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4. Unterrichtsentwurf: Vergleich eines romantischen Volkslieds mit einem themenverwandten modernen Gedicht

 

kognitive Lernziele:
Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel eines volkstümlich-eingängigen und eines modern-befremdlichen Gedichts eine Vorstellung von der strukturellen Vielfalt lyrischen Gestaltens bekommen und Ansätze für eine Interpretation und einen Vergleich unter Einbeziehung von Inhalt und Form kennenlernen.
Sie sollen im Einzelnen …
  1. … die in dem Eichendorff-Gedicht geschilderte Situation sowie die Folgen für das lyrische Ich erfassen und in den Versen von Lasker-Schüler wiedererkennen,
  2. …. die Kernaussagen der einzelnen Strophen des Eichendorff-Gedichts sowie dessen inhaltliche Struktur knapp benennen können,
  3. … Inhalt und Form der Strophen 3 und 4 des Eichendorff-Gedichts gestaltend nachvollziehen,
  4. … Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Gedichte erkennen und benennen können,
  5. … einige sprachliche und formale Ansatzpunkte für die Interpretation entdecken,
  6. … einen Einblick in literaturgeschichtliche Zuordnungen gewinnen,

affektive Lernziele:

  1. … ein Gefühl für die in der Metrik angelegte Musikalität von Gedichten entwickeln,
  2. … Widerstände gegen ungewohnte, verdichtete Sprache in moderner Lyrik überwinden und diese als hermeneutische Herausforderung begreifen und schließlich

soziales Lernziel:

  1. … eigene Erkenntnisse in das Unterrichtsgespräch einbringen und sich mit Beiträgen ihrer Mitschüler/innen konstruktiv auseinandersetzen.
Phase/Zeit
Zugeordnete LZ
Lernschritte und -impulse
Sozialformen und Methoden
Medien
Bemerkungen
Motivation
5’
LZ 1, 7, 9
Ringsymbol

„Was stellt ein Ring symbolisch dar?“
(die Ewigkeit: ohne Anfang und Ende; Verbindung / Treue / Zugehörigkeit zu einer anderen Person, einer Gemeinschaft; Amts- und Würdezeichen (Fischerring des Papstes); magische Kraft / Amulett;
Verlust oder Zerbrechen bedeuten Unheil 1 )

„ Was ist ein Symbol?“
(Erkennungszeichen, bildhaftes Zeichen, Sinnbild für eine Idee oder einen abstrakt-geistigen Sachverhalt;
gr. symballein:= zusammenfügen 2 )

Das zerbrochene Ringlein von Joseph von Eichendorff:
Strophen 1 und 2

Ring
Lehrerfragen, Schüler/innen/ant-
worten

 

 

 

 

 

 

Männerchor (CD), Teil 1 Textfolie

 
Reaktion
5’
LZ 1, 2, 5, 9
Ausgangssituation

„Was symbolisiert der Ring in der zweiten Strophe?“

„Was erfährt man über die Personen in den ersten beiden Strophen?

Textfolie
Lehrerfragen, Schüler/innen/ant-
worten
Stichworte zum Inhalt der beiden ersten Strophen werden links neben diesen notiert.
Antizipation
Präsentation

5’
LZ 1, 7, 9
Vermutete / tatsächliche Verhaltensweise des lyrischen Subjekts
in der beschriebenen Situation

„Wie könnte sich der verlassene Geliebte in einer solchen Lage verhalten?“
(Seelenschmerz, Lähmung, Suche nach neuen Bekanntschaften,
Aufleben alter Freundschaften)

„Die weiteren Strophen zeigen, wie sich der Geliebte tatsächlich verhält.“

Lehrerfrage, Schüler/innen/bei-
träge

 

 


Männerchor (CD), Teil 2
Textblatt, Teil 1

 
Erarbeitung I
Textproduktion

5’
LZ 2, 3, 5
Inhalt / Form der einzelnen Strophen in Stichworten /
Verfassen einer weiteren Strophe nach dem Muster der dritten
bzw. vierten

„Ihr könnt euch nun für eine von drei Aufgaben entscheiden:
Entweder:
Fasse den Inhalt der Strophen 3-5 in Stichworten möglichst knapp und präzise zusammen und notiere das Ergebnis mit Bleistift je-
weils links daneben.
Oder:
Bestimme das Vers-, Strophen- und Reimschema.
Oder:
Verfasse eine weitere Strophe nach dem Muster der dritten bzw. vierten.
Geht dabei von der Ausgangssituation in den Strophen 1 und 2 aus
und bringt zum Ausdruck, wie ihr über sie hinwegkommen wolltet.

Arbeitet einzeln. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr eure Ergebnisse
mit den Nachbarn vergleichen und/oder eine weitere Aufgabe in Angriff
nehmen.“

Textblatt

Einzelarbeit

 
Präsentation und Sicherung der
Ergebnisse

10’
LZ 2, 3, 5, 9
Vorstellen, Ergänzen und Korrigieren der stichwortartigen Strophenzusammenfassungen / der Formanalyse /
Vortrag der entstandenen neuen Strophen
Beiträge und Vorträge der Schüler/innen

Notizen auf dem Textblatt, Teil 1

Hinweis auf die Volksliedstrophe
Überleitung
2’
LZ 1, 4, 6, 8

Else Lasker-Schüler: Ein Lied

Textblatt, Teil 2

Lehrervortrag

 
Erarbeitung II
5’
LZ 1, 4, 5, 6, 8
Vergleich der beiden Gedichte

„Sucht in dem Gedicht Ein Lied von Else Lasker-Schüler nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit demjenigen von Eichendorff.
Ansatzpunkte können sein:

  • die Wirkung auf euch als Leser
  • die Ausgangssituation, auf die sich das Gedicht bezieht,
  • das Verhalten des lyrischen Ichs
  • die Bilder, in denen es seine Lage zum Ausdruck bringt,
  • die Vers- und Strophenform
Textblatt, Teil 2 / Textfolie

Partnerarbeit

„möchte(e)“ als wiederholter Ausdruck des Wünschens in beiden
Gedichten
Ergebnissiche-
rung

7’
LZ 1, 4, 5, 6, 8, 9
Austausch und Erörterung der Ergebnisse

Die Schüler/innen notieren ihre Hinweise stichwortartig an der Tafel.

Schüler/innen/beiträge

Tafel

 
Übung
1’
LZ 5, 8
Semantische Felder

Unterstreiche in dem z weiten Gedicht alle Bezeichnungen, die zum Wortfeld Vogel gehören.
Unterstreiche außerdem mit einer anderen Farbe solche Bezeichnungen, die sich zu einem weiteren Wortfeld fügen.
Formuliere in einem kurzen Text, welche Bedeutung einem der
Wortfelder in dem Text zukommt.“

Dichterbiografien

„Informiere dich über Joseph von Eichendorff und Else Lasker-Schüler.
Trage die wichtigsten Stationen ihrer Biografie in die Kästen der beiden Textblätter ein.“

Hausaufgabe  

1 Vgl. Udo Becker: Lexikon der Symbole. Lizenzausgabe für KOMET Frechen. Freiburg: Herder, o.J., 242 f.
2 Vgl. Otto F. Best: Handbuch literarischer Fachbegriffe. Definitionen und Beispiele. 4. Aufl. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1998, S.536 f.
Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. Hrsg. von Günther und Irmgard Schweikle. 2., überarb. Aufl. Stuttgart: Metzler, 1990, S. 450 f.

Mögliche Übersicht an der Tafel:

Gemeinsamkeiten
Unterschiede
  • Ende einer Liebesbeziehung
  • Verletzung, Trauer, Schmerz
  • erfolglose Versuche, das Vergangene zu überwinden und neu zu beginnen
  • schwerer verständlich:
    ungewöhnliche Bezeichnungen („Buntatmen“, „samtne Andacht“, „Amseln wie Trauerrosen“)
  • 9 Strophen zu 2 Versen, weder Endreime noch metrische Regelmäßigkeit
  • Vogelmotive ( Mühle, Ring)