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Haus­auf­ga­be: Ma­te­ri­al 6

Auf­ga­be:

„Wenn mehr kon­ven­tio­nel­le Be­trie­be auf­ge­ben, weil sie nicht mehr kön­nen oder mögen und der Zu­wachs bei den Öko­be­trie­ben un­ge­bro­chen bleibt, dann steigt au­to­ma­tisch der An­teil der Öko­be­trie­be in der Sta­tis­tik. Ein Er­folg des Mark­tes oder der Po­li­tik ist das nicht. Das ist schlicht eine ein­fa­che ma­the­ma­ti­sche Rech­nung.“ (Bio im Auf­wind, Z.54ff).

Ge­stal­ten Sie einen Kom­men­tar, in dem sie ihren Unmut oder Freu­de über den Er­folg des Bio­t­rends zum Aus­druck brin­gen.

Bio im Auf­wind

Über­all gibt es we­ni­ger: we­ni­ger Milch­vieh­be­trie­be, we­ni­ger Acker­bau­be­trie­be, we­ni­ger Sauen- oder Schwei­ne­hal­ter. Nur ein Seg­ment legt kon­ti­nu­ier­lich zu, der Öko­land­bau. Die Grün­de für eine Um­stel­lung wer­den viel­fäl­ti­ger.

Am 3. und 4. Juli gehen auf der Hes­si­schen Staats­do­mä­ne Fran­ken­hau­sen bei Kas­sel die Ök­o­feld­ta­ge über die Bühne. Tau­sen­de Be­su­cher wer­den zu der zwei­ten Auf­la­ge die­ser Ver­an­stal­tung er­war­tet. Unter ihnen dürf­ten, wie schon vor zwei Jah­ren zuvor bei der Pre­mie­re, auch viele Land­wir­te sein, die ihre Be­trie­be kon­ven­tio­nell be­wirt­schaf­ten. Wenn Pflan­zen­schutz und Dün­gung immer stär­ker re­gle­men­tiert wer­den, macht es durch­aus Sinn, sich um­zu­schau­en, wie an­de­re damit um­ge­hen und wel­che al­ter­na­ti­ven Ver­fah­ren und Lö­sun­gen es gibt. […] Gu­cken, was man ge­brau­chen und nach­ma­chen kann, ist also ein Grund. An­de­ren dürf­te es da­ge­gen um Grund­sätz­li­che­res gehen, darum, Ar­gu­men­te zu sam­meln, die Be­wirt­schaf­tung zu Hause auf Bio um­zu­stel­len oder doch die Fin­ger davon zu las­sen.

Auf den Punkt ge­bracht, gibt es heute drei trif­ti­ge Grün­de für eine Um­stel­lung. Rein welt­an­schau­lich ver­an­lasst ist heute kaum noch eine Be­triebs­um­stel­lung. Für die meis­ten Um­stel­ler der ver­gan­ge­nen Jahre waren die För­de­run­gen von EU, Bund und Län­dern wich­ti­ge Ent­schei­dungs­grün­de, ge­nau­so wie die Per­spek­ti­ven auf dem Markt für Öko­le­bens­mit­tel. Je­doch: Zwar spru­deln die Um­stel­lungs­hil­fen nach wie vor, die För­der­töp­fe wer­den teils sogar wei­ter auf­ge­stockt, wie etwa im Bun­des­haus­halt erst jüngst um 10 auf 30 Mio. €; auch der Markt wächst – aber lei­der nicht in dem Maße, dass der immer auf­nimmt, was die Neu­ein­stei­ger pro­du­zie­ren. Pa­ra­de­bei­spiel ist die Milch, wo so man­che Mol­ke­rei mitt­ler­wei­le einen Auf­nah­me­stopp für Um­stel­ler ver­hängt hat.

Der Preis­un­ter­schied zwi­schen Öko- und kon­ven­tio­nel­ler Ware geht laut Markt­ken­nern auch wegen des Ein­stiegs der Dis­coun­ter in das Bio­seg­ment zu­se­hends zu­rück. Die hät­ten, so zi­tiert die Ta­ges­zei­tung „taz“ den Markt­for­scher Joa­chim Riedl von der Hoch­schu­le Hof, „fest­ge­stellt, dass sich Bio vom Ni­schen­the­ma zum ge­sell­schaft­li­chen Me­ga­trend ent­wi­ckelt hat“. So er­klärt sich auch, warum Dis­coun­ter Lidl mit Bio­land eine Ko­ope­ra­ti­on ein­ge­gan­gen ist oder Kauf­land, wie Lidl ein Un­ter­neh­men der Schwarz-Grup­pe aus Ne­ckar­sulm, De­me­ter­pro­duk­te ins Regal ge­holt hat. Ihren Teil vom Ku­chen wol­len aber auch die an­de­ren Le­bens­mit­tel­ein­zel­händ­ler ab­ha­ben. Und so ex­er­zie­ren die mun­ter, was sie schon bei Le­bens­mit­teln aus kon­ven­tio­nel­ler Er­zeu­gung per­fek­tio­niert haben: sich ge­gen­sei­tig im Preis­wett­be­werb zu un­ter­bie­ten.

Eine ab­schre­cken­de Wir­kung hat diese – schon ge­wohn­te – Preis­spi­ra­le nach unten auf kon­ven­tio­nel­le Land­wir­te mit Um­stel­lungs­wunsch schein­bar nicht. So nimmt die Zahl der Bio­be­trie­be in NRW, An­ga­ben der Bun­des­an­stalt für Land­wirt­schaft und Er­näh­rung zu­fol­ge, in den letz­ten Jah­ren re­gel­mä­ßig um 90 oder mehr jähr­lich zu. Wirt­schaft­li­che Be­weg­grün­de al­lein sind dafür also nicht un­be­dingt aus­schlag­ge­bend. Fragt man bei dem einen oder an­de­ren nach, be­kommt man eine über­ra­schen­de, aber nach­voll­zieh­ba­re Ant­wort: „Wir sind es leid, stän­dig schief an­ge­schaut zu wer­den und uns für das zu recht­fer­ti­gen, was wir auf dem Hof ma­chen.“

Vor mehr als 18 Jah­ren hat die da­ma­li­ge Bun­des­land­wirt­schaft­mi­nis­te­rin Re­na­te Kü­n­ast von den Grü­nen das Ziel aus­ge­ru­fen, den An­teil der Öko­land­wirt­schaft in Deutsch­land auf 20 % zu stei­gern. Das soll­te be­reits 2010 er­reicht sein. Auch wenn mitt­ler­wei­le schon fast jeder achte Be­trieb nach Öko-Vor­ga­ben be­wirt­schaf­tet wird und nach wie vor Zu­wachs zu ver­zeich­nen ist, ist Deutsch­land von die­sem Ziel noch ei­ni­ges ent­fernt. Die 20-%-Marke dürf­te aber umso schnel­ler er­reicht wer­den, je schnel­ler kon­ven­tio­nel­le Be­trie­be aus wirt­schaft­li­chen Grün­den, zu­neh­men­den Re­gle­men­tie­run­gen und/oder aus Grün­den lau­fen­der Mies­ma­che­rei durch die Ge­sell­schaft das Hand­tuch ganz hin­wer­fen oder eben auf Bio um­stel­len, um end­lich selbst wie­der zu den Guten zu ge­hö­ren. Wenn mehr kon­ven­tio­nel­le Be­trie­be auf­ge­ben, weil sie nicht mehr kön­nen oder mögen und der Zu­wachs bei den Öko­be­trie­ben un­ge­bro­chen bleibt, dann steigt au­to­ma­tisch der An­teil der Öko­be­trie­be in der Sta­tis­tik. Ein Er­folg des Mark­tes oder der Po­li­tik ist das nicht. Das ist schlicht eine ein­fa­che ma­the­ma­ti­sche Rech­nung.

 

Beschreibung

Gra­fik: Um­sätz mit Bio­le­bens­mit­teln dy­na­misch von Ar­beits­kreis Bio­markt [ C ], via https://​www.​oeko­land­bau.​nrw.​de/​fach­in­fo/​markt/​ami-​bio-​markt-​in-​deutsch­land-​legt-​2018-​um-​55-​zu Zu­letzt auf­ge­ru­fen am 14.08.2019.

 

Se­quenz 2: BIO boomt: Her­un­ter­la­den [docx][573 KB]

 

Wei­ter zu Se­quenz 3: Hühn­chen Kon­sor­ti­um eG