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In­vi­dia Epi­so­de (Schü­ler)

Kopf­ki­no bei Ovid – Ein­füh­rung am Bei­spiel der In­vi­dia-Epi­so­de (Met. 2, 760-832)

Aglau­ros, eine Pries­te­rin der Göt­tin Mi­ner­va, hat einen Be­fehl ihrer himm­li­schen Her­rin miss­ach­tet. Dann er­weist sich Aglau­ros auch noch als hab­gie­rig: Denn als sich Mer­kur in ihre Schwes­ter Herse ver­liebt, for­dert sie von dem Gott rei­chen Lohn dafür, dass sie ihm den Zu­gang zur Schwes­ter er­mög­licht. Nun hat Mi­ner­va genug: Sie möch­te ihre Die­ne­rin Aglau­ros be­stra­fen. Dazu macht sich die Göt­tin auf den Weg zu In­vi­dia, der per­so­ni­fi­zier­ten Ge­stalt der Miss­gunst oder des Nei­des, auf: Diese soll die Pries­te­rin im Auf­trag Mi­ner­vas mit ihrem zer­set­zen­den Gift des Neids in­fi­zie­ren.

  1. KINO im Kopf: Wer sieht? – Der point of view zu VV 9-37:

    Als Mi­ner­va mit ihrem Speer an die Türe pocht, flie­gen die Tür­flü­gel auf: Es kommt zur Be­geg­nung der Gott­heit mit In­vi­dia:

    1. Zeige, an wel­chen Stel­len im Fol­gen­den die Blick­rich­tung/der point of view wech­selt.
      Stell dir zu die­sem Zweck vor, du müss­test die Szene ver­fil­men, und be­stim­me, an wel­chen Stel­len die Ka­me­ra­ein­stel­lung sich än­dert und wo ein Film­schnitt ge­setzt wer­den muss.
    2. Be­le­ge den Wech­sel des point of view am la­tei­ni­schen Text. TIPP: Achte auf Aus­drü­cke und Ver­ben, die ein Sehen aus­drü­cken.
  2. Kopf­ki­no mit Köpf­chen zu VV 1-37:

    Die In­vi­dia-Epi­so­de zeigt nicht nur, wie ab­sichts­voll und raf­fi­niert der Blick des Le­sers ge­lenkt wird, sie the­ma­ti­siert und re­flek­tiert auch das Thema „Sehen“/vi­de­re. Der ganze Ab­schnitt der Verse 1-37 spielt mit den ver­schie­de­nen Be­deu­tun­gen, die sich aus der Ety­mo­lo­gie des Wor­tes In|vidia und stamm­ver­wand­ter Wör­ter er­ge­ben:

    • in|vi­de­re: auf etwas schau­en; mit nei­di­schem Blick an­se­hen
    • in|vidus,a,um: scheel auf etwas schau­end (vgl. im Deut­schen: [nei­disch] auf etwas schie­len/jdn. scheel an­schau­en): Beim Schie­len weiß man nicht, wohin genau je­mand schaut!); Neid und Miss­gunst sind da­durch cha­rak­te­ri­siert, dass sie ihren nei­di­schen Blick nicht offen zei­gen; es wirkt, als würde ein Nei­der eben nicht hin­schau­en (in|vi­de­re)
    • in|visus,a,um: un­ge­se­hen, un­sicht­bar: Neid und Miss­gunst kann man nur schwer oder gar nicht er­ken­nen bzw. sehen, Neid und Miss­gunst selbst blei­ben meist un­sicht­bar und ver­bor­gen
    • in|visus,a,um: ver­hasst; (aktiv) has­send
    • Ar­bei­te her­aus, wo im la­tei­ni­schen Text diese ein­zel­nen Be­deu­tungs­as­pek­te an­ge­spro­chen wer­den. Ori­en­tie­re dich am ge­ge­be­nen Bei­spiel:
    • z. B.: In­vi­di­as Be­hau­sung ist an einem ab­ge­le­ge­nen ab­so­lut licht­lo­sen Ort „in der Tiefe eines Tals ver­bor­gen“, d. h. In­vi­dia ist der Sicht­bar­keit ent­zo­gen und ei­gent­lich ganz und gar un­sicht­bar;
    • ...
    • ...
    • ...
  3. Kopf­ki­no – macht Un­sicht­ba­res sicht­bar

    Zur Kunst von Ovids „Kopf­ki­no“ ge­hört es auch, dass in be­son­de­rem Maße un­sicht­ba­res psy­chi­sches Er­le­ben und cha­rak­ter­li­che Ei­gen­schaf­ten für den Leser sicht­bar und er­leb­bar ge­macht wer­den.

    1. a. An die­ser Text­stel­le ge­lingt dies vor allem da­durch, dass eine ne­ga­ti­ve Cha­rak­ter­ei­gen­schaft, ein Las­ter, zu einer sicht­bar han­deln­den Per­son aus­ge­stal­tet ist, deren Äu­ße­res die ver­schie­de­nen As­pek­te der ne­ga­ti­ven Ei­gen­schaft ver­an­schau­licht. (Bei der Per­so­ni­fi­ka­ti­on der In­vi­dia an die­ser Stel­le han­delt es sich um eine Form der Al­le­go­rie [s. In­fo­kas­ten unten].) Er­gän­ze die fol­gen­de Ta­bel­le aus den Ver­sen 1-37:
Äu­ße­re Ge­stalt la­tei­ni­scher Beleg Bild für
schwar­zer Eiter nigro tabo (V 1) ab­sto­ßen­de und krank­haft-an­ste­cken­de Wir­kung von Neid
  eden­tem vi­pe­re­as car­nes (V 8f) zer­set­zen­de Kraft des Nei­des, der alle Freu­de an Po­si­ti­vem ver­dirbt und Schmerz ver­ur­sacht
blei­ches und ma­ge­res Äu­ße­res   Folge der stän­di­gen schmerz­haf­ten Be­schäf­ti­gung mit dem Er­folg bzw. Glück an­de­rer
Schlaf­lo­sig­keit    
  nusquam recta acies (V 17),
ob­li­quo lu­mi­ne (V 28)
 
gift­un­ter­lau­fe­ne Zunge    
    zer­stö­re­ri­sche Kraft des Nei­des
ei­ge­ne Be­ob­ach­tun­gen:    
Hin­weis

Der ganze Text mit wei­te­ren Auf­ga­ben fin­det sich im Down­load

 

In­vi­dia Epi­so­de (Schü­ler): Her­un­ter­la­den [docx][780 KB]

In­vi­dia Epi­so­de (Schü­ler): Her­un­ter­la­den [pdf][1 MB]

 

Wei­ter zu In­vi­dia: Mehr als Kino