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Thema eines Tex­tes be­stim­men und be­nen­nen

Die­ses Ver­fah­ren ori­en­tiert sich am sog. „Struk­tur legen“ oder der „Con­cept Map“, die in der Kurs­stu­fe sehr gut zur Er­ar­bei­tung von Ver­gleich­s­as­pek­ten her­an­ge­zo­gen wer­den kann.

 

Ar­beits­auf­trag:

1. Schnei­de die ein­zel­nen Zi­ta­te aus dem Buch „Pampa Blues“ aus und be­stim­me die The­men, die sich in den ein­zel­nen Zi­ta­ten ver­ber­gen. Lege die zu einem Thema pas­sen­den Zi­ta­te zu­sam­men. Gibt es Be­zü­ge der ver­schie­de­nen The­men oder über- und un­ter­ge­ord­ne­te The­men?

2. Ver­gleicht eure Struk­tur mit an­de­ren Grup­pen. Jede Grup­pe soll ihre Über­le­gun­gen kurz vor­stel­len.

3. Wel­ches Thema scheint euch am wich­tigs­ten?

 

Scheren

Ich schlie­ße die Augen und stel­le mir vor, mit Lena auf einer ein­sa­men Insel ge­stran­det zu sein. Sie trägt einen Bi­ki­ni aus ge­floch­te­nem See­tang, und ich habe mir einen Len­den­schurz aus Palm­blät­tern um­ge­bun­den. Wir tau­chen jeden Tag im kris­tall­kla­ren Was­ser einer La­gu­ne nach Fi­schen, die wir uns am Abend bra­ten. Nachts schla­fen wir in einer ge­müt­li­chen Höhle. Dann höre ich Karl rülp­sen ... (S. 170)

 

Ich suche mei­nen Vater ... Die Kan­di­da­ten wis­sen es ja sel­ber nicht. Au­ßer­dem will ich sie erst ken­nen­ler­nen und dann ent­schei­den, ob ich an einem Toch­ter-Vater-Ver­hält­nis über­haupt in­ter­es­siert bin. (S. 254)

 

Mit Karl geht es berg­ab. Wenn sein Ge­hirn den Be­trieb ir­gend­wann völ­lig auf­gibt, kön­nen wir uns über­haupt nicht mehr un­ter­hal­ten. Ich weiß nicht, ob ich es ver­mis­sen werde. (S.10)

 

Ich woll­te ein­fach raus­fin­den, wie du re­agierst. Ob du alles hin­schmeißt. Die Lehre und dein Leben hier. Ob du Karl ab­schiebst und im Stich lässt. Oder ob du... na ja, eben reif bist. (S.258)

 

Wenn Karl malt, summt er vor sich hin, und manch­mal singt er sogar leise und er­in­nert sich an Lie­der, die ich noch nie ge­hört habe. Sein Lieb­lings­lied ist „Am Brun­nen vor dem Tore“, von dem er drei Stro­phen aus­wen­dig kann. Karl ist echt eine Num­mer. (S.266)

Das war im März 2004. Im Mai wurde ich neun, und im Juli flog mein Vater nach Afri­ka. Meine Mut­ter und ich be­glei­te­ten ihn zum Flug­ha­fen. Er ver­sprach, uns so oft wie mög­lich an­zu­ru­fen und Brie­fe zu schi­cken. Zum hun­der­s­ten Mal wie­der­hol­te er, dass es schon an Weih­nach­ten ein Wie­der­se­hen geben und er uns die Ti­ckets schi­cken würde. Aber meine Mut­ter schien ihm nicht zu glau­ben. Sie um­arm­ten ein­an­der, dann hob mich mein Vater hoch und drück­te mich so fest an sich, dass mir die Luft weg­blieb. Als es Zeit wurde, ging er zur Pass­kon­trol­le. Er dreh­te sich noch ein­mal um und wink­te, bevor er end­gül­tig ver­schwand. (S.78)

 

Lena nimmt Moby Dick vom un­ters­ten Regal. „Das hast du ge­le­sen? Von vorne bis hin­ten?“
„Klar.“
Lena öff­net das Buch und scheint sich darin zu ver­tie­fen.
Ich will mich aufs Bett set­zen, aber dann denke ich, dass das viel­leicht selt­sam wirkt, und blei­be ste­hen, wo ich bin.
„So viele ... Wör­ter“, mur­melt Lena ir­gend­wann.
Ich lache. „Ja, ne ganze Menge“.
Lena klappt das Buch zu, steht auf , kommt zu mir und stellt sich vor mich hin. „Du stehst auf Wör­ter, was?“, fragt sie.
Ich nicke. Mein Kopf wird wie­der ganz heiß. (S.187)

 

Karl sitzt noch immer auf dem Sofa. Ich habe so ein schlech­tes Ge­wis­sen wegen mei­ner fie­sen Ge­dan­ken, dass ich mich neben ihn setze und seine Hand nehme.
„Kalte Hände“, sagt Karl
Ich lasse seine Hand los.
„Die Frau“.
„Oh ... Frau Wer­ni­cke hat kalte Hände?“
Karl nickt. „Selma nicht“. (S.64)

 

Und dann er­in­nert er sich plötz­lich daran, dass sie warme Hände hatte. Das mensch­li­che Ge­hirn ist ein er­staun­li­cher Ap­pa­rat. Ich stel­le es mir als eine rie­si­ge Kiste vor, ge­füllt mit altem Kram, ver­gilb­ten Fotos und Ta­ge­bü­chern, mit Er­in­ne­run­gen und Ge­füh­len“
„Hast du Lust auf eine Par­tie Me­mo­ry?“
Karl sieht mich an und zuckt mit den Schul­tern.

 

Ich muss dann immer wo­an­ders­hin gu­cken, weil Karl dabei wirk­lich däm­lich aus­sieht. Wie ein ver­schro­be­ner, un­ter­be­lich­te­ter Ein­sied­ler, dem die gute Fee aus dem Mär­chen ein­mal pro Jahr den Wunsch nach sei­ner Lieb­lings­spei­se er­füllt. Oder wie ein selt­sa­mes Na­ge­tier, das einen be­son­de­ren Le­cker­bis­sen ge­fun­den hat. (S.23)

 

In sol­chen Au­gen­bli­cken weiß ich nie so recht, was ich für Karl wirk­lich emp­fin­de. Ei­ner­seits ist er mein Groß­va­ter und so ziem­lich der ein­zi­ge Ver­wand­te, den ich habe. Ich müss­te ihn  ei­gent­lich lie­ben und mich freu­en, dass es ihn gibt. An­de­rer­seits ist er der Grund dafür, dass ich in die­sem Kaff fest­sit­ze und Koch ge­wor­den bin, Chauf­feur und Pfle­ger und über­haupt das ver­damm­te Mäd­chen für alles. Es wäre ge­lo­gen, wenn ich be­haup­ten würde, dass ich Karl liebe, aber um ihn wirk­lich zu has­sen, habe ich ihn ver­mut­lich noch nicht lange genug am Hals. Am ehes­ten ist es Mit­leid, was ich spüre. Mit­leid und ein Rest an Zu­nei­gung für einen alten hilf­lo­sen Mann, den Vater mei­nes Va­ters (S.21)

 

„Alten und Pfle­ge­heim Lin­den­hof, Frie­se am Ap­pa­rat?“
„In ihrem Gar­ten sitzt ein Mann“, sage ich. „Sein Name ist Karl Schil­ling. Er ist ab so­fort ihr Gast“:
„Wie bitte? Wer spricht denn da?“
„Un­wich­tig. Seine Me­di­ka­men­te und Aus­wei­se sowie Klei­dung sind in sei­nem Kof­fer, der vorne am Ein­gang steht. Bitte küm­mern Sie sich gut um ihn. Danke.“
„Mo­ment! Sie kön­nen doch nicht ...“
Ich lege auf. Den Rest wird Frau Frie­se aus dem Brief er­fah­ren, den ich in den Kof­fer ge­legt habe. (S.231)

 

Ich ver­su­che nicht daran zu den­ken, aber genau das macht mir am meis­ten Angst: dass ich ir­gend­wann der­je­ni­ge bin, der auf die­sem ver­damm­ten Ho­cker sitzt und sich nicht an sein Leben er­in­nern kann. Weil ich keins hatte. (S. 15)

 

Hin und wie­der, nicht sehr oft, stel­le ich mir vor, wie es wäre, wenn Karl ster­ben würde. Ganz sel­ten wün­sche ich mir, ihn am Mor­gen tot in sei­nem Bett zu fin­den. Wenn meine Groß­mut­ter nicht ge­gan­gen wäre, hätte Sie Karl am Hals.. Wer be­haup­tet, man könne über sein Leben sel­ber be­stim­men, hat keine Ah­nung. Und be­stimmt kei­nen se­ni­len Opa, um den er sich küm­mern muss. (S.14)

 

Wenn es einen Hund gäbe, würde er neben den Zapf­säu­len lie­gen und auf Kund­schaft war­ten. Aber es gibt kei­nen Hund. So­kra­tes ist seit vier Jah­ren tot. Und Mas­low will kei­nen neuen. Kund­schaft gibt es auch keine mehr. Seit die Bun­des­stra­ße er­öff­net wurde, kommt hier kaum noch je­mand vor­bei. Man muss sich schon ge­wal­tig ver­fah­ren um in Win­gro­den zu lan­den. (S.30)

 

Je trau­ri­ger desto bes­ser. Dabei ist Jojo schon trau­rig genug. Weil er Anna liebt, die ja mit Ge­or­gi ver­hei­ra­tet ist. ver­mut­lich sieht sich Jojo des­we­gen diese Filme an. Damit er sich ein­re­den kann, es gebe noch an­de­re un­glück­li­che Lie­bes­ge­schich­ten, nicht nur die von ihm und Anna. Das macht ihn zwar nicht fröh­li­cher, aber ich glau­be, es hält ihn davon ab, etwas rich­tig  Dum­mes zu tun.
„Dok­tor Schi­wa­go“, sagt Jojo. Seine Stim­me klingt müde. Das Bild auf dem Fern­seh­schirm ist ein­ge­fro­ren: ein Zug mit Dampf­lok in einer schnee­be­deck­ten Land­schaft.“ (S.32)

 

Mas­low wurde in Win­gro­den ge­bo­ren. Nach ihm kam hier kein Kind mehr zur Welt.36

 

Weißt du, was eine Der­ma­to­bia ho­mi­nis ist!?“ ruft Mas­low.
„Nein“, mur­me­le ich und nehme den Schlüs­sel vom Haken.
Mas­low er­hebt sich, das auf­ge­klapp­te Buch in den  Hän­den: „Eine Men­schen­brem­se. Die Maden von dem Vieh ste­cken in dei­ner Haut. Nur ihr Arsch schaut raus. Mit dem atmen sie näm­lich“
„Mensch Mas­low!, rufe ich ge­nervt. “Warum er­zählst du mir dau­ernd so ‚nen Scheiß?“ Ich klet­te­re auf den Trak­tor­sitz und ste­cke den Zünd­schlüs­sel ins Zünd­schloss.
„Das ist kein Scheiß! Du willst nach Afri­ka, der? Na also Da musst d wis­sen, was dich er­war­tet!“ (S.38)

 

Mas­low sagt, du willst nach Afri­ka. Mit einem VW-Bus“.
Na ja, ir­gend­wann ,ja. Viel­leicht“
Trau­me nicht dein Leben, son­dern lebe deine Träu­me. Schon mal ge­hört ?“ 187

 

Ich kann das ein­ge­ritz­te Herz an einem der Stäm­me er­ken­nen, dar­un­ter J& A. Josef und Anna. In der gan­zen Ge­gend fin­det man Jojos Lie­bes­be­kun­dun­gen. 83

 

Er hatte einen Traum, näm­lich sein un­be­deu­ten­des Kaff aus der Ver­sen­kung zu holen und Nir­gend­wo wie­der in Win­gro­den zu ver­wan­deln. Und die­sen Traum hat er wahr ge­macht. Ich habe keine Ah­nung, wie lange das Ge­schäft mit dem Hei­ra­ten noch laufe und ob unser Dorf für immer einen Platz auf der Land­kar­te haben wird. Aber was ich ganz si­cher weiß, ist, dass man seine Träu­me nicht auf­ge­ben darf. (264 265)

 

Ich glau­be, wenn ich Karl nicht jeden Tag min­des­tens drei­mal ans Essen er­in­nern würde, würde er ver­hun­gern. Oder ver­durs­ten.
Ir­gend­wie scheint bei ihm der Draht zwi­schen Magen und Hirn ge­kappt wor­den zu sein. Ver­mut­lich würde er ein­fach so lange Schnip­sel an die Wand kle­ben, bis er ir­gend­wann vom Sche­mel kippt. 58

 

Bezug zum Bil­dungs­plan

3.2.1 Texte und an­de­re Me­di­en
3.​2.​1.​1 Li­te­ra­ri­sche Texte

Texte ana­ly­sie­ren

              

(6) das Thema eines Tex­tes be­stim­men und be­nen­nen

(7) das Thema eines Tex­tes be­stim­men und be­nen­nen

(7) The­men, zen­tra­le Aus­sa­gen, Struk­tu­ren und Mo­ti­ve eines Tex­tes be­stim­men, be­nen­nen und ana­ly­sie­ren

 

Rolf Lap­pert - Pampa Blues: Her­un­ter­la­den [pdf][197 KB]

Rolf Lap­pert - Pampa Blues: Her­un­ter­la­den [docx][47 KB]

 

Wei­ter zu Sym­bo­le be­stim­men