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Gedichte illustrierend interpretieren

„Den Unterschied schmeckt man erst, wenn man was and’res isst … „:  Goethegedichte aus verschiedenen Lebensphasen im Vergleich

Text1

Text 2 Text 3
Quellen:
Auszüge aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anakreontik
http://www.ph-freiburg.de/vib/tp8/web2002/goethe/docs_k/d7.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Hymne_(Gedichtform)

 

Aufgabe:

Lesen Sie die drei Gedichte und die gattungstheoretischen Artikel dazu. Die Gedichte sind typische Beispiele für Goethes Gedichtstil und dessen Entwicklung in den Jahren 1765 bis 1775, also seinen Studienzeiten in Leipzig, Straßburg und der kurzen Zeit als Jurist in Frankfurt, vor der Übersiedelung nach Weimar.
Illustrieren Sie mit Farbstiften eines oder mehrere Gedichte Ihrer Wahl und versuchen Sie durch die Unterschiede und Entwicklung der Texte auch im Zeichen-/Malstil auszudrücken.

 

An den Schlaf  (Mai 1767)

Der du mit deinem Mohne
Selbst Götteraugen zwingst
Und Bettler oft zum Throne,
Zum Mädgen Schäfer bringst,
Hör mich, kein Traumgespinste
Verlang ich heut von dir.
Den größten deiner Dienste,
Geliebter, leiste mir

An meines Mädgens Seite
Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,
Und unter neid'scher Seide
Steigt fühlbaar ihre Brust;
Oft wären sie zu küssen
Die giergen Lippen nah,
Doch ach, diß muß ich missen,
Es sitzt die Mutter da.

Heut Abend binn ich wieder
Bey ihr, o tritt herein,
Sprüh Mohn von dem Gefieder,
Da schlaf die Mutter ein;
Blaß wird der Lichter Scheinen,
Von Lieb’ mein Mädgen warm
Sinck, wie Mama in deinen,
Ganz still in meinen Arm.

 

Ein grauer, trüber Morgen  (1770)

Ein grauer, trüber Morgen
Bedeckt mein liebes Feld,
Im Nebel tief verborgen
Liegt um mich her die Welt.

O liebliche Friedricke,
Dürft ich nach dir zurück!
In einem deiner Blicke
Liegt Sonnenschein und Glück

Der Baum, in dessen Rinde
Mein Nam bei deinem steht,
Wird bleich vom rauhen Winde,
Der jede Lust verweht.
Der Wiesen grüner Schimmer
Wird trüb wie mein Gesicht,
Sie sehen die Sonne nimmer,
Und ich Friedricken nicht.

Bald geh ich in die Reben
Und herbste Trauben ein;
Umher ist alles Leben,
Es strudelt neuer Wein.
Doch in der öden Laube,
Ach, denk ich, wär ich hier!
Ich brächt ihr diese Traube,
Und sie – was gäb sie mir?

 

Ganymed  (1772 oder 1774)

Wie im Morgenrot du rings mich
Anglühst, Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herz drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!

Dass ich dich fassen möcht'
In diesen Arm!

Ach, an deinem Busen
Lieg' ich, schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind!
Ruft drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebeltal.
Ich komme, ich komme!
Wohin? Ach, wohin? –

Hinauf! Hinauf strebt's.
Es schweben die Wolken!
Abwärts, die Wolken1
Neigen sich der sehnenden Liebe.
Mir! Mir!-
In eurem Schoose
Aufwärts!
Umfangend umfangen!
Aufwärts
An deinem Busen,
Allfreundlicher Vater!

 

 

Gedichte illustrierend interpretieren [pdf] [90 KB]