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Ur­he­ber­recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen (Stand Ja­nu­ar 2019)

Einer Rech­te­ein­ho­lung be­darf es nicht, wenn das zur Auf­füh­rung kom­men­de Stück ge­mein­frei ist, d. h. der ur­he­ber­recht­li­che Schutz ab­ge­lau­fen ist. Die Schutz­dau­er be­trägt gemäß §§ 64, 69 Ur­he­ber­rechts­ge­setz (UrhG) die Le­bens­zeit des Ur­he­bers und 70 Jahre nach sei­nem Tod, wobei die Frist mit dem An­fang des auf das To­des­da­tum fol­gen­den Ka­len­der­jahrs be­ginnt.

Für die öf­fent­li­che Wie­der­ga­be von nicht ge­mein­frei­en Wer­ken und für öf­fent­li­che Schul­thea­ter­auf­füh­run­gen nicht ge­mein­frei­er Werke trifft § 60a in Ver­bin­dung mit § 60h Abs. 2 Ziff. 1 des UrhG wich­ti­ge Re­ge­lun­gen:

Aus­zug aus dem Ur­he­ber­rechts­ge­setz:

§ 60a Un­ter­richt und Lehre
(1) Zur Ver­an­schau­li­chung des Un­ter­richts und der Lehre an Bil­dungs­ein­rich­tun­gen dür­fen zu nicht kom­mer­zi­el­len Zwe­cken bis zu 15 Pro­zent eines ver­öf­fent­lich­ten Wer­kes ver­viel­fäl­tigt, ver­brei­tet, öf­fent­lich zu­gäng­lich ge­macht und in sons­ti­ger Weise öf­fent­lich wie­der­ge­ge­ben wer­den

  1. für Leh­ren­de und Teil­neh­mer der je­wei­li­gen Ver­an­stal­tung,
  2. für Leh­ren­de und Prü­fer an der­sel­ben Bil­dungs­ein­rich­tung sowie
  3. für Drit­te, so­weit dies der Prä­sen­ta­ti­on des Un­ter­richts, von Un­ter­richts- oder Lern­er­geb­nis­sen an der Bil­dungs­ein­rich­tung dient.

(2) Ab­bil­dun­gen, ein­zel­ne Bei­trä­ge aus der­sel­ben Fach­zeit­schrift oder wis­sen­schaft­li­chen Zeit­schrift, sons­ti­ge Werke ge­rin­gen Um­fangs und ver­grif­fe­ne Werke dür­fen ab­wei­chend von Ab­satz 1 voll­stän­dig ge­nutzt wer­den.
(3) Nicht nach den Ab­sät­zen 1 und 2 er­laubt sind fol­gen­de Nut­zun­gen:

  1. Ver­viel­fäl­ti­gung durch Auf­nah­me auf Bild- oder Ton­trä­ger und öf­fent­li­che Wie­der­ga­be eines Wer­kes, wäh­rend es öf­fent­lich vor­ge­tra­gen, auf­ge­führt oder vor­ge­führt wird,
  2. Ver­viel­fäl­ti­gung, Ver­brei­tung und öf­fent­li­che Wie­der­ga­be eines Wer­kes, das aus­schließ­lich für den Un­ter­richt an Schu­len ge­eig­net, be­stimmt und ent­spre­chend ge­kenn­zeich­net ist, an Schu­len sowie
  3. Ver­viel­fäl­ti­gung von gra­fi­schen Auf­zeich­nun­gen von Wer­ken der Musik, so­weit sie nicht für die öf­fent­li­che Zu­gäng­lich­ma­chung nach den Ab­sät­zen 1 oder 2 er­for­der­lich ist.
(4) Bil­dungs­ein­rich­tun­gen sind früh­kind­li­che Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, Schu­len, Hoch­schu­len sowie Ein­rich­tun­gen der Be­rufs­bil­dung oder der sons­ti­gen Aus- und Wei­ter­bil­dung.

§ 60h Abs. 2 Ziff. 1 UrhG An­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung der ge­setz­lich er­laub­ten Nut­zun­gen

(1) Für Nut­zun­gen nach Maß­ga­be die­ses Un­ter­ab­schnitts hat der Ur­he­ber An­spruch auf Zah­lung einer an­ge­mes­se­nen Ver­gü­tung. (…)
(2) Fol­gen­de Nut­zun­gen sind ab­wei­chend von Abs. 1 ver­gü­tungs­frei:

  1. die öf­fent­li­che Wie­der­ga­be für An­ge­hö­ri­ge von Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und deren Fa­mi­li­en nach § 60a Abs. 1 Ziff. 1 und 3 sowie Ab­satz 2 mit Aus­nah­me der öf­fent­li­chen Zu­gäng­lich­ma­chung, (…)

Auf­grund die­ser Re­ge­lun­gen ist es nun­mehr mög­lich, bis zu 15 % eines Thea­ter­stücks oder ein Thea­ter­stück mit einer Spiel­dau­er von ma­xi­mal 5 Mi­nu­ten zur Ver­an­schau­li­chung des Un­ter­richts und zur Prä­sen­ta­ti­on von Lern­er­geb­nis­sen ohne Ein­wil­li­gung des Be­rech­tig­ten und ohne Ver­gü­tung öf­fent­lich auf­zu­füh­ren. Das Thea­ter­stück muss im Un­ter­richt ver­wen­det wor­den sein, und die öf­fent­li­che Auf­füh­rung muss zur Prä­sen­ta­ti­on der Lern­er­geb­nis­se die­nen.
Dar­über hin­aus ge­hen­de Nut­zun­gen sind als öf­fent­li­che büh­nen­mä­ßi­ge Dar­stel­lun­gen nach § 52 Abs. 3 UrhG nur mit Ein­wil­li­gung des Be­rech­tig­ten zu­läs­sig. Eine öf­fent­li­che büh­nen­mä­ßi­ge Dar­stel­lung liegt vor, wenn das Werk durch ein für Auge oder für Auge und Ohr be­stimm­tes be­weg­tes Spiel dar­ge­bo­ten wird.
Schul­thea­ter­auf­füh­run­gen von Wer­ken im Um­fang von mehr als 15 % kön­nen somit als büh­nen­mä­ßi­ge Auf­füh­run­gen nur nach vor­he­ri­ger Zu­stim­mung der Rech­te­inha­ber öf­fent­lich statt­fin­den. Im Re­gel­fall stim­men die Rech­te­inha­ber einer Auf­füh­rung zu, wenn als Ge­gen­leis­tung eine ent­spre­chen­de Ver­gü­tung ent­rich­tet wird und das Werk vom Ur­he­ber für Schul­auf­füh­run­gen frei­ge­ge­ben ist.

Für die Ein­stel­lung von ur­he­ber­recht­lich ge­schütz­ten Ma­te­ria­li­en auf Lern­platt­for­men sowie für die Re­ge­lun­gen, in wel­chem Um­fang Schu­len aus ur­he­ber­recht­lich ge­schütz­ten Ma­te­ria­li­en Ko­pi­en fer­ti­gen kön­nen, haben die Bun­des­län­der mit den Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten sog. Ge­samt­ver­trä­ge zur Ver­gü­tung von An­sprü­chen nach § 52 a UrhG alte Fas­sung (Öf­fent­li­che Zu­gäng­lich­ma­chung für Un­ter­richt und For­schung) sowie zur Ein­räu­mung und Ver­gü­tung von An­sprü­chen nach § 53 UrhG alte Fas­sung (Ver­viel­fäl­ti­gung zum pri­va­ten und sons­ti­gen ei­ge­nen Ge­brauch) ab­ge­schlos­sen, die im Hin­blick auf das In­kraft­tre­ten des Ur­he­ber­rechts­wis­sens­ge­sell­schafts­ge­set­zes er­gänzt wur­den.
An­ders als im Be­reich der Lern­platt­for­men und bei den Ko­pier­re­ge­lun­gen an Schu­len ist ein Ab­schluss von Ge­samt­ver­trä­gen mit Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten im Rah­men des § 52 Abs. 3 UrhG für Schul­thea­ter­auf­füh­run­gen nicht mög­lich, da dort keine sog. Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten­pflich­tig­keit be­steht.

Da es im Be­reich der Schul­thea­ter­auf­füh­run­gen somit keine pau­scha­len Re­ge­lun­gen zur Ab­gel­tung von Auf­füh­rungs­ge­büh­ren gibt, sind die Rech­te bei öf­fent­li­chen büh­nen­mä­ßi­gen Dar­bie­tun­gen je­weils ein­zeln mit den Ver­la­gen aus­zu­han­deln.

Be­züg­lich des Be­griffs Öf­fent­lich­keit liegt im Be­reich mu­si­ka­li­scher und büh­nen­mä­ßi­ger Dar­bie­tun­gen die glei­che De­fi­ni­ti­on zu­grun­de. Das Ver­ständ­nis des Be­griffs „öf­fent­lich“ lei­tet sich her aus § 15 Abs. 3 UrhG.

Aus­zug aus dem Ur­he­ber­rechts­ge­setz:

§ 15 All­ge­mei­nes
(3) Die Wie­der­ga­be ist öf­fent­lich, wenn sie für eine Mehr­zahl von Mit­glie­dern der Öf­fent­lich­keit be­stimmt ist. Zur Öf­fent­lich­keit ge­hört jeder, der nicht mit dem­je­ni­gen, der das Werk ver­wer­tet, oder mit den an­de­ren Per­so­nen, denen das Werk in un­kör­per­li­cher Form wahr­nehm­bar oder zu­gäng­lich ge­macht wird, durch per­sön­li­che Be­zie­hun­gen ver­bun­den ist.

In an­de­ren Wor­ten: Eine "Öf­fent­lich­keit" im Sinne des § 15 Abs. 3 UrhG ist dann ge­ge­ben, wenn Per­so­nen im Pu­bli­kum weder durch per­sön­li­che Be­zie­hun­gen un­ter­ein­an­der noch durch per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zum Ver­wer­ter des Werks ver­bun­den sind. Soll ein Thea­ter­stück einem brei­ten Pu­bli­kum prä­sen­tiert wer­den, ist davon aus­zu­ge­hen, dass nicht alle Per­so­nen durch per­sön­li­che Be­zie­hun­gen ver­bun­den sind. Es han­delt sich des­halb um eine öf­fent­li­che büh­nen­mä­ßi­ge Dar­stel­lung i. S. des § 52 Abs. 3 UrhG, für die vorab zwin­gend eine Ein­wil­li­gung des Rech­te­inha­bers ein­zu­ho­len ist.

Wei­ter zu Was gilt in­ner­halb der Klas­se oder wäh­rend des Thea­ter­un­ter­richts?