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Wie mit­ein­an­der um­ge­hen? V3

a) Warum sol­len Mäd­chen/Frau­en beim Sex ei­gent­lich nicht vor allem das ma­chen, was Jungs/Män­ner wol­len?

Denkt dar­über nach und dis­ku­tiert, wie sich das auf sie aus­wirkt, wozu sie da­durch ge­macht wer­den und wie dies im Ver­hält­nis zwi­schen Frau­en und Män­nern er­kenn­bar wird.

b) Setzt euch damit aus­ein­an­der, was da­ge­gen­spricht, dass ein Mensch ein­fach nur macht, was An­de­ren ge­fällt. Be­zieht dabei die Aus­füh­run­gen von Mar­tha Nuss­baum mit ein. Be­grün­det eure Mei­nung.

Ihr könnt euch auch auf die Äu­ße­run­gen aus den fol­gen­den Film­aus­schnit­ten (Mäd­chen und junge Frau am Ende, Psy­cho­lo­gin in „Ju­gend im Por­no­fie­ber“ 1/3,) be­zie­hen.

Mit­tel zum Zweck

Wenn eine Per­son von einem an­de­ren Men­schen vor allem als Mit­tel zum Zweck be­nutzt wird, dann be­deu­tet dies:

1. Sie wird als Werk­zeug be­nutzt, das einem be­stimm­ten Zweck die­nen soll

2. Sie wird be­han­delt, als könn­te sie nicht selbst und au­to­nom be­stim­men, was sie tut und was nicht

3. Sie wird so be­han­delt, als würde es ihr an Hand­lungs­fä­hig­keit und viel­leicht auch an Ak­ti­vi­tät feh­len

4. Sie wird be­han­delt, als wäre sie aus­tausch­bar

5. Sie wird so be­han­delt, als müss­ten ihre Gren­zen nicht re­spek­tiert, als dürfe man mit ihr ma­chen, was man will, auch wenn sie dabei ver­letzt wird

6. Sie wird be­han­delt, als ge­hö­re sie je­man­dem und könn­te ge­kauft oder ver­kauft wer­den

7. Sie wird be­han­delt, als wäre sie kein selbst­be­stimmt han­deln­der Mensch (Sub­jekt) und ihr Füh­len und Er­le­ben müss­te nicht be­rück­sich­tigt wer­den.

nach: Mar­tha C. Nuss­baum, Kon­struk­ti­on der Liebe, des Be­geh­rens und der Für­sor­ge. Re­clam jun. Stutt­gart 2002, Auf­satz Ver­ding­li­chung, S. 101/2

c) Ver­gleicht eure Po­si­tio­nen und Be­grün­dun­gen und dis­ku­tiert wel­che euch über­zeu­gen, wel­che eher nicht.

d) Wie könn­te man die Tat­sa­che, dass ein Mensch nur Mit­tel zum Zweck ist, noch an­ders um­schrei­ben?

e) Dis­ku­tiert, ob ein Mensch nur durch an­de­re Men­schen als Ob­jekt be­han­delt wer­den kann oder ob ein Mensch sich auch selbst zum Ob­jekt ma­chen kann. Be­rück­sich­tigt dabei den fol­gen­den Text­aus­zug von Mar­ga­re­te Sto­kow­ski und die schon un­ter­such­ten Film­se­quen­zen

f) Setzt euch im fol­gen­den Text­aus­zug mit den be­schrie­be­nen Er­fah­run­gen der Au­to­rin Mar­ga­re­te Sto­kow­ski im Hin­blick auf die Aus­gangs­fra­ge, „Wer und wie will ich sein?“ aus­ein­an­der. Wel­che Schwie­rig­kei­ten seht ihr? Wie könn­ten sie be­ho­ben wer­den?

Un­ten­rum Frei

„Wenn meine Mut­ter vor dem Spie­gel steht und sich die Au­gen­brau­en nach­zeich­net, sagt sie zu mir: „Du brauchst das nicht, du hast so schö­ne dunk­le Au­gen­brau­en. Hab’ ich schon bei dei­ner Ge­burt ge­se­hen. Und ich denke ei­ner­seits: Yes­ses, gute Au­gen­brau­en. An­de­rer­seits lerne ich: Man hat eben Auf­ga­ben als Frau, die sich aus dem Kör­per er­ge­ben. So wie man Zähne put­zen muss, weil man ein Mensch ist und Zähne hat, muss man als Frau die Au­gen­brau­en aus­geh­fein ma­chen, bevor man das Haus ver­lässt. Dabei schminkt meine Mut­ter sich über­haupt nicht viel, sie ist in drei Mi­nu­ten fer­tig mit allem – aber viel­leicht fällt es mir ge­ra­de des­we­gen auf: Selbst sie, die fast nichts macht, weiß, dass es ganz ohne auch nicht geht.

Für mich be­ginnt damit die Phase „Ex­pe­ri­men­te mit Dro­ge­rie­be­darf“. (...) Seit mei­nem ers­ten Ach­sel­haar ra­sie­re ich mich alle paar Tage. Wer weiß, was da sonst noch alles käme. das­sel­be gilt für die Scham­haa­re, und wo man ge­ra­de dabei ist, kann man die Beine ja auch gleich ma­chen. (Ir­gend­wann kamen noch die Arme dazu, weil mein Vater mir eines Tages über den Arm streicht und sagt: „Mein klei­nes Mam­mut­chen.“ Okay, dann mach ich halt auch die Arme. Al­ler­dings nur so lange, bis eine Freun­din in der Schu­le mir sagt, dass das total ko­misch aus­sieht, so nack­te Arme, und ich sehe es ein.) (...)

Mein Kör­per wird zu einer wan­deln­den To-do-Liste. (...) Ich habe das Ge­fühl, es ist meine hei­li­ge Pflicht, dafür u sor­gen, dass nie­mand meine Kör­per­haa­re sehen kann, vor allem die in den Ach­sel­höh­len. Ich halte sie für eine Zu­mu­tung für die Welt und lasse sie nie län­ger als einen Mil­li­me­ter wer­den, nicht mal beim Zel­ten. (...)

Würde mich je­mand fra­gen, warum ich das mache, würde ich sagen: Weil ich es schö­ner finde und weil es sau­be­rer aus­sieht. Oder: Weil die an­de­ren das auch ma­chen. Was ich be­stimmt nicht sagen würde: Weil diese Ge­sell­schaft den weib­li­chen Kör­per kon­trol­liert, und zwar viel stär­ker als den männ­li­chen Kör­per, und weil ich die Idea­le und Zwän­ge, die für weib­li­che Kör­per gel­ten, schon so sehr in­ter­na­li­siert habe, dass es mir nicht mal mehr auf­fällt, dass sie von außen kom­men.

Das Kom­pli­zier­te ist: Alle Aus­sa­gen stim­men.

aus: Mar­ga­re­te Sto­kow­ski, Un­ten­rum Frei. Ro­wohlt Ver­lag Ham­burg 2016, S. 50-52

g) Be­schreibt Werte und Merk­ma­le, die eurer Mei­nung nach in einem po­si­ti­ven Sinne das Ver­hal­ten von Men­schen zu­ein­an­der (auch beim Sex) be­stim­men soll­ten. No­tiert und er­läu­tert sie.

Aus­tausch und Re­fle­xi­on

  • Was ist dir über die Dar­stel­lung von Frau­en und Män­nern in Por­nos und dein ei­ge­nes Selbst­bild be­wusst/er ge­wor­den?
  • Gab es etwas, das du schwer zu ver­ste­hen fandst?
  • Was ver­stehst du jetzt bes­ser als vor­her oder was ist dir jetzt kla­rer ge­wor­den?

M3: Selbst­be­stim­mung: Her­un­ter­la­den [docx][39 KB]

M3: Selbst­be­stim­mung: Her­un­ter­la­den [pdf][115 KB]