi­kon , einem Teil des Lang­zeit­ge­dächt­nis­ses, ist der ge­sam­te Wort­schatz eines Men­schen ge­spei­chert, dort sind die Wör­ter men­tal re­prä­sen­tiert.
  • Funk­ti­ons­wei­se des men­ta­len Le­xi­kons: Es ist ein Netz­werk, in dem die Wör­ter auf viel­fäl­ti­ge Weise mit­ein­an­der ver­knüpft sind.
  • Es gibt ver­schie­de­ne Ver­knüp­fungs­prin­zi­pi­en
    1. for­ma­le (pho­no­lo­gi­sche, mor­pho­lo­gi­sche, syn­tak­ti­sche Kom­po­nen­te): Klang­net­ze, syn­tag­ma­ti­sche Netze, ...
    2. in­halt­lich/se­man­ti­sche (kon­zep­tu­el­le Kom­po­nen­te): Be­griffs­net­ze, Sach­net­ze, Wort­fa­mi­li­en, ...
    3. af­fek­ti­ve: af­fek­ti­ve Netze, ...
  • Jedes Wort steht in ver­schie­de­nen syn­tag­ma­ti­schen (Satz­tei­le, Kol­lo­ka­tio­nen, Kom­po­si­ta, usw.) und pa­ra­dig­ma­ti­schen Zu­sam­men­hän­gen (z.B. Syn­ony­me).
  • Se­man­ti­sche Ord­nungs­prin­zi­pi­en spie­len im men­ta­len Le­xi­kon eine grö­ße­re Rolle als for­ma­le (zu den se­man­ti­schen Ord­nungs­prin­zi­pi­en ge­hö­ren: Wort­fa­mi­li­en, Wort­fel­der, Syn­ony­me/An­t­ony­me usf.).
  • Le­xi­ka­li­sches Wis­sen ist nicht nur in der lin­ken Ge­hirn­hälf­te be­griff­lich-abs­trakt ver­an­kert, son­dern auch rechts­he­mi­sphä­risch, also vi­su­ell, akus­tisch oder mo­to­risch ge­spei­chert.
  • Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se zum men­ta­len Le­xi­kon bei Mehr­spra­chi­gen: Beim le­xi­ka­li­schen Zu­griff auf ein fremd­spra­chi­ges Wort wird die Mut­ter­spra­che in den ers­ten Fremd­spra­chen­lern­jah­ren au­to­ma­tisch ak­ti­viert.
    (Nor­ma­ler­wei­se) wer­den fremd­spra­chi­ge Wör­ter für Kon­kre­ta schnel­ler ge­lernt als Abs­trak­ta und im Ge­dächt­nis auch nach­hal­ti­ger ver­an­kert.

Fazit: Das Ler­nen von Vo­ka­beln in Sn-D Wort­glei­chun­gen ent­spricht nicht den Pro­zes­sen der Wort­schatzan­eig­nung und –spei­che­rung im Ge­hirn.

3. Wich­ti­ge As­pek­te für eine Wort­schatz­di­dak­tik: Wie kann die Wort­schatzan­eig­nung
ef­fek­ti­ver ge­för­dert wer­den?

  • Per­sön­li­ches In­ter­es­se und Emo­tio­nen der Ler­nen­den er­leich­tern das Spei­chern neuer Lex­e­me im Lang­zeit­ge­dächt­nis.
  • Je häu­fi­ger man ein Wort re­zi­piert und pro­du­ziert, desto lang­fris­ti­ger wird es im men­ta­len Le­xi­kon ver­an­kert.
  • Die Be­hal­tens­leis­tung neuer Lex­e­me wird durch deren Ein­bet­tung und Ein­übung in immer neue Ko­tex­te und Kon­tex­te ge­stei­gert.
  • Kol­lo­ka­tio­nen (Kom­bi­na­tio­nen von Wör­tern, die eine spe­zi­el­le Ein­heit bil­den) soll­ten be­son­ders be­ach­tet wer­den.
  • Die Ein­übung von (neuem Wort­schatz) soll­te sys­te­ma­tisch und mul­ti­sen­so­risch er­fol­gen, in­di­vi­dua­li­sie­ren­de Übungs­for­men (s. Übungs­ide­en für eine in­di­vi­dua­li­sie­ren­de Wort­schatz­ar­beit ) soll­ten ge­zielt zum Ein­satz kom­men.
  • Eine An­re­gung zum krea­ti­ven, spie­le­ri­schen Um­gang mit dem Wort­schatz un­ter­stützt das Ler­nen/die Merk­fä­hig­keit.
  • Die För­de­rung der Ler­ner­au­to­no­mie wird durch Ein­satz und Ver­mitt­lung von Stra­te­gi­en ge­för­dert - ko­gni­ti­ve Ope­ra­tio­nen wie Über­ord­nen, Un­ter­ord­nen, Zu­ord­nen, Gra­du­ie­ren etc. soll­ten mit den S be­wusst durch­ge­führt und the­ma­ti­siert wer­den:
    • Vo­ka­bel­lern­stra­te­gi­en
    • Er­schlie­ßungs­stra­te­gi­en
    • Kon­so­li­die­rungs­stra­te­gi­en (Stei­ge­rung der Be­hal­tens­leis­tung)
    • No­tier- und Auf­schreib­tech­ni­ken
    • Mne­mo­tech­ni­ken / Merk-, Ver­an­ke­rungs­tech­ni­ken
  • Eine Ein­bet­tung in mög­lichst au­then­ti­sche kom­mu­ni­ka­ti­ve Si­tua­tio­nen in Ver­bin­dung mit kon­kre­ten Sprech­hand­lun­gen / Mit­tei­lungs­ori­en­tie­rung un­ter­stützt das Ler­nen.

 

Li­te­ra­tur­hin­wei­se

Wolf­gang Hal­let, Frank G. Kö­nigs (Hrsg.): Hand­buch Fremd­spra­chen­di­dak­tik, Seel­ze-Vel­ber 2010, S. 104 – 107

Chris­tia­ne Ne­ve­ling: Wört­er­ler­nen mit Wör­ter­net­zen. Eine Un­ter­su­chung zu Wör­ter­net­zen als Lern­stra­te­gie und als For­schungs­ver­fah­ren, Tü­bin­gen 2004

An­drea Röss­ler: Damit ein Wort das an­de­re gibt. Er­folg­reich spa­ni­sche Wör­ter ler­nen, Fremd­sprach­li­cher
Un­ter­richt Spa­nisch, Heft 27, 2009, S. 4 -11

Wei­ter mit Übungs­ide­en

Grund­sätz­li­che Über­le­gun­gen: Her­un­ter­la­den [docx][24 KB]


[1] An­drea Röss­ler: Damit ein Wort das an­de­re gibt. Er­folg­reich spa­ni­sche Wör­ter ler­nen, FU
Heft 27, 2009, S. 4 -11, Zitat S. 4