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Noch vielfältiger als die Arten der Arbeitslosigkeit ist das Angebot von theoretischen Ansätzen zur Erklärung der Beschäftigungsproblematik. Neben den beiden "Basistheorien" (Keynesianisches Modell und die Neo-Klassisches Modell), welche eher zur grundlegenden Wirtschaftstheorie gehören, gibt es Theorien und Ansätze, die sich speziell auf den Arbeitsmarkt und seine Besonderheiten beziehen. (...)
Die Neoklassik
Das neoklassische Basismodell des Arbeitsmarkts folgt der Annahme, dass die "unsichtbare Hand" (...) des Wettbewerbs zu optimalen Allokationsergebnissen führt, solange die "richtigen" Rahmenbedingungen das freie Spiel der Marktkräfte zulassen und der Wettbewerb sich voll ausgewirkt hat. Unerwünschte Zustände auf dem Arbeitsmarkt werden durch Einschränkungen des freien Wettbewerbs erklärt.
In der neoklassischen Theorie wird davon ausgegangen, dass es sich beim Arbeitsmarkt um einen Markt wie jeden anderen Gütermarkt handelt. Ein Marktgleichgewicht zwischen Angebot (potentielle Arbeitnehmer) und Nachfrage (potentielle Arbeitgeber) wird wesentlich durch den Preismechanismus, also die Lohnhöhe, hergestellt. Arbeitslosigkeit kann daher nur in Folge überhöhter Reallöhne entstehen und kann auch nur durch Anpassung dieser zu hohen Löhne nach unten abgebaut werden (Markträumung). Konsequenz dieser Denkweise ist, dass es demzufolge keine dauerhafte, unfreiwillige Arbeitslosigkeit geben kann. Wollen die Arbeitslosen tatsächlich arbeiten, müssen sie nur ihre Lohnforderungen nach unten schrauben. Arbeitslosigkeit kann demnach nur durch ein kurzfristiges Ungleichgewicht entstehen.
Neoklassische Empfehlungen zur Senkung der Arbeitslosigkeit sind in der Regel:
Zurückhaltende Lohnpolitik bzw. Senkung des Lohnniveaus
Stärkere Differenzierung der Lohnsätze zwischen Branchen und den Regionen
Aufhebung von Lohnrigiditäten nach unten in Tariflöhnen, ortsüblichen Entgelten und
Mindestlohnregeln
Einhaltung des Lohnabstandsgebotes (Arbeitslosen- oder Sozialgelder sollen so bemessen sein,
dass sich die Annahme von Arbeit lohnt)
Deregulierung der Arbeitsmärkte (insbesondere ein abgeschwächter Kündigungsschutz und
vereinfachte Möglichkeiten, befristete Arbeitsverträge abzuschließen)
Reduzierung der Staatsquote (Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt)
Das Keynesianische Modell
Der Börsencrash von 1929 veränderte die Weltwirtschaft grundlegend. Die folgende Weltwirtschaftskrise zog einen Rückgang der Produktion, soziales Elend und vor allem Massenarbeitslosigkeit nach sich. Dies führte auch dazu, dass die neoklassische Theorie mit ihrem Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes in Frage gestellt wurde. Die theoretische Kritik fand ihren stärksten Ausdruck in der "General Theory of Employment, Interest and Money", welche der britische Ökonom John Maynard Keynes 1936 veröffentlichte.
Die auf Keynes zurückgehende Theorie erklärt die Arbeitslosigkeit aus den Unternehmensentscheidungen auf den Güter-, Geld- und Kapitalmärkten im internationalen Zusammenhang. Im gesamtwirtschaftlichen Resultat der einzelwirtschaftlichen Entscheidungen ist die volle Ausschöpfung der Produktionsmöglichkeiten mangels effektiver Nachfrage nicht gesichert. Daraus folgt die Notwendigkeit einer koordinierten Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik, um die potenziell ausschöpfbare, jedoch brachliegende Nachfrage nach Arbeitskräften zu erhöhen.
Das beste Gegenmittel gegen Arbeitslosigkeit wie allgemein gegen Wirtschaftsflauten ist danach eine Stärkung der (Binnen-)Nachfrage, so dass die Wirtschaft in Schwung kommt und neue Arbeitsplätze entstehen. Die Folgerungen sind teilweise diametral jenen der reinen neoklassischen Theorie entgegengesetzt, denn zur Stärkung der Nachfrage sollte der Staat sich gerade in der Wirtschaftsflaute verschulden (um selbst Investitionen zu tätigen) und ferner darauf achten, dass Löhne nicht zu stark sinken und Arbeitslosengeld gezahlt wird (weil dies weitere Nachfrageausfälle zur Folge hätte). So zählen jährliche Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit von über 50 Mrd. Euro zu den eingebauten Stabilisatoren des Wirtschaftssystems.
Entwickeln Sie vergleichend mittels M 3a mögliche Vorschläge der beiden wirtschaftspolitischen Grundkonzeptionen zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit.
Arbeiten Sie anhand von M 3 die zentralen Merkmale der beiden wirtschaftspolitischen Konzepte auch bzgl. des Arbeitsmarktes heraus und halten Sie die Ergebnisse in der Tabelle fest.
Ordnen Sie M 2a sowie M 2b jeweils einer der wirtschaftspolitischen Grundkonzeptionen zu.
Gestalten Sie eine Maßnahme aus Sicht eines nachfrageorientierten bzw. angebotsorientierte Ökonomen zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit.
Sequenz 6: Mehr Markt oder mehr Staat?: Herunterladen [docx][2 MB]