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Aufgabe 2

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.


Lösungshinweise: Transfer und Reorganisation

(15 Punkte)

Ein Mitschüler kommt auf dich zu und meint: „Ihr habt doch in Religion das „Great-Ape-Project“ durchgenommen, wonach Menschenaffen auch Menschenrechte bekommen sollten. Ich hatte neulich einen Bericht gelesen, dass humanoiden Robotern, welche logisch kombinieren und über Sensoren „fühlen“ können, ebenso Würde und damit Menschenrechte zugesprochen werden sollen. Was meinst du dazu?“

Nimm in einem Antwortbrief zu der Anfrage begründet Stellung, in welchem du von einer im UR erarbeiteten Position ausgehend untersuchst, was den Menschen besonders macht, mit Informationen aus dem Text zur Würde in Beziehung setzt und auf den Problemfall anwendest.


Lösung:

Diese Aufgabenstellung bezieht sich inhaltlich auf das obligatorische Unterthema „konkurrierende Menschenbilder?“ und versucht in Form einer „Anforderungssituation“ dies auf eine aktuelle Thematik zu beziehen.

Die Aufgabe zielt darauf ab, einen neuen, noch unbekannten Sachverhalt systematisch zu erschließen, diesen mit im Unterricht angeeignetem Wissen in Beziehung zu setzen (Reorganisation/ Transfer) und dabei Anknüpfungspunkte für ein eigenes in ein Urteil mündendes Weiterdenken zu entwickeln (Problemlösung/ Urteilsbildung).

Der Operator „Stellung nehmen“ zielt auf den EPA-Anforderungsbereich III und verlangt hier, dass der Schüler bzw. die Schülerin sich zu der Frage, ob auch humanoiden Robotern Menschenrechte zugesprochen werden sollten, unter Verwendung von Fachwissen und Fachmethoden begründet zu positionieren.

Folgende Kompetenzen sind hier besonders im Blick: Deutungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit, Dialogfähigkeit.

  • Für die Bewertung dieser Anforderungssituation sind eine strukturierte und zusammenhängende Darstellung, eine Stimmigkeit der Argumente, die Qualität und Vielfalt der Aspekte sowie das Herstellen von Zusammenhängen von Bedeutung.

Zur Differenzierung bei der Bearbeitung der Aufgabe werden 3 Teilschritte erwartet: 1

  • Unter der Fragestellung, was den Menschen im Hinblick auf Roboter besonders mache, Zusammenhänge zu einer der im Unterricht behandelten Positionen systematisch zu erschließen und darzustellen.
  • Zusammenhänge unter dem Aspekt der Menschenwürde mit Aussagen aus dem Text oder Unterricht angeeignetem Fachwissen begründet herstellen.
  • Eine begründete eigene Positionierung bezüglich der Fragestellung entwickeln.

Wird z.B. Pannenberg gewählt, so kann dargestellt werden, dass

  • der Mensch fast unbegrenzte Vielfalt an Möglichkeiten besitzt, um auf die Wirklichkeit zu antworten.
  • der Mensch in seinen Organen kaum spezialisiert ist und seine Instinkte zurückgebildet sind.
  • der Mensch sich durch Lernfähigkeit, Neugier und Offenheit auszeichnet.
  • der Mensch sein eigenes Sein bewusst zur Umwelt in Beziehung setzt und auf der Suche nach Orientierung ist, was den Menschen als besonderes Lebewesen auszeichnet.
  • Pannenberg diese Prägung des Menschen als „Weltoffenheit“ bezeichnet.

Aus dem Text kann über die Würde gesagt werden, dass

  • Würde rein aus der Gottesbeziehung, der Bejahung des Menschen durch Gott (Z. 27f), resultiert
  • Würde damit kein eigener Verdienst ist, der durch Frömmigkeit, Teilhabe an der Vernunft, etc. erlangt werden kann (Z. 24ff)
  • Würde damit ein Anrecht auf Achtung jedes Menschen, unabhängig von seiner Phase der Entwicklung, begründet (Z. 28f, 32)).
  • Würde nicht durch andere Menschen verliehen noch aberkannt werden kann (Z. 33f).

Im Hinblick auf Roboter kann gesagt werden, dass

  • ein Roboter immer auf seine Aufgabe hin spezialisiert gebaut wird
  • er deswegen seine Umwelt nur sehr gefiltert wahrnehmen kann und Reaktionen auf sensorisch empfangene Daten nur künstlich erzeugt bzw. programmiert sind.
  • er zwar durch programmiertes logisches Kombinieren sich im Beschränkten auf seine Umwelt einlassen kann, damit aber keine Würde erlangen kann, da diese – nach Härle – kein Produkt einer eigenen Leistung ist.
  • er als Produkt des Menschen vermutlich nicht in einer Gottesbeziehung steht und deswegen vermutlich auch keine Würde verliehen bekommen hat, weswegen ihm auch keine besonderen Rechte zugesprochen werden können.

 


1   Die Teilschritte dienen der Hilfestellung, denn gerade Anwendungssituationen unterliegen einer nicht zu vernachlässigenden Störanfälligkeit, z.B. hinsichtlich Beeinflussung durch emotionale Faktoren, verfügbares Allgemeinwissen, sprachliches Vermögen, etc. Aus diesem Grund kann der Verweis auf „Teilschritte“ zur Lösung der Aufgabe den SuS eine nötige Struktur vermitteln. Außerdem ermöglicht es dem Prüfenden eine einfachere Vergleichbarkeit.

 

Lösungshinweise: Aufgabe 3


Klausur Mensch II: Herunterladen [pdf] [169 KB]