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Be­zie­hungs­ge­stal­tung

Be­zie­hungs­ge­stal­tung als In­stru­ment der in­di­vi­du­el­len För­de­rung

Au­to­ren : Elke Böer, Cor­ne­lia Mül­ler, Tho­mas Ohl­hau­ser

Au­gust 2011

Be­zie­hungs­ge­stal­tung als In­stru­ment der in­di­vi­du­el­len För­de­rung

Wer sich wohl fühlt, lernt bes­ser!

Eine gute Be­zie­hung zu der Lern­grup­pe und zu den Lehr­per­so­nen ist grund­le­gend für er­folg­rei­ches Ler­nen! Win­fried Pal­mow­ski, ein sys­te­mi­scher Päd­ago­ge, sagt in sei­nem Vor­trag zum Jah­res­tref­fen der Deut­schen Ge­sell­schaft für Sys­te­mi­sche Päd­ago­gik 2010: „Ge­lin­gen­der Un­ter­richt ba­siert auf ge­lin­gen­den Be­zie­hun­gen!“
(W. Pal­mow­ski, Leh­ren, ler­nen und be­glei­ten in he­te­ro­ge­nen Lern­grup­pen,
http://​www.​dgsp.​org/​index.​htm 23.11.2010).

Was für das Ler­nen im All­ge­mei­nen gilt, gilt ver­stärkt für die in­di­vi­du­el­le För­de­rung und Lern­be­glei­tung. Sie ist gar nicht denk­bar ohne eine gute Be­zie­hung in­ner­halb der Lern­grup­pe und zwi­schen Lehr­per­son und Lern­grup­pe. Von der Be­zie­hungs­kom­pe­tenz von Leh­re­rin­nen und Leh­rern sind Un­ter­richts­kli­ma, Lern­um­ge­bung und damit der in­di­vi­du­el­le Lern­er­folg maß­geb­lich ab­hän­gig.

In sei­nem Lehr­buch be­zeich­net Kers­ten Reich Leh­ren­de als Be­zie­hungs­di­dak­ti­ker. Sie soll­ten die fol­gen­den Kom­pe­ten­zen haben oder ent­wi­ckeln:

  • „Eine Freu­de am mensch­li­chen Kon­takt, eine Of­fen­heit für sol­che Kon­tak­te und ein dia­lo­gi­sches Ver­hal­ten in der Kom­mu­ni­ka­ti­on
  • Die Fä­hig­keit zur An­er­ken­nung und Wert­schät­zung an­de­rer in die­ser Kom­mu­ni­ka­ti­on, was ins­be­son­de­re be­deu­tet, an­de­ren An­er­ken­nung im Blick auf ihre und nicht die ei­ge­nen Vor­aus­set­zun­gen zu geben. Dazu ist ein ei­ge­ner hoher Selbst­wert er­for­der­lich.
  • Ge­duld und Durch­hal­te­ver­mö­gen, weil in päd­ago­gi­schen Pro­zes­sen fast nie etwas schnell und me­cha­nisch ge­schieht.
  • Die Be­reit­schaft zur För­de­rung und Un­ter­stüt­zung an­de­rer, weil dies das we­sent­li­che Kern­ziel aller päd­ago­gi­schen Be­ru­fe ist.
  • Die Be­reit­schaft zur ei­ge­nen Wei­ter­ent­wick­lung, weil auch der Päd­ago­ge nicht ohne Kri­sen und Ent­wick­lung blei­ben kann.
  • Eine for­schen­de und neu­gie­ri­ge Ein­stel­lung zu allem, was auf der Be­zie­hungs- und In­halts­sei­te er­scheint, weil nur dar­über eine me­cha­ni­sche Rou­ti­ne ver­mie­den wer­den kann.
  • Fan­ta­sie in der Ge­stal­tung einer an­re­gen­den Lern­um­ge­bung, um Lan­ge­wei­le für an­de­re und für sich zu ver­mei­den.
  • Fach­li­che Kom­pe­tenz und in­halt­li­cher For­scher­drang, um hin­ter die Ober­fläch­lich­keit der Stoff­ver­mitt­lung zu bli­cken und den Sinn der In­hal­te zu er­grün­den.“ (Kers­ten Reich(2008), 21f.)

Wie eine Il­lus­tra­ti­on die­ser Kom­pe­ten­zen wir­ken die Äu­ße­run­gen von Al­bert Camus über sei­nen Leh­rer und des­sen Be­zie­hung zur Klas­se. " In Mon­sieur Ger­mains Klas­se fühl­ten sie (die Kin­der) zum ers­ten Mal, dass sie exis­tier­ten und Ge­gen­stand höchs­ter Ach­tung waren: Man hielt sie für wür­dig, die Welt zu ent­de­cken."
Nach der Ver­lei­hung des No­bel­prei­ses 1957 schreibt er sei­nem Leh­rer: "Ohne Sie, Ihre lie­be­vol­le Hand, die sie dem armen klei­nen Kind, das ich war, ge­reicht haben, ohne Ihre Un­ter­wei­sung und Ihr Bei­spiel wäre nichts von al­le­dem ge­sche­hen."
Und sein Leh­rer ant­wor­tet: " Der Päd­ago­ge, der sei­nen Beruf ge­wis­sen­haft aus­üben will, lässt keine Ge­le­gen­heit ver­strei­chen, seine Schü­ler, seine Kin­der ken­nen­zu­ler­nen, und sie In­di­vi­du­el­le För­de­rung an be­ruf­li­chen Schu­len 3 bie­tet sich stän­dig. Eine Ant­wort, eine Geste, eine Hal­tung sind äu­ßerst auf­schluss­reich. Ich glau­be also, den net­ten klei­nen Kerl, der du warst, gut zu ken­nen, und das Kind ent­hält oft im Keim den Mann, der es wer­den wird. "(Chris­ta Hub­rig (2010), 231f. )

Warum ist die Be­zie­hungs­ge­stal­tung beim Ler­nen so wich­tig, und was brau­chen Lehr­per­so­nen, damit sie die nö­ti­gen Kom­pe­ten­zen ent­wi­ckeln kön­nen?

Der fol­gen­de Text er­läu­tert als theo­re­ti­sche Grund­la­ge das Men­schen­bild der hu­ma­nis­ti­schen Psy­cho­lo­gie und des Kon­struk­ti­vis­mus und ver­weist auf die Er­kennt­nis­se der Neu­ro­bio­lo­gie , die die Rolle der Ge­füh­le beim Lern­pro­zess nach­ge­wie­sen hat.
Er zeigt, an wel­chen Merk­ma­len man eine güns­ti­ge Lern­um­ge­bung er­ken­nen kann, wie Kom­mu­ni­ka­ti­on in der Schu­le ge­lin­gen kann und gibt schließ­lich kon­kre­te An­lei­tun­gen, wie Ele­men­te guter Be­zie­hungs­ge­stal­tung an­hand von drei­zehn Ar­beits­blät­tern geübt wer­den kön­nen.
Der An­hang ent­hält neben der Li­te­ra­tur­lis­te mit den zi­tier­ten Quel­len, emp­foh­le­ner Li­te­ra­tur und Links ein Ver­zeich­nis der Ar­beits­blät­ter und die drei­zehn Ar­beits­blät­ter als Fort­bil­dungs­ma­te­ri­al.

Be­zie­hungs­ge­stal­tung: Her­un­ter­la­den [PDF] [374 KB]