Methodische Anregungen
Methodische Anregungen
- Stell dir vor... Die Gyges-Ring-Parabel kann gelesen, frei vorgetragen oder als Videosequenz präsentiert werden (DVD, verschiedene Youtube-clips ...)
- Die Geschichte wirft einige Fragen auf: ... (sammeln).
- narrative Fortsetzung des Gedankenexperiments: Nachdem Vorfragen geklärt sind; angenommen, man verfügte über einen Ring wie Gyges ihn besaß, würde man ihn benutzen und zu welchen Zwecken (nicht)? Evtl. auch gute Dinge tun, die wir sonst nicht tun würden?
- Diskursiv-argumentative Fortsetzung: induktiv: Was beweist die Geschichte? These und implizite Begründung explizit machen; deduktiv: Beweist die Geschichte folgende These... (vorgeben); z.B. Unsichtbar verhält sich jeder unmoralisch/ungerecht. Moralisch verhalten sich alle nur, solange sie Angst haben, dass Missetaten auffliegen und bestraft werden.
- Reflexion1: Entspricht das der Moralbegründung in Religionen? Es gibt einen, der alles sieht (Auge Gottes) und: alle (irgendwann) bestraft.
- Prüfung von Glaukons Behauptung über die Parabel z.B. : Verallgemeinerbarkeit? Übertragbarkeit? War Gyges ein guter Mensch bevor er den Ring fand? Gibt es Gründe sich moralisch zu verhalten, auch wenn Untaten nicht bekannt würden: ... *
- Mögliche Gegenposition zu Glaukon aufbauen: Schritt 1: Wenn G. behauptet, dass man gerecht/moralisch nur aufgrund von äußerer Kontrolle handelt, dann wäre die Gegenthese, dass ... Schritt2: aus Sokrates-Grundsätzen ein Argument aufbauen gegen G.s Behauptung (Logoi ungeordnet vorgeben),
- Transfer: Sind wir im Internet als Internauten nicht alle wie Gyges mit dem Ring, d.h. jeder ein kleiner Gyges? Analogie prüfen (inwiefern stimmt sie / inwiefern nicht?)
- Begriffsklärung: Unsichtbarkeit = Intransparenz = Anonymität?
- Anonymes Agieren als Versuchung (Ursachen?), aber: nicht Automatismus! (Gründe: Sozialisation; wohlverstandenes längerfristiges Eigeninteresse als soziales Wesen; Bild von sich selbst / wer will ich sein: doppeltes Spiel oder Übereinstimmung mit sich)
- Reflexion2: Stufen des moral. Entscheidens/Handelns: mit/ohne Überwachung; fremdbestimmte/selbstbestimmte M. Selbstbestimmen als Solitär oder als soziales Wesen? Selbstbestimmung vs. willkürliche Machtausübung ohne soziale Kontrolle, ohne Verantwortung; gutes Leben = ?
Lösungshinweise
* ...
- durch Erziehung verinnerlichte moral. Regeln/Haltungen;
- natürl. Wohlwollen (HUME)
- Mitleid (SCHOPENHAUER)
- Pflichtgefühl (KANT)
Die mythische Einkleidung enthält Hinweise darauf, dass die Gyges-Option keine eigentlich menschliche Existenz sein kann:
- der Zauberring stammt von einem Toten;
- Gyges bewegt sich „wie ein Gott unter den Menschen“, verlässt also „die Grenzen des Menschlichen“, der Endlichkeit des Menschseins, der Beschränktheit menschl. Macht, die Eingebundenheit in soziale Beziehungen, die Angewiesenheit auf Kooperation
---
Philosophische Reflexionen dazu, was das Gyges-Gedankenexperiment (nicht) beweist, finden sich u. A. bei: Winfried Schröder: Moralischer Nihilismus. Radikale Moralkritik von den Sophisten bis Nietzsche, Stuttgart/Reclam, 2005, S. 197-203; David Gauthier: Morals by Agreement, Kap. X, OUP, 1986/2001; weiterer Kommentar in Philosophische Gedankenexperimente. Ein Lese- und Studienbuch, hrsg. G.W. Bertram, Stuttgart/Reclam 2012, S. 218-223 Wenn man aus SOKRATES-Sätzen ein Gegen-Argument gegen Glaukons These aufbaut, ist das zugleich eine Kritik am radikal-egoistischen Menschenbild von HOBBES.
Umsetzungsbeispiel Sokrates: Herunterladen [docx][117 KB]
Weiter zu Aufgabenstellung