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5. Die Liebe als göttliche Person und als unwiderstehliche Macht in der Antike

Sappho (um 630-570 v. Chr.)

Ode

Einen Trupp von Reitern, ein Fußvolktreffen
Oder Schiffe halten sie für das Schönste
Auf der dunklen Welt: aber ich wohl die, in
Die ich verliebt bin.

Siehst du's ein, und ist es nicht selbstverständlich?
Hing sie, als sie die Schönsten ansah, diese
Helena, nicht ihr Herz an den als einen
Liebsten, um den die

Ganze Pracht von Troja verging? Vergaß sie
Nicht ihr Kind und Ire Verwandten nur um
Seinetwillen? Aber sie fiel ihm zu und
Bebte vor Liebe.

[...]

Klassische Gedichte der Weltliteratur, S. 132

Aphrodite

Quelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Linz_Aphrodite.jpg
(Stand 9.2.2010)

Sappho

Hymnus an Aphrodite

Bunt im Schimmer thronende Aphrodite.
Listenreiche Tochter des Zeus, dich bitt ich:
Nicht mit Ängsten, nicht mit Verzweiflung beuge,
Herrin, den Mut mir!

Sondern hierher komm, wie du wohl schon einmal,
Meinen Ruf im Ohre, von weiter Ferne
Mich erhörtest und aus des Vaters Hause
Kamest im goldnen

Angeschirrten Wagen; dich zogen schöne
Schnelle Finken über der schwarzen Erde
Mitten durch den Äther, vom Himmel nieder,
Schwirrenden Fluges.

Gleich auch warst du, Selige, hier; ein Lächeln
Lag auf deinem göttlichen Antlitz, fragend
Sprachst du, was ich wieder zu dulden habe,
Wieder denn rufe,

Was ich mir im rasenden Herzen sehnlich
Wünsche: »Wen soll Peitho in deiner Liebe
Wieder führen, sag es mir doch, wer durfte,
Sappho, dich kränken?

Flieht sie auch, so wird sie dich bald verfolgen,
Nimmt sie keine Gaben, die wird sie geben,
Liebt sie nicht, so wird sie dich bald schon lieben,
Wie sie sich wehre!«

Komm zu mir auch jetzt; von der Qual der Sorgen
Mach mich los, und, was zu vollenden alles
Drängt mein Herz, das wolle vollenden; eile
Selbst mir zu Hilfe!

(Liebesgedichte aus aner Welt S. 302 f.)



Orphische Hymne an die Liebe

Gott der Liebe, du großer, keuscher, lieblicher, süßer
Gott mit dem Bogen und Pfeil, geflügelt, feurigen Laufes,
schnellen Anfalls, der mit Göttern und Menschen sein Spiel hat,
wohlgerüsteter, doppelgestaltiger, der du den Schhlüssel
trägst zu allem, zum himmlischen Äther, dem Meer und der Erde
und wo sterblichen Menschen die allgebärende Mutter
Leben und Geist gibt, und was in den Weiten des Tartaros wohnet
und im salzigen Meer: von allem bist du der König —
komm, ich rufe dich, Seliger, komm zu deinen Geweihten,
die dich reinen Sinnes verehren, und treibe das Böse,
treib entehrende Regung und jede unsittige Lust aus!

Ubersetzung Johann Gottfried Herder

Klassische Gedichte der Weltliteratur, S. 167

arbeitsteilige Rechercheaufträge:

zu den Namen und Begriffenen
- Aphrodite
- Amor
- Helena
- Sappho
- Äther
- Tartaros
- Orpheus/orphisch/Orphik
- Ode
- Hymne
- Adoneus
- Hexameter/jambischer Trimeter
- sapphische Strophee