Mit einem gemahlten Bande — Ein Gedicht (re)konstruieren
Johann Wolfgang von Goethe
Mit einem gemahlten Band
(aus Friederikens Nachlass 1771)
Aufgabe:
Das Gedicht ist eines der bekanntesten Sesenheimer Gedichte und Goethe hat es, was nicht bei allen Gedichten aus der Zeit der Fall ist, auch später gelten lassen und immer wieder veröffentlicht. Vermutlich im Frühjahr 1771 zu Papier und 1725 ist es erstmal in der Zeitschrift „Iris“ zu Druck gekommen. In „Dichtung und Wahrheit“(11.Buch) schreibt Goethe: „Gemalte Bänder waren damals eben erst Mode geworden; ich malte ihr gleich ein paar Stücke und sendete sie mit einem kleinen Gedicht voraus, da ich diesmal länger, als gedacht, ausbleiben musste
.“
Vielleicht sind Sie dem Gedicht schon einmal begegnet bzw. das Gedicht Ihnen,
sicherlich aber nicht in der Weise, wie es im Umschlag liegt, nämlich in
seine Verse zerlegt, völlig ungeordnet. Versuchen Sie Ordnung herzustellen
und das aus fünf Quartetten bestehende Gedicht (es liegt hier die Fassung
von 1771 vor) wieder herzustellen. Wie beim Aufräumen eines unaufgeräumten
Zimmers werden Sie bei der Aktion unerwartete Entdeckungen machen.
Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.
Zephyr, nimm’s auf deine Flügel,
Schling’s um meiner liebsten Kleid !
Und dann tritt sie vor den Spiegel
Mit zufriedner Munterkeit.
Sieht mit Rosen sich umgeben,
So wie eine Rose jung.
Ein Kuss, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.
Schicksal, segne diese Triebe,
lass mich ihr und lass sie mein,
lass das Leben unsrer Liebe
doch kein Rosen-Leben sein!
Mädchen, das wie ich empfindet,
Reich mir deine liebe Hand!
Und das Band, das uns verbindet,
sei kein schwaches Rosen-Band!
Mit einem gemahlten Bande: Ein Gedicht (re)konstruieren [pdf] [14 KB]