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So­kra­tes, Text 3

Eras­mus von Rot­ter­dam (1466-1536), einer der gro­ßen Hu­ma­nis­ten der Re­nais­sance, äu­ßert sich über So­kra­tes:

Sokrates Text3

Eras­mus von Rot­ter­dam, Apoph­theg­ma­ta III So­cra­tes 36, Über­set­zung: Karl­heinz Gla­ser

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1 Die So­phis­ten, „Leh­rer der Weis­heit“, waren ge­bil­de­te Män­ner zur Zeit des So­kra­tes, die ihr Wis­sen gegen z. T. hohe Ho­no­ra­re an­bo­ten und ins­be­son­de­re junge Leute um sich schar­ten. Von man­chen Zeit­ge­nos­sen wurde So­kra­tes selbst zu den So­phis­ten ge­zählt. Der So­kra­tes­schü­ler Pla­ton legt in sei­nen Wer­ken je­doch gro­ßen Wert dar­auf, So­kra­tes gegen die So­phis­ten ab­zu­gren­zen. Eras­mus schließt sich hier Pla­ton an.

  1. Stel­len Sie aus dem la­tei­ni­schen Text die For­mu­lie­run­gen zu­sam­men, mit denen Eras­mus So­kra­tes und die So­phis­ten cha­rak­te­ri­siert.

    So­cra­tes

    so­phis­tae

    di­ce­bat se nihil scire (Z. 1f.)  
    in­qui­rebat
    de sin­gu­lis rebus tam­quam am­bi­ens
    (Z. 3)
    mo­de­s­tia (Z. 5) ⇐
    suam in­sci­ti­am agnos­ce­ret

    ⇒ (pro­fi­te­ban­tur nihil nesci­re [Z. 6])
    pu­bli­ce pro­fi­te­ban­tur sese
    ex tem­po­re re­s­pon­su­ros ad omnem ma­te­ri­am (Z. 7-9)
    ar­ro­gan­tia (Z. 6, 10)
    ⇒ illi hoc quo­que nesci­rent se nihil scire

     

  2. Er­läu­tern Sie, was im vor­lie­gen­den Kon­text mit der „iro­nia“ (Z. 5) des So­kra­tes ge­meint ist.

    „Hac iro­nia“ be­zieht sich auf die Äu­ße­rung des So­kra­tes, er wisse nichts – außer eben dies eine, dass er nichts wisse. Diese Be­haup­tung ist nicht wört­lich zu neh­men, wie Eras­mus durch den fol­gen­den Satz deut­lich macht: Es ist durch­aus nicht so, dass So­kra­tes nicht ei­ni­ges als si­cher er­kannt hätte, aber er ist sich eben be­wusst, dass seine Er­kennt­nis un­voll­kom­men ist. Durch die zu­ge­spitz­te For­mu­lie­rung, er wisse nichts, soll der Ge­sprächs­part­ner zum Nach­den­ken, zum Über­den­ken des ei­ge­nen Wis­sens ani­miert wer­den.

  3. Ver­glei­chen Sie auf der Grund­la­ge Ihrer Er­geb­nis­se zu (1) und (2) das Weis­heits­ver­ständ­nis von So­kra­tes und den So­phis­ten.

    Die So­phis­ten ver­ste­hen sich als Weis­heits­leh­rer, weil sie zu allen mög­li­chen Fra­gen sich äu­ßern kön­nen. Aus der Sicht des So­kra­tes han­delt es sich dabei aber eher um an­ge­be­ri­sche „Viel­wis­se­rei“. Er selbst sucht of­fen­sicht­lich ein tie­fe­res Wis­sen, und seine Weis­heit be­steht in der Er­kennt­nis der Un­voll­kom­men­heit des ei­ge­nen Wis­sens und in dem Be­wusst­sein, nicht im Be­sitz der Wahr­heit, son­dern immer noch auf der Suche nach ihr zu sein.

 

„Die phi­lo­so­phi­sche Wende“: So­kra­tes: Her­un­ter­la­den [docx][46 KB]

„Die phi­lo­so­phi­sche Wende“: So­kra­tes: Her­un­ter­la­den [pdf][387 KB]

 

Wei­ter zu So­kra­tes, Text 4