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Wie miteinander umgehen? V4

a) Warum sollen Mädchen/Frauen beim Sex eigentlich nicht vor allem das machen, was Jungs/Männer wollen?

Denkt darüber nach und diskutiert, wie sich das auf sie auswirkt, wozu sie dadurch gemacht werden und wie dies im Verhältnis zwischen Frauen und Männern erkennbar wird.

b) Setzt euch damit auseinander, was dagegenspricht, dass ein Mensch einfach nur macht, was Anderen gefällt. Bezieht dabei die Ausführungen von Martha Nussbaum mit ein. Begründet eure Meinung.

Ihr könnt euch auch auf die Äußerungen aus den folgenden Filmausschnitten (Mädchen und junge Frau am Ende, Psychologin in „Jugend im Pornofieber“ 1/3,) beziehen.

 

Mittel zum Zweck

Wenn eine Person von einem anderen Menschen vor allem als Mittel zum Zweck benutzt wird, dann bedeutet dies:

1. Sie wird als Werkzeug benutzt, das einem bestimmten Zweck dienen soll

2. Sie wird behandelt, als könnte sie nicht selbst und autonom bestimmen, was sie tut und was nicht

3. Sie wird so behandelt, als würde es ihr an Handlungsfähigkeit und vielleicht auch an Aktivität fehlen

4. Sie wird behandelt, als wäre sie austauschbar

5. Sie wird so behandelt, als müssten ihre Grenzen nicht respektiert, als dürfe man mit ihr machen, was man will, auch wenn sie dabei verletzt wird

6. Sie wird behandelt, als gehöre sie jemandem und könnte gekauft oder verkauft werden

7. Sie wird behandelt, als wäre sie kein selbstbestimmt handelnder Mensch (Subjekt) und ihr Fühlen und Erleben müsste nicht berücksichtigt werden.

nach: Martha C. Nussbaum, Konstruktion der Liebe, des Begehrens und der Fürsorge. Reclam jun. Stuttgart 2002, Aufsatz Verdinglichung, S. 101/2

 

c) Vergleicht eure Positionen und Begründungen und diskutiert, welche euch überzeugen, welche eher nicht.

d) Wie könnte man die Tatsache, dass ein Mensch nur Mittel zum Zweck ist, noch anders umschreiben?

e) Diskutiert, ob ein Mensch nur durch andere Menschen als Objekt behandelt werden kann oder ob ein Mensch sich auch selbst zum Objekt machen kann. Berücksichtigt dabei auch die schon untersuchten Filmsequenzen.

f) Lest die folgenden Texte von Bourdieu und Stokowski und fasst zusammen, welche Folgen die Selbst-Objektifizierung für das Selbstbild und den Umgang mit sich für Mädchen und Frauen bedeutet.

g) Setzt euch mit den Ausführungen Bourdieus und Stokowskis auch im Hinblick auf die Frage, „Wer und wie will ich sein?“ auseinander. Welche Schwierigkeiten seht ihr? Wie könnten sie behoben werden?

 

Selbst-Objektifizierung

Für den Textauszug gab es leider aufgrund der Übersetzung keine Verwendungsgenehmigung

nach: Pierre Bourdieu, Die männliche Herrschaft. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005, S. 117/118

 

Untenrum Frei

„Wenn meine Mutter vor dem Spiegel steht und sich die Augenbrauen nachzeichnet, sagt sie zu mir: „Du brauchst das nicht, du hast so schöne dunkle Augenbrauen. Hab’ ich schon bei deiner Geburt gesehen. Und ich denke einerseits: Yesses, gute Augenbrauen. Andererseits lerne ich: Man hat eben Aufgaben als Frau, die sich aus dem Körper ergeben. So wie man Zähne putzen muss, weil man ein Mensch ist und Zähne hat, muss man als Frau die Augenbrauen ausgehfein machen, bevor man das Haus verlässt. Dabei schminkt meine Mutter sich überhaupt nicht viel, sie ist in drei Minuten fertig mit allem – aber vielleicht fällt es mir gerade deswegen auf: Selbst sie, die fast nichts macht, weiß, dass es ganz ohne auch nicht geht.

Für mich beginnt damit die Phase „Experimente mit Drogeriebedarf“. (...) Seit meinem ersten Achselhaar rasiere ich mich alle paar Tage. Wer weiß, was da sonst noch alles käme. dasselbe gilt für die Schamhaare, und wo man gerade dabei ist, kann man die Beine ja auch gleich machen. (Irgendwann kamen noch die Arme dazu, weil mein Vater mir eines Tages über den Arm streicht und sagt: „Mein kleines Mammutchen.“ Okay, dann mach ich halt auch die Arme. Allerdings nur so lange, bis eine Freundin in der Schule mir sagt, dass das total komisch aussieht, so nackte Arme, und ich sehe es ein.) (...)

Mein Körper wird zu einer wandelnden To-do-Liste. (...) Ich habe das Gefühl, es ist meine heilige Pflicht, dafür u sorgen, dass niemand meine Körperhaare sehen kann, vor allem die in den Achselhöhlen. Ich halte sie für eine Zumutung für die Welt und lasse sie nie länger als einen Millimeter werden, nicht mal beim Zelten. (...)

Würde mich jemand fragen, warum ich das mache, würde ich sagen: Weil ich es schöner finde und weil es sauberer aussieht. Oder: Weil die anderen das auch machen. Was ich bestimmt nicht sagen würde: Weil diese Gesellschaft den weiblichen Körper kontrolliert, und zwar viel stärker als den männlichen Körper, und weil ich die Ideale und Zwänge, die für weibliche Körper gelten, schon so sehr internalisiert habe, dass es mir nicht mal mehr auffällt, dass sie von außen kommen.

Das Komplizierte ist: Alle Aussagen stimmen.

aus: Margarete Stokowski, Untenrum Frei. Rowohlt Verlag Hamburg 2016, S. 50-52

 

h) Beschreibt und erläutert Werte und Merkmale, die eurer Meinung nach in einem positiven Sinne das Verhalten von Menschen zueinander (auch beim Sex) bestimmen sollten. Notiert und erläutert sie.

 

Austausch und Reflexion

  • Was ist dir über die Darstellung von Frauen und Männern in Pornos und dein eigenes Selbstbild bewusst/er geworden?
  • Gab es etwas, das du schwer zu verstehen fandst?
  • Was verstehst du jetzt besser als vorher oder was ist dir jetzt klarer geworden?

 

 

 

M3: Selbstbestimmung: Herunterladen [docx][39 KB]

M3: Selbstbestimmung: Herunterladen [pdf][115 KB]

 

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