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Bildungsplan

Verankerung der kognitiven Entwicklung im neuen Bildungsplan

Insgesamt lässt sich festhalten: Der neue Bildungsplan ist abschlussbezogen. Er hat vielfältige Bildungsziele im Blick; bei den prozessbezogenen Kompetenzen beziehen sich diese auf den gesamten gymnasialen Bildungsgang, bei den inhaltsbezogenen auf das Ende eines Zweijahresabschnittes. Für unsere Zwecke sind letztere von besonderer Bedeutung, weil sie explizit auf die besonderen Herausforderungen der Klassenstufen 7/8 eingehen. Dennoch sei im Zusammenhang mit dem Unterrichtsversuch zuvor auf die prozessbezogenen Kompetenzen hingewiesen, die den gesamten Bildungsgang in den Blick nehmen:

Einleitend heißt es im Abschnitt „Lesen“ von den Schülerinnen und Schülern:

Sie können zwischen unterschiedlichen Lesehaltungen (zum Beispiel identifikatorisch, analytisch, wertend) unterscheiden und diese reflektiert bei der Entwicklung ihres Textverständnisses berücksichtigen.

Im Grunde liegt hier die grundsätzliche Idee des Unterrichtsversuches angelegt. In den Klassenstufen 7/8 lässt sich mit dem kombinierten Einsatz verschiedener Lesehaltungen beginnen. Deren Reflexion kann allerdings in 7/8 erst vorsichtig beginnen und wird in der Kursstufe Thema.

In den einzelnen Teilkompetenzen des Abschnitts finden sich die Ziele der Unterichtseinheit im Detail wieder: Die Schülerinnen und Schüler können

4. Sinnzusammenhänge zwischen verschiedenen Ebenen und Elementen von Texten herstellen

Dies wurde insbesondere in den Erkenntnissen zu Form-Inhalts-Entsprechungen erreicht. In die gleiche Richtung weist

(9) sprachliche Gestaltungsmittel beschreiben und auf ihre Funktion hin untersuchen

Hier verbirgt sich ebenfalls Zuwachs an analytischem Können, insbesondere im Hinweis auf die Funktion der Gestaltungsmittel.

5. zwischen textinternen und textexternen Informationen sowie intertextuellen Bedeutungszusammenhängen unterscheiden; literarisches Vorwissen, Kontextwissen, fachliches Wissen, Weltwissen und persönliche Leseerfahrungen reflektiert einsetzen

Zur Intertextualität sei auf den kleinen Abschnitt Komik und Parodie im Zusammenhang mit der Ballade verwiesen. Die verschiedenen Formen des Wissens flossen an verschiedenen Stellen ins Unterrichtsgeschehen ein. Die Nutzung von Fachkenntnissen fordert der Bildungsplan bereits in 5/6, die nun thematisierte Ausweitung fördert den analytischen Blick. Es handelt sich aber wieder nicht um eine Kehrtwende, sondern um eine Ausweitung des Vertrauten.

16. Mehrdeutigkeit als konstitutives Merkmal literarischer Texte erkennen und nachweisen und alternative Lesarten bei ihren Verstehensentwürfen berücksichtigen

Mehrdeutigkeit wurde mehrfach Thema, besonders eindrucksvoll beim Blick auf Wahrnehmungsunterschiede im „Erlkönig“. Das Erkennen von Mehrdeutigkeit stellt ja einen besonders entschlossenen Schritt aus dem Identifikatorischen heraus dar. Ebenso ist der Plural der Verstehensentwürfe zu deuten.

Die Nennung einzelner Kompetenzen stellt lediglich eine Auswahl dar. Deutlich wird aber auch so, dass die Hinwendung zur analytischen Texterschließung mit Vehemenz eingefordert wird.

Einleitend heißt es außerdem im Abschnitt „Literarische Texte“ von den Schülerinnen und Schülern:

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, wesentliche Inhalte literarischer Texte zusammenhängend und abstrahierend wiederzugeben. Mithilfe von Fachbegriffen können sie die besonderen Ausdrucksformen literarischer Texte beschreiben, Zusammenhänge zwischen Inhalt und Form herstellen und Texte nach Gattungsmerkmalen unterscheiden. Dabei setzen sie sich auch mit der Mehrdeutigkeit literarischer Texte auseinander.

Im Vergleich zeigen die entsprechenden Teilkompetenzen in der Klassenstufe 5/6 ein anderes Bild. Hier soll viel beschrieben und erfahren werden, die Analyse kündigt sich erst an. Allerdings sollen die Schülerinnen und Schüler bereits hier „zunehmend analytische Methoden“ anwenden. Von einer eigentlichen Deutung ist noch nicht die Rede. Im Vordergrund steht dagegen ein „plausibles Textverständnis“, das entwickelt und dargestellt werden soll.

Die Schülerinnen und Schüler nähern sich altersgemäßen literarischen Texten und gewinnen einen persönlichen Leseeindruck. Sie verstehen deren wesentliche Inhalte, können Erleben, Handeln und Verhalten literarischer Figuren beschreiben und erweitern ihre Vorstellungskraft.

Auch können sie eine eigene Haltung zu den dargestellten literarischen Lebensentwürfen und Wertvorstellungen einnehmen. Sie können literarische Texte mit einfachen ästhetischen Kategorien erfassen und nutzen Fachkenntnisse, um sie zu beschreiben und zu interpretieren.

Deutlich wird in den Formulierungen nicht nur, dass der Anspruch für 5/6 ein voranalytischer ist, es wird auch das Analytische so vorbereitet, dass bereits Fachkenntnisse genutzt und analytische Methoden genutzt werden, ohne dass eine Analyse als Grundlage von Deutungen gefordert würde. Der Eindruck, der mit dem Blick auf das Ganze und die Details des Plans entsteht, ist der der kontinuierlichen Entwicklung, nicht aber der des radikalen Umbruchs. Dies passt zu den Erkenntnissen aus dem beschriebenen Unterrichtsversuch.

 

Lyrik in der achten Klasse: Herunterladen [docx][29 KB]

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